Rezension

Nach Anfangsschwierigkeiten überzeugend

Totenkalt - Stuart MacBride

Totenkalt
von Stuart MacBride

Bewertet mit 4 Sternen

Es kommt knüppelhart für Sergeant Logan McRae. Zuerst steht der Tag an, an dem die lebenserhaltenden Maßnahmen für seine seit mehreren Jahren im Koma liegende Freundin abgestellt werden sollen. Dann stirbt ein Aberdeener Unterweltboss, mit dem er verbandelt war und der ihm eine Viertelmillionen, aber auch das Angebot, das Unterweltimperium weiterzuführen hinterlässt. Zwar hat McRae nicht das geringste Interesse daran, aber ein anderes Mitglied der Gang, das sich selbst zum Nachfolger ernennt, sieht in ihm einen Rivalen, den es auszuschalten gilt, was unvermeidlich auf einen Showdown hinausläuft. Da spielt es kaum noch eine Rolle, dass er anlässlich einer Ermittlung in die Abteilung seiner ehemaligen Vorgesetzten Steel versetzt wird, mit der ihn so einiges verbindet, u.a. die Tatsache, dass er der Samenspender ihrer Kinder war. Ein Spediteur wird vermisst, kurze Zeit später wird eine Leiche gefunden, doch wider Erwarten ist es nicht der Vermisste, sondern sein Geschäftspartner. Die Art und Weise, wie er ermordet wurde, trägt eine typische Unterwelthandschrift, was sich zu bestätigen scheint, als der Vermisste wieder auftaucht und von Schulden bei einem Unterweltboss spricht. Somit scheint eigentlich alles klar zu sein, der Kampf um die Nachfolge des gestorbenen Aberdeener Clanchefs ist entbrannt, was Logan McRae um so mehr in die Bredouille bringt. Sein Abwehrkampf an vielen Fronten bringt ihm so manche Blessuren und Verwundungen bei, aber letztendlich geht er als Sieger hervor.

"Totenkalt" ist Teil einer Reihe, wie sich an einigen Stellen insofern bemerkbar macht, als dass der Leser nicht immer sofort Bezüge erkennen kann sondern sich aus Andeutungen die  Bezüge zusammenreimen muss. Aber das ist nicht das große Problem, im Großen und Ganzen gelingt dies dem Leser. Ärgerlich ist eher der bisweilen mehr als schnoddrige Umgang der Protagonisten miteinander. McRaes Vorgesetzte macht den Eindruck, als ob sie am Tourett-Syndrom leide. Und die ständigen Verwundungen, die McRae davonträgt, sind nach meinem Dafürhalten einfach zu viel des Guten, so viel kann ein Mensch gar nicht aushalten, zumindest nicht ohne längeren Krankenhausaufenthalt. Aber das Stehaufmännchen McRae verarztet sich selbst und steht am nächsten Morgen wieder dienstbereit auf der Matte. Das ist mir dann doch etwas zu dick aufgetragen, es passt er in die 40er Jahre "Hard-boiled" Romane aus den USA als in einen modernen Thriller.

Dennoch überzeugt das Buch, hat man die ersten irritierenden Hürden übersprungen, durch die vermittelte Spannung.