Rezension

Nachdenklich stimmende Tragikomödie

Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden
von Genki Kawamura

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der namenlose Protagonist ist 30 Jahre alt, Postbote und wohnt alleine mit seinem geliebten Kater Weißkohl. Als er erfährt, dass er bald sterben wird, fällt ihm erst auf, was für ein tristes Leben er bislang eigentlich geführt hat. Als dann der Teufel einen Deal anbietet, zögert er nicht lange. Der Roman erschien in Japan übrigens bereits 2012 und wurde dort auch 2016 verfilmt.

Die Grundidee des Buches finde ich sehr spannend, auch wenn sie natürlich recht schräg ist. Für jeden Tag Leben muss die Hauptfigur eine Sache von der Welt verschwinden lassen, die der Teufel aussucht. Jedes Kapitel behandelt einen Tag und somit eine Sache, die von der Welt getilgt wird. Der Postbote macht sich Gedanken über diese Dinge, welche Bedeutung sie für die Menschen und für ihn speziell haben/hatten, und er erinnert sich an sein Leben, an seine große Liebe, an seine Eltern und seine beiden Katzen, von der eine noch bei ihm lebt. Durch diese Analysen und Erinnerungen lernt man ihn nach und nach besser kennen. Ich fand ihn sehr sympathisch und konnte mit ihm fühlen. Seine Gedankengänge fördern viele (oft unangenehme) Wahrheiten zu Tage und stimmen durchaus nachdenklich. Seine Erinnerungen, vor allem die an seine verstorbene Mutter, sind teils sehr emotional und haben mich wirklich berührt. 

Auf der einen Seite hält der Postbote am Leben fest und möchte nicht sterben, auf der anderen Seite fängt er langsam an, sein Schicksal anzunehmen und loszulassen. Er reflektiert sein bisheriges Leben und erkennt, dass es nicht darauf ankommt, wie lange, sondern wie intensiv man gelebt und geliebt hat.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und ich bin durch das mit 190 Seiten sowieso schon nicht allzu dicke Buch regelrecht geflogen. Auch wenn die Thematik ernst ist, finden sich hier etliche humorvolle Stellen.

"Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden" ist eine ruhige, aber emotionale Tragikomödie, die sich mit den schwierigen Themen Verlust, Trauer und Tod beschäftigt. Nachdem ich wegen der etwas schrägen Geschichte anfänglich noch etwas skeptisch war und befürchtete, dass es ins Alberne abdriften könnte, hat es mir dann doch sehr gut gefallen.