Rezension

Nachts, wenn mein Mörder kommt

Nachts, wenn mein Mörder kommt - Deborah Bee

Nachts, wenn mein Mörder kommt
von Deborah Bee

Bewertet mit 5 Sternen

Sarah ist eine 28-jährige junge Frau, die nach einem Überfall im Koma liegt. Sie kann sich nicht erinnern, was geschah und sie kann sich auch nicht bewegen oder die Augen öffnen. Aber sie kann alles hören, was gesprochen wird. Anhand der Gespräche, die in ihrem Krankenzimmer geführt werden, erfährt sie, dass sie fast ermordet worden wäre. Wer hat sie überfallen und warum? Mit aller Macht versucht sie sich zu erinnern und aufzuwachen.

Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen und ich war von Anfang bis Ende gefesselt. Die Autorin hat einen packenden Roman geschrieben, der eine subtile Spannung aufbaut und psychologischen Spielraum schafft.
Der Schreibstil war flüssig und sehr gut verständlich. Die Geschichte wird in vielen kurzen Kapiteln in der Ich-Form erzählt, die sich zwischen Sarah und Kelly abwechseln. Bei den Abschnitten von Sarah sind ihre Gedanken kursiv gehalten, so dass ich ihre Gedanken mit den Gesprächen der Besucher im Krankenzimmer bestens auseinanderhalten konnte.
Die Situation von Sarah war sehr erschreckend. Sie liegt im Koma und bekommt alles mit, was gesprochen wird. Auch was die Ärzte über sie und ihren Zustand sagen und die Hoffnungen, die sie den Freunden und Verwandten geben oder nehmen. Doch sie kann sich nicht bemerkbar machen.
Im Verlauf des Buches erinnert sich Sarah an immer mehr Dinge aus ihrer Kindheit und ihrer heutigen Lebenssituation. Immer mehr Bruchstücke werden klar und ergeben am Ende ein schockierendes Gesamtbild. Das fand ich unglaublich faszinierend.
Doch auch die Kapitel um Kelly fand ich interessant und spannend. Sie und Sarah sind Nachbarinnen und hatten sich angefreundet. Wie tiefgehend die Freundschaft war, zeigte sich im Laufe des Buches. Anfangs war das noch nicht klar, denn die beiden hatten ja schon einen ziemlich großen Altersunterschied. Doch einen Grund musste es ja geben, dass Kelly täglich im Krankenhaus war. Hatte sie vielleicht was mit dem Überfall auf Sarah zu tun? Ich war sehr gespannt. Die Passagen von Kelly sind sprachlich ihrem jugendlichen Alter angepasst und wirkten dadurch sehr realistisch auf mich. Auch bei Kelly hat die Autorin alles langsam und Stück für Stück ans Licht kommen lassen.
Die Idee hat mir sehr gut gefallen, denn für mich war in keinster Weise abzusehen, wohin sich die Geschichte bewegen wird und was der Grund für Sarahs Koma ist. Ich habe mir zwar meine Gedanken gemacht, die ich dann aber immer wieder verwerfen musste, weil ein weiteres Detail ans Licht kam, wodurch alles wieder ganz anders erschien. Das Ende war dann stimmig und hat mich wirklich berührt.

Ein spannender und fesselnder Roman, der mir sehr gut gefiel. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.