Rezension

Neues auf altbekannten Wegen entdecken

The Wander Society - Keri Smith

The Wander Society
von Keri Smith

Bewertet mit 4 Sternen

Runter vom Sofa, rausgehen und Neues in seiner Umgebung entdecken, ein Bewusstsein für die Natur oder das Viertel in dem man lebt entwickeln, weg vom unreflektierten Konsum und selber kreativ werden, das möchte die „Wander Society“ anregen. Der englische Begriff „wander“ hat nämlich weniger mit dem deutschen „wandern“ zu tun, sondern umfasst auch ein (zielloses) Umherstreifen. Es geht um Ungebundenheit und das zufällige Entdecken.

Der „Wander Society“, einer geheimen Gesellschaft aus Freidenkern und Naturliebhabern ist Autorin Keri Smith angeblich durch Randnotizen in einer alten Ausgabe der „Grashalme“ von Walt Whitman auf die Spur gekommen. In diesem Buch hat sie ihre Erkenntnisse zusammengetragen.

Mir gefällt die Idee, der „Wander Society“ sehr gut, ebenso wie die Gestaltung des Buches. Jedoch denke ich, dass die Autorin Keri Smith diese Gesellschaft durch ihr Buch erst ins Leben gerufen hat, da ein solches Massenmedium eher einer Untergrundgruppe widerspricht.

Die Verknüpfung von Natur- und Umgebungserkundung, Selbstfindung, Kreativität und Freiheitsdenken ist mal gut, mal weniger gut gelungen. Einiges finde ich als Naturliebhabern schlicht überflüssig und eher für Menschen, die sich von ihrer Umgebung entfremdet haben, sinnvoll. Mit anderen Aussagen stimme ich wiederum völlig überein und kann mich darin wiederfinden.

Insofern habe ich die Einleitung nicht als zu lang empfunden, aber das Herzstück des Buches sind eindeutig die „Assignments“, praktische Ideen, die einem Neues auf vermeintlich ausgetretenen Pfaden zeigen sollen und durch diesen Perspektivenwechsel innere Kreativität und Ausgeglichenheit anregen sollen.

Bei aller Ungebundenheit sollen die „Wander Society“-Mitglieder doch möglichst viel ihrer Streifzüge dokumentieren (schriftlich durch Fotos, Videos) und dies dann am besten Gleichgesinnten bei Instagram zeigen. Inwiefern dies dem Prinzip des „Wandering“ und Geheimen widerspricht, muss jeder selbst entscheiden. Weniger ist aber bekanntlich mehr. Die Wahrscheinlichkeit, in Deutschland auf hinterlassene Zeichen eines anderen TWS-Mitglieds zu stoßen, halte ich für gering, daher bietet das Netz vielleicht andere Möglichkeiten zum Austausch.

Die praktischen Ideen, die ich bisher ausprobiert habe, sowie die Aussagen der Autorin sind aber definitiv inspirierend für mich, so dass ich das Büchlein noch oft zur Hand nehmen und auf Entdeckungstour gehen werde.