Rezension

Mysteriös und beklemmend

Talmon - Nicole Kohlstock

Talmon
von Nicole Kohlstock

Beschreibung:
-Wenn du dir wünschst, du wärst von allen guten Geistern verlassen-
Sein Sohn hasst ihn. Seine Tochter hat sich mit ihrem Bruder ständig in den Haaren. Und zu allem ist seine Frau ungeplant schwanger geworden. - Der Fotograf Robert Trenkmann sehnt sich nach einem Neuanfang für sich und seine Familie. Da kommt das Angebot von seinen Großeltern, als Hausmeister auf dem Landsitz seiner Ahnen zu arbeiten, wie ein Geschenk des Himmels. Die Geschichten über das Anwesen schrecken Robert nicht ab. Er glaubt nicht an Geister. Sein Umzug mit Frau und Kindern ist schnell getan. Der Neuanfang scheint perfekt, da dämpfen nächtliche Schritte auf dem Dachboden, tote Spinnen in der Post und ein blutiges Geschenk die Freude der Familie. Rasch zeigt sich, dass nicht Geister ihr Problem sind und auch nicht die eigenwilligen Menschen im angrenzenden Ort. Etwas lebt mit ihnen in dem Haus und es will sie dort nicht haben.

Die Autorin:
Nicole Kohlstock kam 1979 in Frankfurt/Oder auf die Welt. Mit ihren vier Geschwistern wuchs sie in Leipzig auf, wo sie früh mit dem Schreiben begann. Sie schrieb für Freunde, Verwandte, die Schule, sich selbst. Heute lebt sie mit ihrem Mann und zwei Kaninchen-Damen in Weimar. Der Fantasy-Thriller 'Talmon' ist ihr Debütroman.

Meine Meinung:
Wer würde dieses Angebot nicht annehmen? Robert Trenkmann nimmt den Vorschlag seiner Großeltern nur zu gern an, sich um den großen Landsitz seiner Vorfahren fortan zu kümmern. In seinem Leben läuft es sowieso nicht gerade so, wie er es gern hätte. Sein Sohn Dennis macht laufend Ärger, seine Frau ist schwanger, und Robert fühlt sich von den Schatten seiner undurchsichtigen Vergangenheit verfolgt. Ohne zu ahnen, dass ihm etwas schwer auf der Seele lastet, denn seine Mutter kam bei einem Unfall um, als er noch ein Kind war.
Auch das Verhältnis zu seinem Vater ist angespannt.
Über das Anwesen ranken sich mysteriöse Geschichten, doch das hält Robert nicht ab, wieder ein Band zu seiner Vergangenheit zu knüpfen. Vielleicht hätte er es lieber bleiben lassen sollen, denn einmal dort eingezogen, mehren sich eigenartige Vorkommnisse. Irgendetwas scheint in dem Haus zu sein, und man fragt sich unwillkürlich, wer oder was es ist. Da sind Schritte, Gelächter, Augenpaare, die ihn verfolgen . . .

"Talmon" ist ein Buch, das sich absetzt. Die Mischung aus Fantasy und Thriller ist wahrhaft gelungen. Dabei würzt die Autorin noch das Ganze mit einer gehörigen Portion Spannung und Grusel.
Die Szenen, in denen Robert sich dem "Gegner" stellt, als er durch die dunklen Gänge des Hauses hastet, durch einen Tunnel kriecht und herausfinden will, was ihn dort beobachtet, sind richtig Furcht erregend und beklemmend geschrieben. Solche Situationen sieht man sonst im Film und sitzt mit einem Kissen in den klammen Händen da.
Das ist der Autorin sehr gut gelungen.
Lange tappt der Leser im Dunkeln, was genau dort haust oder zu Besuch ist, und wie sich die ganze Geschichte auflöst. Das fand ich toll, wo man doch bei vielen Büchern ahnt, was überhaupt gespielt wird.
Ich mag es, wenn sich Geschichten absetzen.

Man wusste auch nicht, wem man trauen konnte, und was die Träume von Robert zu bedeuten hatten. Alles schön vage und geheimnisvoll gehalten. Natürlich spielen die Ahnen - wie sollte es bei so einem geschichtsträchtigen Anwesen auch anders sein - eine tragende Rolle.

Nicole Kohlstock punktet außerdem noch mit einem bildhaften Schreibstil, in dem man die Szenerie, das rätselhafte Haus, den verwilderten Garten und die jeweiligen Begebenheiten praktisch vor dem geistigen Auge sieht.

Man fragt sich ständig, was wohl als Nächstes geschieht und fiebert förmlich mit.

Das Buch kann ich allen Lesern empfehlen, die mal etwas anderes, überraschendes lesen möchten, sich gern gruseln und spannende Auflösungen mögen.

5 Sterne.