Rezension

Natürlich sehr authentisch

Strafgefangener, Zelle 32 - Hans Fallada

Strafgefangener, Zelle 32
von Hans Fallada

Bewertet mit 5 Sternen

„Strafgefangener, Zelle 32“ gibt dem Leser einen kleinen Einblick in das Leben von Fallada, das man sicher durchaus als bewegt bezeichnen kann. Nachdem er als Jugendlicher einem jungen Mädchen obsessiv nachgestellt hatte, ließen ihn seine Eltern zunächst für acht Wochen in ein Sanatorium einweisen. Im Oktober 1911 plante er dann mit einem Freund einen als Duell getarnten Doppelselbstmord. Es kam zum Schusswechsel, lediglich Fallada überlebte. Er wurde wegen Totschlags angeklagt, kam in eine psychiatrische Klinik und die Anklage wurde wegen Schuldunfähigkeit fallengelassen. Als Kriegsfreiwilliger als „dauernd untauglich“ abgewiesen, verbrachte Fallada auf Grund seiner Morphin- und Alkoholsucht die meiste Zeit in den Jahren 1917 bis 1919 in Sanatorien und Entzugskliniken. Sein Leben finanzierte sich Fallada mit Gelegenheitsarbeiten. Unter anderem war er als Gutsverwalter tätig, eine landwirtschaftliche Lehre bot dafür die Voraussetzungen. Parallel dazu begann Hans Fallada zu schreiben. Die ersten Veröffentlichungen beim Rowohlt Verlag waren allerdings keine Erfolge. 1923 wurde er das erste Mal wegen Unterschlagungen, die er um seine Sucht zu finanzieren begangen hatte, für ein halbes Jahr Haft verurteilt. Abgeleistet hat Fallada drei Monate, deren persönliche Eindrücke nun in „Strafgefangener, Zelle 32“ erstmals veröffentlicht wurden. Vom aufbau Verlag als „ein wichtiger und literarisch wertvoller Fund aus dem Nachlass“ beworben, bietet das Buch keine großen Überraschungen. Wer den Roman „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“ gelesen hat, wird deutliche Parallelen zwischen dem Strafgefangenen Rudolf Ditzen und Kufalt, der Romanfigur, finden. Fallada erzählt vom Gefängnisalltag, der für ihn, dem körperliche Arbeit gänzlich fremd ist, schweren Arbeit auf dem Holzhof und den Nächten, in denen er wegen der vielen Wanzenbisse nur schlecht zur Ruhe kommt. Rudolf Ditzen ist auch hier, wie in seiner Jugend, ein Einzelgänger, der bemüht ist, möglichst ohne Anstoß zu geben, durch die Zeit der Inhaftierung zu kommen.

Für mich war das Buch insofern ein tatsächlicher Gewinn, weil es zeigt, wie authentisch die Romane von Hans Fallada sind. „Der Trinker“ und „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“ sind markante Beispiele dafür, dass er als Autor nicht nur reine Fiktion in seine Geschichten einfließen lassen hat, sondern den Fokus auf Autobiographisches gelegt hat. Ob das Gefängnistagebuch „Strafgefangener, Zelle 32“ oder einer seiner Romane, Hans Fallada ist unverkennbar er selbst, egal in welchem Buch.