Rezension

nach schwerem Einstieg einfach nur „wow“

Zersetzt
von Michael Tsokos Andreas Gößling

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich hatte einen schweren Einstieg und war eigentlich gar nicht so begeistert. Aber dann hat sich das Buch zu einem wahren Pageturner entwickelt!

Cover: Ich mag vor allem, wie es sich anfühlt. So rau, Name und Titel erhoben und auch die rote Wunde anders. Vom Gefühl her liebe ich es! Auch das Innenleben mit Bildern und Karten ist wunderbar liebevoll gestaltet. Das dunkle Cover an sich, wahrscheinlich Stoff und darunter eine Wunde, passt hervorragend zum Thriller, auch wenn es zum Titel "Zersetzt" scheinbar eher nicht passt. Auf jeden Fall ein Hingucker, den ich mir im Laden näher angeguckt hätte.

Inhalt: Rechtsmediziner Dr. Fred Abel muss gleich drei Fälle bearbeiten. Ein vermeintliches Waterboarding-Opfer, ein Serienkiller, der seine Opfer etwas in die Kniekehle spritzt, und dann noch ein Einsatz in Transnistrien, bei dem er zwei Leichen identifizieren muss.

Eigene Meinung: Zuerst muss ich sagen, dass ich den "Vorgänger" Zerschunden nicht gelesen habe. Für die Story macht das zum Glück nichts, da die Handlung zehn Monate vor dem vorherigen Roman spielt. Neulinge können somit gut auch mit Zersetzt anfangen. Es ist ein True-Crime-Thriller, er beruht also teilweise auf wahren Begebenheiten (die Autoren schreiben dazu im Nachwort einige Worte). Das macht die Geschichte an sich natürlich bedrückender.

Am Anfang war mir alles zu viel. Zu viele Personen, zu viele Namen, zu viele Handlungen. Das war schon etwas verwirrend und ich bin das ein oder andere Mal durcheinander gekommen. Die ausländischen Namen sind teilweise dann auch noch sehr fremd und bei Transnistrien, wo Abel hingeschickt wird, bliebe ich auch permanent an dem Wort kleben. Der Raum ist auch nicht so meins, bin eher westlich interessiert, vielleicht irritierten mich anfangs deswegen Namen, Ort und Handlung so. Wobei ich doch mal Russisch gelernt habe... Politik spielt auch eine große Rolle, weswegen ich auch eher desinteressiert war.

Anfangs wollte bei mir nicht ganz so die große Spannung aufkommen und mit den Figuren, also allen voran Dr. Abel, bin ich ganz schwer warm geworden. Aber während ich im ersten Teil noch recht skeptisch war und mit der Geschichte nicht so warm wurde, hat sich danach der Roman nun wahrlich gesteigert und gefiel mir deutlich besser. Ich konnte flüssiger lesen und bin richtig in der Geschichte drin gewesen. Abel ist mir sogar näher gekommen. Es wurde mehr und mehr zum Pageturner. Gegen Ende ist dies etwas abgeflacht, aber auch der letzte Abschnitt hatte einiges zu bieten. Mit den jeweiligen Auflösungen bin ich zufrieden, was meistens eher nicht der Fall ist.

Gut fand ich, dass nur wenige Fremdwörter bzw. Fachjargon benutzt wird. Dadurch gerät das Lesen nicht sonderlich ins Stocken und es bleibt trotzdem real. Etwas nervig und vor allem unnötig waren die Orts-, Raum- und Zeitangaben bei jedem Kapitel.

Fazit: Ich hatte einen schweren Einstieg und war eigentlich gar nicht so begeistert. Aber dann hat sich das Buch zu einem wahren Pageturner entwickelt! Es war zwar etwas zu politisch für mich, aber alles war sehr stimmig und macht vor allem Lust auf mehr! Die Figuren blieben manchmal etwas zu blass, aber dafür ist die Geschichte im Eiltempo voran getrieben worden. Nachdem ich dann gelesen habe, dass beide Autoren Fans der Serie 24 sind, war mir dann einiges klar!^^

Ich habe dem Buch 4,5 Sterne gegeben.