Rezension

Mouse Guard - Herbst 1152

Mouse Guard - Herbst 1152 - David Petersen

Mouse Guard 01
von David Petersen

Bewertet mit 4.5 Sternen

“Selbst der Kleinste vermag den Lauf des Schicksals zu verändern.“ (Galadriel)

Im Jahr 2006 erschien Mouse Guard: Fall 1152 als 6-teilige Heftserie in den USA .
Neben dem außergewöhnlich auffallendem quadratischen Format (7×7 Inch) besticht die Serie von Anfang an durch ein atemberaubendes Artwork, welches bereits auf den Covern der einzelnen Ausgaben erkennbar ist. Bei vielen Werken ist das Cover leider nicht repräsentativ für den qualitativen Inhalt, anders bei Mouse Guard, denn hier finden sich die liebevoll und detailreichen Bilder konsequent von der ersten bis zur letzten Seite.

Bemerkenswert ist, dass David Peterson sowohl zeichnet, als auch coloriert und die Story zu den ersten beiden Bänden abliefert: Eine wahre One Man Army an Kreativität!
Die Bilder sind klar strukturiert und wirken nicht überladen, dennoch sind unglaublich viele Einzelheiten zu erkennen und zu entdecken. In textarmen Passagen der Geschichten schafft es Peterson mühelos, die Bilder für sich sprechen zu lassen, ohne dass dadurch der Handlungsfluss gestört wird.
Fauna und Flora werden gekonnt abgebildet und passend in das mittelalterliche Œuvre der Geschichte eingefügt, gold-gelbes Laub oder auch Schneelandschaften, welche nicht einfach nur aus weißen Flächen bestehen, sondern über eine grandios dargestellte Textur verfügen.

Ähnlich wie in einer Fabel werden die Mäuse mit Persönlichkeiten versehen und vermenschlicht: Schnell werden dem Leser die unterschiedlichen Charaktereigenschaften deutlich, bemerkenswert, wie viel Mimik Petersen den Protagonisten verleiht.
Anders als z.B. in Disney’s Robin Hood ist die Maus in der Welt von „Mouse Guard“ nicht Sinnbild für ein ängstliches unterdrücktes Wesen, hier schlüpfen die kleinen Säuger unter anderem in Rollen, welche üblicherweise mächtigen humanoiden Kriegern und Rittern vorenthalten sind.
Mit mutigem Herz, wachem Geist und scharfen Schwert stellen sich die Mäuse allerhand Gefahren, Gegner, welche in der Nahrungskette über der Maus stehen.

Die Einwohner der Stadt Lockhaven werden von der Wache vor eben solchen Bedrohungen geschützt, die Helden Saxon, Kenzie, Lieam, Sadie und Celanawe haben einen Eid geschworen, alle Gegner abzuwehren und notfalls dafür mit ihrem Leben einzustehen.

Das letzte große Gefecht liegt zum Zeitpunkt der ersten Geschichte „Herbst 1152“ schon lange zurück:
Zwei Jahre zuvor (verglichen mit einem Mausleben fast schon eine halbe Ewigkeit) stand Lockhaven knapp vor der Eroberung durch einen feindlichen Kriegsherren.
Seitdem wurden strategische Maßnahmen getroffen, um die genaue Lage der Stadt vor künftigen Feinden geheim zu halten: Kartenmaterial, auf dem Lockhaven verzeichnet ist, darf nicht die Grenze der Stadtmauern verlassen.
Eine nicht vorhandene militärische Bedrohung bedeutet aber noch lange kein sorgenfreies Leben für die Mäuse, denn das Leben ist voller Alltagsgefahren. So wandelte sich die Funktion der Wache von einem reinen Soldatendasein zu Leibwächtern und Fährtensucher, um Wege zwischen den schwer auffindbaren Städten im Wald zu erkunden, Kolonnen und Handelsstraßen zu sichern. Die Wege sind gefährlich, denn jeder Gegner einer Maus ist schließlich an Größe und Kraft überlegen.

Zu den äußeren Bedrohungen kommt in der ersten Geschichte „Herbst 1152“ eine innere dazu:
Bei einer routinemäßigen Erkundung wird die Leiche eines Händlers gefunden, welcher sich als Spion entpuppt. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass er mit jemandem aus Lockhaven in Kontakt stand.
Gefährliche Ermittlungen beginnen…