Rezension

Must read

Stigmata - Beatrix Gurian

Stigmata
von Beatrix Gurian

Bewertet mit 5 Sternen

Der erste Satz
Sie versteckte den Brief in ihrer Rocktasche und eilte in ihr Büro im oberen Stockwerk, von dem aus sie einen guten Überblick über das Gelände hatte und jede Drückebergerin sofort entdecken könnte.
 
Meine Meinung
Inhalt
Emma bekommt einen Brief, der ein altes Foto enthält. In diesem Brief wird sie dazu aufgefordert, sich dem "Camp" anzuschließen, da sie dort auf den Mörder ihrer Mutter stoßen wird. Emma ist wie vor den Kopf gestoßen, ging sie doch bis dato davon aus, dass ihre Mom bei einem Unfall ums Leben kam.
Unsicher macht sich Emma also auf den Weg und betritt das Camp. Nichts ahnend, was für gruselige und schreckliche Dinge sie dort in Erfahrung bringen und auch erleben wird. Schon bald fragt sie sich: Wem kann ich vertrauen und bei wem lasse ich es lieber bleiben?

Keine Ahnung, wie lange ich so saß, unfähig, mich zu rühren, als wären meine Muskel gelähmt und mein Blut verdunstet. Ich war nur noch ein atmender Haufen von Haut und Knochen, und das war auch gut so. Meine Zeit war zusammen mit ihrer abgelaufen..
Zitat aus "Stigmata" 

Charaktere
Emma ist am Boden zerstört. Der Verlust ihrer Mutter hat sie zutiefst getroffen. Sie lebt nach dem Tod ihrer Mom Tod sehr zurückgezogen und lässt niemanden mehr an sich heran, bis sie den Brief erhält und sich im Camp wieder findet. Dort entwickelt sich die Protagonistin als Kämpferin, die zwar selbst unendliche Angst vor den schauerlichen Ereignissen bekommt, sich aber trotzdem niemals unterkriegen lässt.
Phillipp, Tom und Sophia sind mit Emma zusammen im Camp. Jeder hat etwas undurchschaubares an sich, was Emma manchmal verzweifeln lässt. Sie weiß nie so genau, ob sie ihnen trauen kann, oder nicht.
Becker, Nicoletta und Sebastian, die Betreuer des Camps lassen sich immer neue Dinge einfallen, die die Gruppe "stärken" sollen. So ganz geheuer sind diese Betreuer Emma allerdings auch nicht...

"Es ist vorbei, mein Schatz", hat sie gesagt und heißen Kakao gekocht, um mich zu trösten, als wäre ich eine Sechsjährige, die von der Schaukel gefallen ist. "Nick gehört nun zum Reich der Schatten, die man besser hinter sich lässt. Das Einzige, was zählt, ist die Liebe. Die zum Leben, zu den anderen und zu dir selbst.
Zitat aus "Stigmata" 

Gesamt
Das Cover ist für diesen Roman zweifellos unglaublich gut gewählt. Die Düsternis, die man auf dem Schutzumschlag erkennen kann, zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch. Schon am Anfang kam ich mir vor, als würde ich in eine Welt hineingezogen werden, in denen nur dunkle Farben existent sind. Alles ist so verdammt merkwürdig und undurchsichtig, dass ich gar nicht anders konnte, als immer weiter zu lesen.
Emma kam mir gleich auf den ersten Seiten extrem sympathisch rüber. Ihre innere Zerrissenheit, seit dem Tod ihrer Mutter konnte ich absolut nachvollziehen. Ihre Gefühle, die sie dem Leser preis gibt, sind echt und spürbar. Doch nicht nur die Charakteristik von Emma hat mir besonders gut gefallen. Hervorheben möchte ich außerdem die tollen Illustrationen, die in dem Buch zu finden sind. Die Fotos, die ebenfalls in dem Grün vom Cover gehalten sind, haben manchmal eine Gänsehaut bei mir ausgelöst. Sie waren stets passend zum Text und haben für einige Schauer gesorgt. Auch die verschiedenen Erzählperspektiven sind sehr gut. So erfährt der Leser nicht nur, was Emma gerade erlebt, sondern auch noch, was in ihrer und in der Vergangenheit ihrer Mutter passiert ist. Besonders letzteres hat mich sehr wütend, traurig und auch fassungslos gemacht. Was ihre geliebte Mom durchgemacht hat, ist an Grausamkeit für mich kaum zu überbieten. Ich bin wirklich froh, dass sich die Zeiten geändert haben!
Beatrix Gurian hat in "Stigmata" mit dem sehr düsteren Setting und einigen Schockmomenten einen für mich sehr empfehlenswerten Roman geschrieben, bei dem es mir äußerst schwer fiel, mal einen Moment zu pausieren. Langeweile findet man hier nicht, eher beißt man sich vor Nervosität an den Fingernägeln herum. Die verschiedenen Wendungen konnte ich meist überhaupt nicht fassen. Außerdem habe ich mich ständig dabei ertappt, wie ich verschiedene Personen verdächtigte und mir selbst ein Ende zurecht schusterte. Letztendlich hätte ich mir diese Vermutungen auch sparen können, denn es ist nichts so, wie es zu sein scheint...

Fazit
Ich kann nichts anderes sagen, als dass ich maßlos begeistert bin! Spannung ist bei "Stigmata" Programm und als wäre der enorme Spannungsbogen nicht schon genug, schleichen sich hier und da auch noch ein paar Gruselelemente ein, die mir manchmal eine Gänsehaut bereitet haben.
Zudem ist das Buch außen und innen total großartig gestaltet und ein Eyecatcher für jedes Bücherregal. Bei "Stigmata" passt einfach alles zusammen. 
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