Rezension

Nach anfänglichen Schwierigkeiten ein sehr schönes Buch

Eine Handvoll Worte - Jojo Moyes

Eine Handvoll Worte
von Jojo Moyes

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der erste Satz

"Elli Haworth erblickt ihre Freunde in der dicht gedrängten Menge und schlängelt sich an die Bar."

Meine Meinung
Ellie Harworth arbeitet bei einer der führenden Zeitungen Londons. Sie ist aber mit ihren Gedanken so bei ihrem Liebsten, der einer anderen Frau gehört, dass sie ihre Arbeit nun mehr schlecht als Recht erledigt. Eine gute Story muss her, um ihren Job und ihren Kopf retten zu können. Wie der Zufall es so will, findet sie im Archiv ihrer Zeitung einen handgeschriebenen Brief. Ellie ist sofort Feuer und Flamme und möchte die Personen, die hinter diesem Brief stecken finden. Nichts ahnend, was für eine berührende, traurige Geschichte sich dahinter verbirgt.

"Jetzt weiß ich, dass es eine närrische Ansicht von Liebe ist. Du und ich könnten uns ebenso wenig nicht lieben, wie die Erde aufhören könnte, die Sonne zu umkreisen.
Seite 133 (Tolino shine) "

"Ein handvoll Worte" spielt in verschiedenen Zeiten. In diesen Zeiten spielen auch verschiedene Charaktere. Im Jahre 2003, gleich am Anfang des Buches, lernen wir Ellie kennen, die sich in einen Mann verliebt hat, der allerdings schon vergeben ist. Ich habe die Protagonistin nicht gemocht und den Einstieg in die Geschichte als äußerst ermüdend empfunden. Nicht nur der Prolog, in dem wir Ellie kurz kennen lernen, sondern auch die ersten Kapitel wo Jennifer Stirling die Bühne betritt waren mir viel zu langatmig. Es kamen neben der Protagonistin noch zig andere Charaktere ins Spiel, die alle abwechselnd mit Vor- und Zunamen angeredet wurden. Ist man von den vielen Namen schon verwirrt, kommen auch noch zig verschiedene Zeitsprünge vor, die in keinster Weise gekennzeichnet wurden. Ich habe oft vor dem Buch gesessen und wusste gar nicht, warum jetzt das und jenes passieren kann, wo doch im letzten Kapitel noch was völlig anderes geschehen ist. Nach diesem Verwirrspiel war ich kurz davor das Buch einfach abzubrechen, weil es mich schlicht genervt hat. Doch mein Durchhalten wurde belohnt. Ab dem 6. Kapitel wurde es richtig gut. Ich hatte mich eingelesen und fand alles nicht mehr so anstrengend wie zu Beginn. Ich habe mich sehr mit Jenny anfreunden können, und habe ihre Haushälterin total geliebt. Auch die Szenen in denen der Journalist Anthony auftaucht haben mich immer wieder entzückt. 

"Doch plötzlich, mitten in dieser kleinen, irrwitzigen Szene wurde mir klar, dass es ein wundervolles Geschenk ist, jemanden da draußen zu haben, der dich versteht, dich begehrt, in dir etwas Besseres sieht. Auch wenn wir nicht zusammen sind, ist es ein Quell des Beistands für mich, zu wissen, dass ich dieser Mann für dich bin.
Seite 326 (Tolino shine) "

"Eine handvoll Worte" ist ein sehr spezieller Roman. Zu Beginn dachte ich, dass Jojo Moyes es doch besser kann. Sie kann fiktive Charaktere zum Leben erwecken und den Leser mit den ganzen Emotionen füttern, die ihre erschaffenen Personen in der Geschichte empfinden. Lange Zeit habe ich davon leider nichts gespürt. Es dauerte eine ganze Weile bis sich alle Handlungsstränge zusammen fügten. Zu diesem Zeitpunkt habe ich auch alles miterlebt was Jennifer erlebt hat. Die Geschichte lief wie ein Film vor meinen Augen ab und hat mich zum Ende hin doch noch sehr berührt und auch überzeugt!
Jojo Moyes Werk ist kein leichter Roman. Ihre Erzählkunst variiert. Schreibt sie über Jennifer und die 60er Jahre merkt man, dass sich was verändert. Sie hat ihre Schreibweise dem des jeweiligen Jahres angepasst, was ich wirklich großartig finde. Es ist zwar eine enorme Umstellung, die mir nicht leicht gefallen ist, aber wenn man sich erstmal darauf eingelassen hat und in die Geschichte eingetaucht ist, lernt man sie zu lieben.
Das Ende hätte mich fast erneut zum Heulen gebracht, aber ich konnte die Tränen noch wegdrücken...

""Ich habe Angst..."
"Wovor?"
Ihre Stimme wird zu einem Flüstern: "Ich habe Angst, dass mich niemand so lieben wird."
Seite 325 (Tolino shine) "

Fazit
Am Anfang war ich kurz davor "Eine handvoll Worte" abzubrechen, nun bin ich froh, es nicht getan zu haben. "Eine handvoll Worte" ist kein Buch, welches man mal eben so zwischendurch lesen sollte. Man sollte sich Zeit nehmen um alles richtig zu verstehen und aufnehmen zu können. Ich finde es ist ein gelungener, anspruchsvoller Roman, in dem von allem was zu finden, der aber manchmal ein bisschen zu kompliziert und verwirrend geschrieben ist. 
Ich habe ewig überlegt, wie ich dieses Buch bewerten soll. Da der Anfang für mich langweilig und auch sehr anstrengend zu lesen war, gibt es schon mal Punktabzug. Hinzu wurde ich mit Ellie nicht richtig warm und ich empfand die Zeitsprünge und die gefühlten tausend Charaktere als zu viel. 
"Eine handvoll Worte" ist kein durchschnittliches Buch. Nein, es ist besser. Dennoch kann ich keine vier Punkte vergeben, weil es meiner Meinung nach doch mehr als nur Kleinigkeiten waren, die mich an diesem Roman gestört haben.
 

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