Rezension

Mutmach Manifest und Bastelstunde

Tu, was du liebst! - Beth Kempton

Tu, was du liebst!
von Beth Kempton

Bewertet mit 2 Sternen

Viel zu viele Menschen sind gefangen in ihrem Alltag, ihrem Käfig. Dabei ist es gar nicht so schwer, eben dem zu entkommen und sich wieder frei zu fühlen. Mit diesem Gefühl kommt der Rest von ganz allein - sagt zumindest Beth Kempton. Und zeigt uns auch gleich noch ihren Weg dahin.

Gleich mal zu Beginn : Ich bin Skeptiker was Selbsthilfebücher angeht. Und auch wenn zwei Sterne ziemlich wenig erscheinen, das ist mehr als ein Selbsthilfebuch jemals von mir bekommen hat. Für dieses Genre ist "Tu was du liebst" für mich also fast schon ein Highlight, ich hab mich deutlich weniger aufgeregt als sonst.
Warum ich solche Bücher trotzdem immer wieder lese? Erstens interessiert es mich als angehende Psychologin einfach, was auf dem großen Markt an Schwachsinn verzapft wird um den Menschen ihr Glück näher zu bringen und zweitens suche ich immer noch nach der Ausnahme von der Regel, nämlich nach einem guten Buch, das ich guten Gewissens weiter empfehlen kann.

Wie gesagt ist Kempton da zumindest näher dran als jemals ein Autor zuvor. In diesem Buch gibt es nämlich tatsächlich den einen oder anderen sinnvollen Ratschlag, der helfen kann. Bei kleinen und bei großen Problemen. Immer. 
Da geht es dann meistens darum die eigene Situation aus ein bisschen Distanz zu betrachten und selbst wieder ein Gefühl dafür zu bekommen, was man selbst ändern kann. Das nimmt viel von dem Gefühl der Machtlosigkeit, das man in solchen Situationen oft hat.
Kempton verpackt das ganze dann natürlich noch viel netter als ich in meiner trockenen Rezension, mit kleinen Übungen und Bildchen und viel Liebe.
Verdammt ja! So muss ein Selbsthilfebuch sein! Sinnvoll, hilfreich und noch irgendwie unterhaltsam, sodass man am Ball bleibt! Glaubts mir, ich war kurz davor eine Party zu schmeißen weil ich fast nicht glauben konnte sowas wirklich mal zu finden. 

Joa. Und dann driften wir in die üblichen Sphären der Selbsthilfewelt ab. Irgendwie sind die Wälzer doch alle gleich. Da hätten wir :
Erstens : Selbstbeweihräucherung der Autorin, die aber trotzdem natürlich immer versucht, TOTAL menschlich zu bleiben. Heeey, wir sind doch alle Freunde, wir sind gar nicht verschieden, ich hab das selbe durch wie ihr ABER guckt mal, was ich alles geschafft hab und wie unglaublich lässig mein Leben ist! Na, neidisch? Effekt ist immer der gleiche : Der geneigte Leser fühlt sich beschissener in seinem "Käfig" und nicht besser, wir haben nämlich meistens eher nicht die Möglichkeit mal eben eine Strandhütte zu kaufen um damit zu uns selbst zu finden. 
Zweitens : Marketing. Ja, es geht immer nur ums Geld. Und ich habe noch kein verdammtes Buch gesehen, das nicht noch versucht hat, mir das dazugehörige Programm anzudrehen. Herrgott, seid doch einfach mal zufrieden - Ich HAB euch doch schon Geld in den Rachen geworfen für diesen Wisch (Gut, zugegeben, ich persönlich jetzt nicht, aber der Leser im Allgemeinen..). Kleiner Finger, Ganze Hand undso. Ein bisschen wie Teleshopping in gedruckter Form. Es nervt.
Drittens : Beschäftigungstherapie. Immer, immer, immer soll ich Bilder malen oder mir verdammte Motivationssprüche an die Wand kleben. Genau, weil ich SICHER ab jetzt jeden Tag brav den Hintern hoch kriege und zum Sport gehe, nur weil ich da jetzt so nen super individuellen, wahnsinnig inspirierenden Pinterest Spruch in Bunt und mit Glitzer hängen hab. Logo. Genau so funktioniert die Menschliche Psyche. Der Schweinehund hat Angst vor Bunt.

Ach Mensch. Es hat echt nicht schlecht angefangen. Und Kempton schreibt auch echt nett, wirkt sympathisch und das Buch lässt sich super lesen. Die Nützlichkeit ist aber halt trotzdem eher.. mau.
Fazit also : Für ein Selbsthilfebuch nicht schlecht, für sich allein betrachtet leider schon.