Rezension

Nan, ist eine Person die kämpft, obwohl sich kaum einer um sie bemüht

Up in Flames - Entbrannt - Abbi Glines

Up in Flames - Entbrannt
von Abbi Glines

Bewertet mit 4 Sternen

Meinung:

Bereits in den Vorgängern der "Rosemary Beach"-Reihe haben wir Nan kennen gelernt und zugegebener Maßen hat sie sich mit ihrem Verhalten in kein gutes Licht gerückt und auch nicht darum bemüht, dies zu ändern. Ebenso Charaktere deren Geschichten wir schon miterleben durften, lassen kein gutes Blatt an ihr, bemühen sich jedoch darum, ihre Abneigung im Zaun zu halten, da ihr Bruder Rush trotz ihrer Fehltritte immer für sie da ist. 

Befehle entgegenzunehmen. Damit kam ich nur schwer klar. Eigentlich überhaupt nicht. Cope kam mit einem Killerblick in den Augen zu mir zurück. Er war stinkwütend auf mich. Da wartete ich lieber erst mal ab, was er zu sagen hatte, ehe ich zur Verteidigung überging.

Mein damaliger erster Eindruck von Nan, war der einer oberflächlichen Zicke, die jede positive Gefühlsregung versucht im Keim zu ersticken. Nur von wenigen Menschen hat sie bekommen was sie sich gewünscht, aber nie geäußert hat, weshalb Rushs Beziehung zu Blair für sie ein Dorn im Auge war. Eine Frau, die sich in ihren Augen zwischen die beiden stellt. Allerdings hat Rush Nan niemals hängen lassen, viel mehr waren es ihre Befürchtungen, die sie selbst dazu gebracht haben, sich von ihm zu distanzieren. 

Schon als Kind hatte ich nichts besser beherrscht, als meine Gefühle zu verbergen, damit niemand meinen wahren Seelenzustand erkannte.

Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlen muss, die offenkundige Ablehnung gegen die eigene Person zu durchleben. Obwohl die Männer von Rosemary Beach selbst Fehler begangen und letztendlich doch ihr Glück gefunden haben, so sind sie Nan gegenüber blind. Sie bemühen sich gar nicht hinter ihre eisige Fassade zu blicken oder haben den Versuch längst aufgegeben, was mir für sie sehr leid getan hat. 

Major scheint neben Rush jemand zu sein, der ihr wenigsten Ansatzweise das Gefühl von Wärme vermittelt, dabei scheint es allerdings so als wüsste er selber nicht, was er will. Sein ständiges hin und her mitzuverfolgen war nervenaufreibend und für Nan wieder ein Schlag ins Gesicht, trotzdem sie sich bemüht hat, seine offensichtlichen Geheimnisse zu akzeptieren und zu verdrängen. Für ihn scheint sie nur eine Zu- bzw. Ausflucht zu sein, ohne das Nan ahnt, dass sie hier nur Mittel zum Zweck ist. 

Böse Menschen wurden geschaffen, nicht geboren. Das war eine Tatsache, wie ich inzwischen wusste. Ich hatte es immer wieder miterlebt. Nan war eine zutiefst beschädigte und verletzte Frau. Gab es etwas Gefährlicheres? Ich bezweifelte es.

Mit seinem hin und her hat mich Major ganz schön zur Weißglut gebracht. Nans kalte Fassade entpuppt sich schnell als Schutzmauer, da sie im Leben schon viel zu oft verletzt wurde und diese Barriere ihr den Halt liefert, nicht in all ihrem Kummer zu versinken. Einerseits scheint Major Nan nur als lästige Pflicht anzusehen und dann keimt in ihm doch so etwas wie Interesse ihr gegenüber auf, bei dem er anscheinend selbst nicht weiß, ob dieses nur seinem Testosteronspiegel geschuldet ist oder doch an ihr als Person liegt. Seine Gefühlsregungen machen Nan für ihn zu einem Punchingball, mit dem er sich beschäftigt wenn er gerade Lust dazu hat und wieder links liegen gelassen wird, wenn seine Interessen in andere Bahnen gelenkt werden. Dabei bemüht er sich nicht einmal darum seine Lügen geschickt zu verpacken, was Nan noch einmal mehr vor Augen führt, dass sie bis auf Rush selbst keinen Halt und keine Beständigkeit im Leben hat. Zusammenhalt, Geborgenheit und Liebe zu erfahren sind ihre größten Wünsche, bekommt diese durch andere Paare immer wieder vor Augen geführt und dennoch sind alle blind für das, was in ihr verborgen liegt.

Cope gegenüber war ich erst skeptisch, denn auch er scheint Nan nur oberflächlich zu betrachten und spielt mit ihren Gefühlen. Er versucht sich ihr Vertrauen zu erschleichen und das auf einer Ebene, auf der sie schon viel zu oft verletzt wurde. Er übernimmt sozusagen Majors Part, allerdings mit sehr viel mehr Disziplin und Einfühlungsvermögen. 

Charaktere:

Nan versteckt ihre Verletzlichkeit hinter einer Maske aus Überheblichkeit, ebenso wie sie durch ihr äußeres Erscheinungsbild, mit Souveränität und Selbstsicherheit zu überzeugen versucht. Mit ihrem Verhalten stößt sie die Menschen in ihrer Umgebung vor den Kopf. Dabei wünscht sie sich, trotz ihrer Schwächen akzeptiert und geliebt zu werden. Auch Cope versucht sie immer wieder von sich zu stoßen, doch dieser bleibt hartnäckig und kämpft um sie, sodass auch ihre Fassade langsam zu tauen beginnt, nur um festzustellen, dass sie erneut eine Schachfigur in einem Plan war. 

Wenn man möchte, dass alles wie am Schnürchen läuft, muss man selbst eingreifen, dass ist Cope dank Majors Unzuverlässigkeit klar geworden. Er braucht dringend antworten und hat vor, diese von Nan zu bekommen, egal, welche Mittel er dafür einsetzen muss. Niemals hätte er dabei gedacht, dass diese sture Frau ihn dabei wirklich um den Finger wickeln könnte.

Major verhält sich wie ein pubertärer Teenager, der nicht weiß, was er will. Anders als gedacht, ist er nicht so raffiniert in seiner Vorgehensweise Nan gegenüber. Sie durchschaut seine fadenscheinigen Ausreden, jedoch weiß sie nicht den Grund für seine sporadischen Interessensschübe an ihr, ebenso wenig wie Major sich seiner Gefühle ihr gegenüber klar wird.

Schreibstil:

Die Bücher von Abbi Glines sind für mich immer wieder eine spannende und abenteuerliche Reise, die ich nur zu gerne verfolge. Ich liebe es in eine Welt einzutauchen, die einem so vertraut vorkommt, weil wir die Protagonisten der vorangegangenen Bände weiter in ihrer Entwicklung verfolgen können. Sie erschließen sich alle zu einer großen Familie, die eben diese Werte vermitteln, wonach zu Beginn ein jeder gesucht hat: Liebe, Zusammenhalt und Wärme. 

Nan schien immer ein Außenseiter zu sein, was mir trotz ihrer Eigenschuld an dieser Situation sehr leid getan hat. Sie lebt inmitten von all dem, was sie sich wünscht und dennoch nicht hat. Sie ist immer wieder als Mittel zum Zweck missbraucht worden und hat mit ihren Gefühlen gespielt. Kann man es ihr da wirklich übel nehmen, wenn sie sich abschottet um sich selbst zu schützen? Das Leben hat ihr übel mitgespielt und dennoch scheinen weder Major noch Cope darauf Rücksicht zu nehmen. 

Major durchlebt hier eine Entwicklung die mir gut gefallen hat, auch wenn ich ihm gegenüber skeptisch bleibe und er mich hier des Öfteren, innerhalb von Sekunden, von Null auf Hundert gebracht hat. Wie heißt es so schön, manchmal wissen wir erst wie wichtig uns jemand ist, wenn wir ihn verlieren. An diesen Punkt angelangt verhält er sich dann allerdings endlich so, wie es von Anfang an richtig gewesen wäre. Cope hingegen ist zwar um einiges disziplinierter, dabei aber auch weniger wankelmütig. Er verfolgt sein Ziel ohne Rücksicht auf Verluste, denn in seinem Plan ist Nan nur eine Marionette. Die Autorin hat Nans Fassade hier zum rechten Zeitpunkt einen Knacks gegeben, welcher es Cope ermöglicht, dass erste Mal einen Teil ihres wahren Ichs zu erfassen. 

Lediglich eine Szene hat mir in seiner Ausarbeitung nicht gefallen, denn diese schien einfach zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Majors Auftrag soll auch sein Schicksal sein und für Nan eine Belastungsprobe ihrer Nerven. Eine Inszenierung, die wir augenscheinlich hautnah miterleben und bei der ich mich am Ende des Buches angekommen, gefragt habe, wie das möglich war. 

Nichts desto trotz war es schön, sich erneut in die von Abbi Glines geschaffene Welt entführen zu lassen und Nans wahres Ich zu erleben, das so lange verborgen war und von vielen missverstanden wurde.