Rezension

neue Ideen gepaart mit hohem Spannungsfaktor

Earthbound - Der Kuss der Göttin - Aprilynne Pike

Earthbound - Der Kuss der Göttin
von Aprilynne Pike

Bewertet mit 4 Sternen

Die 17-jährige Tavia hat als einzige einen Flugzeugabsturz überlebt und das, obwohl es laut Experten unmöglich erscheint. Noch immer leidet sie an den Folgen - psychisch und physisch. Sie hat dabei ihre Eltern verloren, musste eine Gehirnoperation über sich ergehen lassen und hat immer noch grosse Schwierigkeiten mit einem Bein. Seither lebt sie abgeschottet bei ihrer Tante und ihrem Onkel und ihre grössten Bezugspersonen sind ihre Therapeutin Elizabeth und Benson, der Praktikant in der Bibliothek.
Plötzlich begegnet sie immer wieder einem mysteriösen Mann, der sie magisch anzieht. Sie will ihm folgen, doch immer wieder verschwindet er auf unerklärliche Weise und lässtTavia verwirrt zurück. Der Mann weckt nie gekannte Gefühle in ihr, die sie sich nicht erklären kann.
Als dann weitere rätselhafte Dinge passieren und Tavia ein Telefongespräch ihrer Tante mitbekommt, realisiert sie, dass vieles nicht so ist, wie es scheint.

Im ersten Kapitel erleben wir den Flugzeugabsturz hautnah mit und Aprilynn Pike konnte mich sofort mit ihrer Story fesseln.
Danach lernen wir erst einmal die Protagonistin Tavia und ihre Umstände besser kennen. Dies gelingt der Autorin sehr gut und so war mir Tavia schnell sympathisch. Und nachdem diese einen geheimnisvollen, altmodisch gekleideten Mann mit Pferdeschwanz und ein blinkendes Dreieck beobachtet, vermochte die Autorin mich in ihren Bann zu ziehen und ich wollte immer mehr wissen.

Mit Benson stellt Aprilynne Pike Tavia einen bodenständigen und selbstlosen Partner an die Seite. Doch kann der Schein trügen? Die Autorin streut gekonnt ganz kurze Sequenzen - meist sogar nur einzelne Sätze - ein, die an Bensons Treue zweifeln lassen. So begeben sich die zwei auf die Flucht und der Leser fragt sich immer wieder, ob er es mit seiner Loyalität zu Tavia wirklich ernst meint, ob er vielleicht sogar zu den Bösen gehört oder ob er einfach sonst ein Teil der ganzen Verschwörung ist.

Aprilynne Pike schafft es, eine dichte und mysteriöse Atmosphäre aufzubauen. Sie legt ein imposantes Tempo vor und schafft es, die Spannung durchgehend aufrecht zu halten, so dass ich mir kaum eine Pause gönnen konnte. Ich musste einfach das Geheimnis um Tavia und die Frage um gut oder böse auflösen und so kam ich erst zur Ruhe, als ich das Buch zuklappte. Naja, was heisst zur Ruhe kommen .... "Der Kuss der Göttin" ist der Auftakt einer neuen Reihe und so sind am Ende noch viele Fragen ungeklärt und man scheint wirklich erst am Anfang zu sein.

Ein Wermutstropfen ist für mich jedoch der Schreibstil. Es kommt mir beinahe so vor, als ob die Autorin gute und schlechte Tage hatte und diese Unterschiede bei der Korrektur nicht ausgemerzt hat. Zum Teil sind die Sätze extrem kurz und abgehackt, andere Passagen kommen mir zu gewollt poetisch vor, über grosse Strecken liest sich die Geschichte jedoch trotzdem flüssig.

Dem Verlag muss ich dann auch noch einen Punk abziehen, denn so eine Kurzbeschreibung müsste verboten sein! Wer sich diesen Text vor der Lektüre durchliest, wird sich den grössten Teil des Lesegenusses verderben, da beinahe alle schon verraten wird. Ein No-go für mich und so habe ich bei dieser Rezension für einmal die Kurzbeschreibung weggelassen.
Dafür ist das Erscheinungsbild von "Der Kuss der Göttin" wirklich göttlich. Mit seinen goldenen Akzenten ist das Buch in jedem Buchregal ein optischer Hingucker und sticht bestimmt auch im Buchladen ins Auge.

Fazit:
"Der Kuss der Göttin" ist ein vielversprechender Auftakt zur neuen Fantasy-Reihe von Aprilynne Pike. Sie verbindet neue Ideen mit einem sehr hohen Spannungsfaktor und bringt den Leser zum Nach- und Mitdenken. Nur der etwas inkonstante Schreibstil hat meinen Lesegenuss zu Beginn etwas getrübt. Danach war ich ganz im Bann des Kusses und konnte mich nicht mehr von den Seiten lösen.