Rezension

Nicht alles zu ernst nehmen

Mach mir den Garten, Liebling!
von Ellen Berg

Einen Schrebergarten als Geschenk? Zugegeben eine etwas ungewöhnliche Idee, aber Tante Ruth hat sich schon etwas dabei gedacht, als sie damals nach Italien auswanderte und ihren Garten ihrer Nichte Luisa vermachte.
Luisa ist eine Enddreißigerin und ein ausgesprochener Workaholic. Für die Firma steht sie immer zur Verfügung. Egal ob zusätzliche Stunden am Abend oder Wochenende anfallen, Luisa ist immer zur Stelle. Sie erhofft sich von ihrem Engagement den Aufstieg zur Geschäftsführerin und damit auch ein besseres Gehalt. Das hat ihr Chef ihr jahrelang in Aussicht gestellt. Glaubt sie. Auf dem bevorstehenden Betriebsfest zum Firmenjubiläum wird er bekanntgeben, dass er sich aus dem Geschäftsalltag herausziehen will und Luisa ist fest von ihrem Aufstieg überzeugt.
Aber – alles kommt ganz anders. Robin Konrad heißt der neue Geschäftsführer, kommt von außen und bringt nicht nur interessante Geldgeber in das nicht so ganz gesunde Unternehmen mit, sondern zu allem Überfluss auch noch seine eigene Assistentin. Luisa ist von einem auf den anderen Tag nicht nur ihre Hoffnungen, sondern auch noch die bisherigen Befugnisse los. Sie ist wütend, frustriert, am Boden zerstört, alles gleichzeitig. Doch schon sehr schnell merkt sie, dass mit Robin Konrad und seinen Geldgebern nicht alles koscher ist. Ihr Verdacht wächst, dass dieser die Firma keineswegs sanieren will, sondern ganz andere Pläne verfolgt. Bei ihrem Chef und den Kollegen findet sie lange kein Gehör ….
Zu allem Überfluss kündigt gerade jetzt Tante Ruth ihren Besuch an. Und sie will nicht nur ihre Nichte wiedersehen, sondern auch ihren Garten bewundern. Und da tut sich der nächste Abgrund in Luisas Leben auf. Um den Garten hat sie sich nicht gekümmert und entsprechend sieht dieser aus. Als sie sich dort zum ersten Mal blicken lässt, macht sie die nicht gerade erfreuliche Bekanntschaft ihres Gartennachbarn Kasunke. Er droht ihr, den Zustand des Gartens zu melden und zwangsweise einen Eigentümerwechsel zu veranlassen. Aber das, soviel weiß Luisa, darf auf keinen Fall passieren.
Rettungsaktionen sind also angesagt, für den Garten und für die Firma, und es gelingt Luisa mit der ihr eigenen Beharrlichkeit, Kollegen und Gartennachbarn für ihre Pläne zu gewinnen. Bis das allerdings gelingt, dürfen die Leser an einigen Verwicklungen und Missverständnissen teilhaben.

Der Roman von Ellen Berg liest sich sehr leicht, mit einen steten Schmunzeln und manchmal auch mit einem lauten Lachen. Sicher, die Charaktere sind allesamt sehr überzeichnet und mit spitzer Feder karikiert, aber gerade durch dieses Stilmittel wird jede einzelne Figur deutlich sichtbar und man ertappt sich beim Lesen dabei, die Pendants im eigenen Bekannten- und Kollegenkreis zu suchen. Und wir finden sie.

Gleiches gilt für die beiden wichtigen Aufgaben, auch hier wird sehr übertrieben dargestellt, was mit einem starken Willen alles möglich ist.
Aber – dies ist ja kein Sach- oder Fachbuch über Gartenrettung und Neugestaltung genauso wenig wie es ein Fahrplan zur Sanierung eines in die Jahre gekommenen Unternehmens ist. Deshalb seien wir nachsichtig mit der Realität im Zeitraffer, die in diesem unterhaltsamen Roman an den Tag gelegt wird und lassen wir uns einfach nur unterhalten. Leicht, locker, flockig wie an einem Frühlingstag im Garten.