Rezension

Neumodisches Märchen mit liebenswerten Charakteren

Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid - Gabriella Engelmann

Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid
von Gabriella Engelmann

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

 

Wie soll man nur eine Schönheitskönigin werden, wenn die eigene Stieftochter so viel attraktiver und vor allem jünger ist als man selbst? Ob Mord da die richtige Lösung ist, besonders nachdem das Mädchen in jungen Jahren schon das erreicht hat, was man so verzweifelt anstrebt?

 

Sarah könnte so glücklich sein, wenn ihre nervige Stiefmutter Bella nicht wäre. Diese gibt das Geld ihres Mannes mit vollen Händen für ihre teuren Beautyprodukte aus und hat nur ihren eigenen Körper im Sinn. Ihre Stieftochter wird dabei völlig vernachlässigt, während deren Vater in seinem Beruf um die Welt reist.
Doch würde Bella wirklich einen Auftragskiller engagieren, um Sarah umzubringen, nur weil der Teenager von einer Modelagentur entdeckt wurde? Verängstigt flüchtet das Mädchen zu sieben Jungs in eine nette WG, nicht ahnend, dass ihre Feindin nicht so leicht aufgeben wird. Und so sicher, wie sie glaubt, bei den Zwergen zu sein, ist Sarah absolut nicht. Denn noch ist Bella nicht die Schönste im ganzen Land.

 

Meinung

 

Jeder kennt bestimmt das Märchen von Schneewittchen und den sieben Zwergen. Eine böse Königin, eine schöne Prinzessin, sieben hilfreiche Zwerge und ein Jäger, der das Mädchen entgegen seiner Order laufen lässt, alle diese Zutaten findet man auch in Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid wieder. Gabriella Engelmann transportiert die Handlung in unsere Zeit und verpasst ihr einen modernen Anstrich. Besondere Mühe hat sie sich dabei mit den Figuren gegeben, die zwar grob den Vorgaben der Vorlage entsprechen, aber vor allem im Falle der Zwerge sehr liebevoll gestaltet sind. Dabei bleibt natürlich das eine oder andere Klischee nicht aus, doch die Autorin geht mit einem Augenzwinkern damit um, ohne dass irgendein Charakter lächerlich oder überzogen wirkt. Abwechselnd aus Sarahs und Bellas Sicht erzählt, kann man einerseits mit dem Teenager mitfiebern und mitleiden und gewinnt andererseits einen wundervoll bissigen Einblick in die schwarze Seele der eitlen Stiefmutter. Auch die „normalen“ Sorgen und Nöte des siebzehnjährigen Mädchens kommen dabei nicht zu kurz und werden realistisch in das Geschehen mit eingewebt.

 

Der flüssige und lockere Schreibstil passt hervorragend zu der Story. Man liest den Roman wirklich fast in einem Rutsch durch, ohne es zu merken, obwohl man sich bereits denken kann, wie er endet. Spannend ist es auch alle Fälle zu erfahren, wie die einzelnen Märchenelemente umgesetzt und in unsere Zeit transportiert werden.
Zugegeben, an manchen Stellen geschieht das etwas zu oberflächlich, zum Beispiel fällt Sarah wirklich alles in den Schoß. Erst der Modelvertrag, dann der Einzug in die WG. Etwas mehr Tiefgang hätte der Geschichte in der Beziehung nicht geschadet, obwohl die gelungenen witzigen Anspielungen auf gewisse Namen und Vorgehensweisen der Modebranche durchaus einiges wettmachen.
Leider wirken ein paar der Protagonisten eher wie Statisten und ich hätte gerne mehr über sie gelesen, vor allem über die Zwerge, die nicht so ausführlich dargestellt werden oder über Sarahs Vater, der die meiste Zeit über eher durch seine Abwesenheit glänzt.

 

Fazit

 

Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid ist ein frisches, freches Märchen in der Gegenwart, das sich vor allem an ein jugendliches Publikum richtet. Die Vorlage wird toll in unsere Zeit transportiert und modernen Elementen nachvollziehbar umgesetzt. Zwar ist nicht jede Wendung realistisch und die Geschichte an manchen Stellen ein bisschen zu oberflächlich. Allerdings beweist der Humor der Autorin, dass man auch nicht alles so ernst nehmen sollte.
Wer etwas Lockerleichtes mit liebenswerten, einfallsreichen Charakteren für Zwischendurch sucht, um ein paar Stunden abzuschalten, der ist mit diesem Buch sehr gut bedient!