Rezension

Nette Sommerlektüre

Lemon Summer - Kody Keplinger

Lemon Summer
von Kody Keplinger

MEINE MEINUNG:
Das Buch wird aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Whitley erzählt. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, insgesamt liest sich das Buch flüssig und wirkt sehr frisch. Whitley beschreibt gewitzt und teilweise auch sehr jugendsprachlich, was hier auch absolut authentisch wirkt und deswegen schon einen großen Pluspunkt bekommt. Es gibt nichts Schlimmeres als aufgesetzte, „coole Jugendsprache“! Hier war das aber glücklicherweise nicht der Fall.

Der Klappentext verrät schon das Wesentliche der Geschichte. Whitley verbringt die Sommerferien wie immer bei ihrem Dad, denn ihre Eltern sind geschieden und sie lebt bei ihrer Mutter. Zu dieser pflegt sie ein eher schwieriges Verhältnis, sie würde viel lieber bei ihrem Vater leben. Diesen verbindet sie nämlich mit Spaß, bei ihm ist alles viel lockerer und ungezwungener. Zu ihrem großen Bruder hat sie ein inniges Verhältnis, allerdings hat dieser nur wenig Zeit für sie, da er selbst eine kleine Familie hat, um die er sich kümmern muss. Whitley stellt sich selbst als Einzelgängerin dar, die ihr eigenes Ding macht und keine Freunde braucht um glücklich zu sein. Dass dies allerdings mehr Schein als Sein ist, kann man sich als Leser schon recht schnell denken.

Whitley wird wie immer von ihrem Vater abgeholt um den Sommer bei ihm zu verbringen. Dass sie eine böse Überraschung erwartet, ahnt sie zu Beginn natürlich nicht. Nicht genug, dass ihr Vater das geliebte Apartment am See aufgegeben hat um in ein schickes, großes Haus zu ziehen, da wird sie bei ihrer Ankunft auch mit seiner neuen Familie konfrontiert; seine Verlobte und ihre beiden Kinder Nathan und Bailey. Zu allem Übel stellt sich Nathan zudem als Whitleys One-Night-Stand in der Nacht ihrer High-School-Abschlussfeier heraus, den sie doch eigentlich nie wieder sehen wollte. Nachdem sie den ersten Schock überwunden hat, beschließt sie, dass sie absolut keine Lust auf diese neue Familie hat. Whitleys Rebellion beginnt, sie flüchtet in Partys, Alkohol und Vergnügen mit irgendwelchen Jungs. Zunächst wirkt das Ganze wie das typische Verhalten eines Teenagers, allerdings wurde diese „rebellische Phase“ meiner Meinung nach, ein klein wenig übertrieben dargestellt.

Die Darstellung der Protagonistin Whitley war an manchen Stellen schlichtweg zu heftig. Es ist ja wirklich ganz normal als Teenager mal ein bisschen zu viel zu trinken, aber welcher Teenager hat denn seine Flasche Notfall-Tequila dabei und gönnt sich mal eben ein Fläschchen alleine in seinem Zimmer? Um sich aufzumuntern? Auch die „Sexbesessenheit“ und das ständige Ringen um Aufmerksamkeit von irgendwelchen dahergelaufenen Kerlen waren extrem. Außerdem ist mir die Protagonistin ein kleines bisschen zu sehr von sich selbst überzeugt. Gegen ein gesundes Selbstbewusstsein sollte nichts einzuwenden sein, allerdings gerät Whitley nahezu ins Schwärmen für sich selbst. So ein paar kleine Selbstzweifel hätten die Geschichte noch ein wenig authentischer erscheinen lassen.

Die Nebencharaktere haben mich mehr überzeugt. Sylvia, die neue Frau ihres Vaters, war mir sehr sympathisch, einfühlsam und aufmerksam, auch wenn Whitley sich zunächst gegen diese Tatsache gewehrt hat. Auch ihre jüngere Stiefschwester Bailey ist liebenswert und herzlich, sie hat es sogar geschafft sich am schnellsten in Whitleys Herz zu schleichen. Ihr Stiefbruder und One-Night-Stand Nathan übernimmt die Rolle des verantwortungsbewussten Strebers, allerdings auch auf eine sympathische Art und Weise. Immer wieder versucht er, Whitley von sich zu überzeugen und hält zu ihr, egal was sie schon wieder verbockt hat. Lange kann sich Whitley dem Charme ihrer neuen Familie nicht entziehen.

Whitleys Eltern haben mich sehr wütend gemacht. Sie zeigen nicht gerade viel Interesse an ihrem Kind. Teilweise konnte ich dieses Verhalten so gar nicht nachvollziehen, was aber auch eine Erklärung für Whitleys Rebellion darstellte. Mein liebster Charakter war Harrison, Whitleys neuer bester Freund, den sie kennenlernt, weil sie sich zuerst einmal an ihn heran macht. Zu ihrem Bedauern stellt sich heraus, dass Harrison sich nicht für Mädchen interessiert. Trotzdem entwickelt sich zwischen den beiden eine wundervolle Freundschaft.

Im Laufe der Geschichte kommt es zum Wandel von Whitley, sie lässt hinter ihre arrogante Fassade blicken und auch die Gründe für ihr Fehlverhalten werden aufgedeckt. Diesen Wandel empfand ich als nachvollziehbar und auch gelungen, denn trotzdem wird sie nicht zu einem komplett anderen Menschen.

FAZIT:
Die Charaktere der Geschichte waren teils gut, teils weniger gut. Wie schon erwähnt, hat mich die übertriebene Darstellung der Protagonistin genervt. Das war mir einfach zu unrealistisch. Den Schreibstil empfand ich als sehr gelungen und authentisch, ich habe absolut geglaubt, dass eine Jugendliche spricht. Whitleys Entwicklung war auch positiv und glaubhaft dargestellt. Die Geschichte war im Großen und Ganzen nicht sehr tiefsinnig, dennoch unterhaltsam.