Rezension

Nervenkitzel aus starken Dialogen und Einblicken in die Hauptpersonen

Die Seele des Bösen - Blutiges Wiedersehen - Dania Dicken

Die Seele des Bösen - Blutiges Wiedersehen
von Dania Dicken

Bewertet mit 5 Sternen

Sadie Scott lebt im Zeugenschutzprogramm seit ihrer Kindheit - ihr Vater wurde als Serienmörder verurteilt und hat sie mit dem Tode bedroht. Das Trauma ihrer Jugend ist die Frage, wieviel von den Eigenschaften dieses Vaters, den sie bei der Ermordung von Mutter, Schwester und Bruder beobachten musste, in ihr steckt – ebenso wie die panische Angst vor der Reaktion derer, die die Wahrheit über sie, die als Kim Foster geboren wurde, erfahren. Diese emotionale Komponente verlässt uns das gesamte Buch nicht, sie wird sehr nachvollziehbar herausgearbeitet.
Dennoch und gerade deshalb hat Sadie sich für eine Karriere als Gesetzeshüterin entschieden und es bis zum FBI geschafft. Die Handlung setzt ein mit dem Ausbruch von Sadies Vater. Es folgt der Moment, vor dem Sadie stets Angst hatte – ihre Kollegen müssen erfahren, dass der psychopathische Serienmörder und Vergewaltiger Rick Foster ihr Vater ist – und auf der Jagd, nach ihr. Er hat bereits seine blutigen Spuren hinterlassen.

Sadie steht jetzt vor der Aufgabe, sich wieder mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, um sicherzustellen, dass ihr Vater nicht auch ihre Gegenwart und Zukunft dominiert. Da er es versteht, dort zu morden und zu verletzen, wo es seine Tochter ganz persönlich trifft, bleibt es das gesamte Buch hindurch ihre Herausforderung, diesem Druck standzuhalten – die Ermittler wollen gerade ihre persönlichen Kenntnisse und ihre persönliche Beziehung nutzen, um Rick Foster wieder aus dem Verkehr zu ziehen.
Meiner Meinung nach handelt es sich um das bislang beste Buch der Reihe aufgrund der psychologischen Darstellung – nicht nur Sadies Konflikt wird nervenaufreibend dargestellt, auch das Handeln von Rick Foster wird erschreckenderweise schlüssig dargestellt … – aber es sollen ja noch weitere Bände folgen…
Gleichzeitig ist es aber auch der „Action“-reichste Band bislang und wie gehabt verwendet Dania Dicken auch viel Sorgfalt auf die Darstellung der reinen Polizeiarbeit mit Recherche, lässt aber auch in Rückblicken die Vergangenheit der Familie ans Licht treten. Besonders das Tagebuch von Sadies/Kims Mutter und die Vernehmungsprotokolle, Briefe und Notizen ihres Vaters sind schon harter Tobak, als Vorwarnung für diejenigen, denen das zu explizit ist. Mehr zu schreiben ist hier schwierig, ohne zu viel zu verraten, daher so viel: Die Autorin wendet den Kunstgriff an, über viele der Gewalttaten des Serienmörders über eine gewisse Distanz zu berichten – so über die genannten Protokolle oder in den wirklich starken Dialogen. Es ist geradezu gemein: die Lektüre führt dazu, dass man die Handlungen eines Soziopathen nachzuvollziehen glaubt – und das dann, ertappt, doch definitiv nicht wirklich will.

Der dritte Band kann für sich gelesen werden, da er ausreichend Erklärungen und Rückgriffe auf den Hintergrund gleich auf den ersten Seiten bietet – nachdem der vorausgegangene Band 2 ja mit einem derartigen Cliffhanger endete, dass man danach die Fortsetzung kaum abwarten konnte.