Rezension

Mystery-Thriller mit Gruseleffekt

Blind Walk - Patricia Schröder

Blind Walk
von Patricia Schröder

Zitat:
„Der Boden ist rau und uneben, eine Mischung aus trockenharter Erde, borstigen Grasbüscheln und kieselgroßen Steinsplittern, die sich mir in die Haut bohren.“
(S.33)

„Ich tauche zwischen zwei Birken ins Sumpfgebiet ein. Ein lieblich moosiger Duft umfängt mich und erste Sonnenstrahlen tasten sich zaghaft durch die Zweige.“
(S.63)

Inhalt:
Lida lässt sich nicht davon abbringen. Unbedingt will sie ihren Freund Jesper zu diesem Outdoor-Event, einem Blind Walk, begleiten. Jesper gibt schließlich nach und übernimmt sogar die Verantwortung für Lida, weil sie noch nicht volljährig ist.

Nachdem man sie mitten im Wald abgesetzt hat, geht es auch schon los. Neben Lida und Jesper sind weitere Jugendliche mit von der Partie. Doch etwas läuft bei diesem Blind Walk gehörig schief. Die Gruppe gerät immer mehr in die Irre. Und dann entdecken sie auch noch einen Toten. Erste Anflüge von Panik verbreiten sich unter ihnen. Ein Mörder scheint hinter ihnen her zu sein. Selbst innerhalb der Gruppe entsteht ein Misstrauen. Denn jeder könnte etwas verbergen. Und jeder könnte sterben.

Meinung:
„Blind Walk“ hatte ich irgendwie schon auf meinem Zettel stehen. Irgendetwas hat mich jedoch immer wieder davon abgehalten. Doch wie es der Zufall wollte, kam das Buch dann letztendlich zu mir. So konnte ich mich nicht lange vom Lesen abhalten und tauchte in die Seiten ein.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Patricia Schröder geht hier gleich mit einem ordentlichen Tempo ins Rennen, so dass ich mich mitreißen lassen konnte. Kompromisslos ließ ich mich treiben und harrte der Dinge, die da kamen.

Die Geschichte wird in Gegenwartsform aus der Sicht von Lida erzählt. Im weiteren Verlauf blitzen immer wieder andere Perspektiven auf, die insgesamt erst zueinander finden mussten. Bis dahin war für mich nicht immer ersichtlich, welche Richtung eingeschlagen werden würde. Neugierig geworden überwand ich diese kleinen Hürden und konnte mich auf die Geschichte einlassen.

Denn Patricia Schröder gelang es, mich mit ihrem angenehm zu lesenden Schreibstil und dem Setting des Plots zu fesseln und mitzunehmen. Zum Glück war im Innenklappentext der Begriff „Mystery-Thriller“ enthalten – wenn auch leicht zu überlesen-, so dass ich von der übersinnlich angehauchten Wendung dann später nicht allzu sehr überrascht wurde. Ansonsten wäre die Verwunderung meinerseits wahrscheinlich wirklich hoch gewesen, weil ich ursprünglich schon etwas anderes erwartet hatte.

Die Protagonistin Lida ist alles in allem wirklich mit ihrem Leben zufrieden. Mit ihrem Freund Jesper trifft sie sich regelmäßig. Die Beiden sind jetzt schon seit einem halben Jahr zusammen. Doch der Blind Walk verändert irgendwie alles. Sie beginnt an ihrem bisherigen Leben zu zweifeln, sieht alles in einem neuen Licht. Die Wahrheiten, die ihr offenbart werden, runden das Ganze nur noch ab. Lida ist eine recht offene Siebzehnjährige, die weiß, was sie will. Ihre Entschlossenheit zeigt sie in verschiedenen Situationen und versucht dabei, Stärke zu beweisen. Und doch wird sie von den Ereignissen eingeholt. Ihre Gedanken klangen für mich nachvollziehbar, wenn auch manchmal etwas schnelllebig und übereilt. Teils konnte ich ihre Gefühle durchaus nachvollziehen, die Reaktion darauf jedoch nicht immer durchgängig.

Patricia Schröder bedient mit den eingesetzten Mitteln die gängigen Anforderungen an eine spannende Geschichte. In „Blind Walk“ fand ich eine gruselige Umgebung, eine Gruppe von Menschen, die sich bisher noch nie getroffen hat und eine Bedrohung von außen in Form eines Mörders. Dies alles wurde wirklich gut umgesetzt, so dass einem mitfiebernden Lesen nichts entgegen stand. Beschreibungen werden nicht überzeichnet. Kleinere Irritationen und nicht immer charaktertypische Handlungen konnte ich dabei fast übersehen, da ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht.

Mit dem Ende der Geschichte treibt Patricia Schröder die Spannung nochmals ordentlich in die Höhe, bevor ein beruhigender und zufriedenstellender Ausklang gefunden wird.

Urteil:
In einer beklemmenden und bedrohlichen Atmosphäre trieb mich Patricia Schröder durch „Blind Walk“, ließ mich mit den Charakteren bangen und hoffen und verschaffte mir so manchen Gruselschauer. Insgesamt hat mir die Geschichte so gut gefallen, dass ich für „Blind Walk“ 4 Bücher vergebe.

Für alle, die vor Herausforderungen nicht zurückschrecken, Zwischenwelten akzeptieren und Charaktere nicht vorverurteilen.

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