Rezension

Nett. Mehr nicht.

Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Gut gegen Nordwind
von Daniel Glattauer

Das Rad hat Daniel Glattauer mit dem Roman nicht neu erfunden. Und ich sitze auch noch fest auf meinem Hocker.

Also der Briefroman ist ja an sich keine neue Sache. Und ein Genre, das mir eigentlich nicht so liegt. Ich tauche lieber ganz in eine Figur ein und begleite sie für ein paar Stunden durchs Leben. Die distanzierte Sicht in Briefromanen macht es für mich oft schwierig, in eine Geschichte einzutauchen.

Auch bei Daniel Glattauers hochgelobtem E- Mail- Roman „Gut gegen Nordwind“ hatte ich diese Befürchtung.

Und leider hat sie sich mir bestätigt. Ich konnte beim besten Willen keinen richtigen Zugang zu den beiden Protagonisten finden.

Die beiden schreiben durch Zufall miteinander, da sie (Emmi Rothner) ausversehen ihm (Leo Leike) eine E- Mail geschrieben hat, obwohl sie eigentlich ein Zeitungsabonnement abbestellen wollte. Leider wurde er bei diesem Versehen auch noch in ihre Kundenkartei aufgenommen, weshalb sie ihm einige Monate später auch noch nette Weihnachtsgrüße (anhand einer Massenmail) sendet. Genau an dem Tag, an dem er sich von seiner langjährigen Freundin getrennt hat.

Die beiden kommen ins Gespräch und verlieben sich ineinander und das, obwohl zumindest Emmi glücklich verheiratet ist.

Soweit so gut. Die Story ist nett, zwischendurch musste ich wirklich herzhaft lachen, denn die beiden Hauptpersonen haben absolute Ironie- Sternstunden, die auch an mir nicht spurlos vorbeigingen und das, obwohl ich das Buch in einem vollbesetzten Zug gelesen habe.

Ansonsten kann ich zu dem Buch gar nicht viel sagen. Es lässt mich in einer seltsamen Stimmung zurück. Es ist auf jeden Fall lesenswert. Aber wirklich berührt hat es mich nicht. Es hat mich zum Lachen gebracht, aber das Lächeln blieb nicht, als ich das Buch zugeklappt habe.

Es ist keine 0-8-15- Liebesgeschichte, aber auch keine große tolle Liebesgeschichte à la „Léon und Louise“ , das ich davor gelesen habe.

Die Figuren bleiben für mich farblos. Er ist genauer gezeichnet als sie. Ihr hätte ich zwischendurch gerne mal eine Ohrfeige gegeben. Ständig wiederspricht sie sich selber. Ja, für die Figuren liegen teilweise Tage zwischen diesen E- Mails. Tage, in denen sie weitergelebt haben. Tage, die der Leser aber nicht mitbekommen hat. Deshalb liegen für den Leser nur Sekunden zwischen den E-Mails.

Vielleicht ist es dem Genre geschuldet, dass ich mit dem Buch und den Personen nicht wirklich warm werden kann. Dann wäre es schade. Vielleicht liegt es auch an der Geschichte an sich. Ich kann mir keine wirkliche Meinung bilden.

Deshalb sei auf jeden Fall noch festgestellt: das Buch eignet sich auf jeden Fall für einen kurzweiligen Lesenachmittag. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Aber es ist definitiv kein Buch, das einem etwas mit auf den Weg gibt.

Kommentare

missrose1989 kommentierte am 09. Oktober 2013 um 16:20

Schade, dass dir "Gut gegen Nordwind" icht so besonders gefallen hat, ich liebe das Buch total, weil es gerade durch die "E-Mail-Struktur" mal etwas anderes ist.

Alles Liebe,

Katja