Rezension

Nashville oder Das Wolfsspiel

Nashville oder Das Wolfsspiel - Antonia Michaelis

Nashville oder Das Wolfsspiel
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 5 Sternen

Svenja ist Studentin, 18 Jahre alt und freut sich auf nichts mehr, als endlich erwachsen zu werden. Und so zieht sie mit stolz in ihre erste Wohnung. Dort angekommen findet sie im Küchenschrank einen verwahrlosten Jungen, der gerade Kopfstand macht. Svenja tut es ihm gleich und beschließt nach kurzem Überlegen, den Jungen bei sich aufzunehmen. Er spricht jedoch nicht und so nennt Svenja ihn nach dem Aufdruck auf seinem T-Shirt: Nashville. Dann werden Obdachlose getötet und alles steht irgendwie in Zusammenhang mit Nashville. Was hat er nur damit zu tun? Nach und nach kommt Svenja einem Geheimnis auf die Spur, dass ihr Leben grundlegend verändert.

Ich muss zugeben, dass ich nach einem Drittel des Buches eigentlich abbrechen wollte, weil einfach alles zu verwirrend war. Svenja und ihre Mitstudenten Friedel, Katleen, Karl und Thierry waren mir einfach zu chaotisch, zu verantwortungslos. Alkohol und Drogen stehen im Mittelpunkt. Leben, lieben und sich treiben lassen.
Erst dachte ich: Wow, Svenja nimmt mit ihren 18 Jahren einen etwas 11jährigen Jungen bei sich auf und kümmert sich um ihn. Klar, sie ist sehr jung, weiß nicht genau, was sie tun muss, aber trotzdem schafft sie es, ihn mit ihren kleinen finanziellen Mitteln nicht verhungern zu lassen und gibt ihm seinen freien Willen. Sie macht sie nur kurz Sorgen, wenn er mitten in der Nacht verschwindet, sie erträgt es, dass er ihre Zigaretten verkauft und auch sonst hat er alle Freiheiten, die er sich nur wünschen kann.
Für mich als Mutter nicht nachvollziehbar. Dann habe ich mich jedoch in Svenja hineinversetzt. Sie ist 18, jung und naiv. Sie muss selbst erst „leben lernen“, bevor sie es an jemand weitergeben kann. Und Nashville ist für seine 11 Jahre sehr selbständig. Und gegen seinen eigenen Willen anzukommen ist verdammt schwer.

Als mir dies klar wurde, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ich wollte, nein musste unbedingt wissen, wer die grausamen Morde verübt, wie Nashville da mit drin hängt und vor allem, wie Svenja es schafft, mit dieser ganzen grotesken Situation umzugehen.
Mein Verdacht hat sich zwar letztendlich bestätigt, aber das Wie und das Warum waren dann doch wieder sehr interessant zu erfahren.

Dieses Buch ist eine Mischung aus Thriller und Drama. Die Welt der Obdachlosen ist schlimm, furchtbar und solch ein Leben könnte ich mir nicht vorstellen. Und trotzdem konnte ich diejenigen, die sich diesem Leben freiwillig hingegeben haben, verstehen und nachvollziehen, warum sie aus ihrem sicheren Leben ausgebrochen sind.

Svenja ist im Laufe des Buches sehr erwachsen geworden. Wie genau, kann ich nicht verraten. Für mich war dies ein grundlegender Teil des Buches: Svenja's harter Weg dorthin.
Ich muss zugeben, dass ich Nashville garantiert auch aufgenommen hätte. Der kleine Junge ist mir sehr ans Herz gewachsen.

Der leicht „irre“ (in positivem Sinne) Schreibstil der Autorin war eine mal eine willkommene Abwechslung. Ich musste mich zwar etwas einlesen, aber wenn man mal drin ist, flutscht das Buch einfach nur.

Fazit:
Hier lag mir ein Buch vor, dass mich sehr berührt hat, dass mir einiges vor Augen führte und das ich bedingungslos weiterempfehlen möchte.