Rezension

Nettes Buch, leider nicht mehr

Der goldene Kompass - Philip Pullman

Der goldene Kompass
von Philip Pullman

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: Lyra lebt als Waise im Jordan College in Oxford und erhält dort eine außerordentlich gute Bildung. In ihrer Freizeit spielt sie gerne mit ihren Freunden – vor allem mit ihrem besten Freund Roger. Stetig bei ihr ist ihr Daemon Pantalaimon. Verbotenerweise versteckt sie sich in einem Raum im College und erfährt durch ihren Onkel Asriel etwas über „Staub“, der anscheinend geheim ist. Zur selben Zeit verschwinden in ganz England Kinder. Gibt es einen Zusammenhang?

Meine Meinung: Lyra ist noch sehr jung und mir dennoch außerordentlich sympathisch. Pullman hat es geschafft, sie sehr realistisch darzustellen. Zu Beginn des Buches empfand ich Lyra sogar als zickig und egoistisch, gleichzeitig aber auch selbstbewusst und aufgebracht. Sie verkörpert ein typisches junges, selbstbewusstes Mädchen, das glaubt, alles schon (besser) zu wissen. Passend dazu ist mein Lieblingszitat dieses Buches: „Wenn man jung ist, glaubt man, dass alles ewig dauert.“ (S. 82)
Obwohl mir Lyra sympathisch ist, zeigt sich zu oft ihre naive und junge Art. Ob es mir nicht gefällt, da ich es „doof“ finde, was sie tut, oder ob hier der Schreibstil von Herrn Pullman mir nicht zusagt, lässt sich von mir schwer beurteilen. Ihre Handlungen sind teilweise „platt“ und zu einfach gestrickt – ohne Rücksicht auf Konsequenzen. Dadurch erlebt sie unfassbare Dinge, die mit ein bisschen mehr Vorsicht gar nicht oder nicht so schnell geschehen wären. Dies trübt vor allem zum Ende hin die Geschichte des Buches etwas.
Die Idee des Daemons, der immer an der eigenen Seite bleibt, ist eine schöne Vorstellung: Man ist nie alleine, hat ein sprechendes „moralisches Gewissen“ oder zumindest eine andere Meinung. Aber als Lyras Daemon Pantalaimon plötzlich Scharm empfand, Lyra nackt zu sehen, hat dies für mich eher weniger Sinn ergeben: Bleiben Daemon auch vor der Tür, wenn ihre Erwachsenen Menschen duschen oder die Toilette benutzen? Da sie sich aber nur auf eine bestimmte, geringe Entfernung trennen können, wäre dies nicht immer möglich. Dennoch bringt der Daemon jedes Menschen und die Regeln und Gesetze, die dadurch entstehen, dem Buch das gewisse Etwas.
Allgemein finde ich, dass das Buch sehr leicht zu lesen ist. Am Ende nimmt es zwar etwas an Brutalität zu, ansonsten ist es jedoch ein schönes Kinder- und Jugendbuch. Es ist eine fantastische, neue Welt mit Fabelwesen und dadurch neuen Gesetzen. Das Ende empfand ich jedoch als „ziemlich schlecht“, möchte darauf aber nicht näher eingehen. Auf den zweiten Band bin ich sehr gespannt.