Rezension

Nett, aber zu wenig Substanz

Stille - Erling Kagge

Stille
von Erling Kagge

Bewertet mit 3 Sternen

Stille – ein Thema, das mich fasziniert. Auch Cover und Titel haben mich angezogen mit ihrer beruhigenden Ausstrahlung.

Ich liebe Stille und genieße sie, wenn sich mal wirklich ein solcher Moment bietet, was im normalen Leben nicht allzu oft vorkommt.

Was ist Stille? Wo ist sie? Warum ist sie heute wichtiger denn je?

Auf die angekündigten 33 Versuche einer Beantwortung bin ich gespannt gewesen. Aber nun, nach Beendigung des Buches muss ich gestehen, dass ich diese Versuche überhaupt nicht als solche wahrgenommen habe. Nach meinem Empfinden mäandert der Autor eher spontan und unstrukturiert durch  verschiedene Themengebiete, mit vagen Beispielen für „die Welt aussperren“ und „in die Stille eintauchen“.  Schöne Worte, nette Anekdoten und Anregungen, u.a. aus den Bereichen Sport, Musik, Wissenschaft und Kunst, wechselweise mit Erlebnissen aus den Extremtouren des Autors, Momenten, die wohl nur die wenigsten seiner Leser mit ihm werden teilen können. Dazu der ein oder andere interessante Gedanke, entlehnt aus Philosophie und Religion, sowie immer wieder wohl klingende Zitate. Dazwischen gelegentlich ein mehr oder minder (je nach persönlicher Wahrnehmung) stimmungsvolles Foto.

Was genau ich mir von diesem Buch erwartet habe, kann ich nicht konkret sagen - auf jeden Fall irgendwie mehr.

Geblieben ist der Eindruck von eher nichtssagender Banalität, von Worten, die ich so oder so ähnlich auch schon woanders gelesen habe, abgesehen natürlich von den persönlichen Erlebnissen. Ein Beispiel für ein Zitat, das in Norwegen häufig in Jubiläumsreden benutzt wird: „All die Tage, die kamen und gingen, wusste ich nicht, dass sie das Leben waren“. Klingt nett und wahr, finde ich, aber bei genauer Betrachtung ist es eigentlich auch eher ein Allgemeinplatz. Vielleicht habe ich nicht den richtigen Zugang gefunden und/oder falsche Erwartungen gehabt, aber mir schien hier die Tiefe zu fehlen und oft konnte ich der Argumentation des Autors keinen tieferen Sinn entnehmen.

Als ich das Buch beendet und anschließend überlegt habe, warum der Inhalt mich letztlich so wenig berühren bzw. beeindrucken konnte, kam mir der Gedanke, es könnte vielleicht daran liegen, dass es grundsätzlich schwer ist, Stille mit Worten zu beschreiben. Genau genommen, liegt darin fast ein Widerspruch in sich *grübel*. Wie auch immer – die Art und Weise, wie der Autor dieses Thema angegangen ist, hat bei mir keinen Nerv getroffen.  Es ließ sich locker und nett lesen, gegeben hat es mir nicht viel und ganz sicher hat es mich nicht gelehrt, wie ich „meinen eigenen Südpol finde“.

Gelungen finde ich die Aufmachung! Der Kontrast zwischen dem Cover und den Buchdeckeln darunter – definitiv ein Hingucker und eine Zierde für jedes Bücherregal!