Rezension

Nervenaufreibend bis zum Schluss

Drei auf Reisen - David Nicholls

Drei auf Reisen
von David Nicholls

Inhalt: Über zwanzig Jahre glückliche Ehe, und der Sohn zieht bald aus: der ideale Zeitpunkt für einen Neuanfang, so scheint es Connie. Mitten in der Nacht eröffnet sie ihrem Mann Douglas, dass sie glaubt, ihn verlassen zu wollen. Douglas liebt seine Frau und will ihr auf der darauffolgenden Reise durch Europa mit ihrem Sohn Albie beweisen, dass sie wieder glücklich sein können. Doch auch die schlechte Beziehung zwischen Vater und Sohn bricht alle Ketten. So steht Douglas am Ende allein in Europa, auf der Suche nach seinem Sohn, um die Erwartungen seiner Frau zu erfüllen und sucht viel mehr nach Anworten für die Zukunft.

meine Eindrücke: Ein wahnsinnig mitreißender Roman. Umspielt von Reisen, Kultur und Wissenschaft erzählt das Werk über Liebe, Ehe und Erziehung, aber auch über Selbstfindung und Hingabe. Die Handlung hat immer eine neue Überraschung parat, ebenso wie dessen Hauptcharaktere. Mit gekonnt eingesetzen Rückblenden entpuppen sich die Figuren Dougles, Connie und Albie als viel komplexer als zu Beginn des Romans.

Zu gegebenen Zeiten möchte man einmal für diesen, manchesmal für jene Partei ergreifen, aber ohne der bekannten Schuldzuweisung, die einer Katasrophe folgt. Man ist dennoch distanzierter Bebobachter. Wenn die Geschichte aus einer anderen Perspektive oder in einer anderen Reihenfolge erzählt werden würde, wären die Meinungen über die Figuren, vielleicht vor allem über Connie, viel eintöniger, subjektiver, nämlich aus der Sicht von Douglas, und der Leser hätte sich schon viel früher dazu entschlossen, das Buch wegzulegen, weil sich Douglas doch endlich von seiner Frau trennen sollte, anstatt zu warten, bis sie den ersten Schritt wagt.

Doch so wurde eine Tragik-Komödie mit Witz, Charme, Humor und einer Prise Zynismus daraus, die an der Kippe zur Verbitterung steht.