Rezension

Nicht auf einer Wellenlänge

Reise durch einen einsamen Kontinent - Andreas Altmann

Reise durch einen einsamen Kontinent
von Andreas Altmann

Bewertet mit 3 Sternen

Dieses Buch ist kein Reiseführer. Das wird ausdrücklich bereits auf der ersten Seite gesagt. Stattdessen ist es eine Art Reisebericht, wobei es eher eine Reise zu den Menschen statt zu Orten ist. Andreas Altmann verknüpft auf seinem Weg und in seinen Erzählungen die Erlebnissen mit aktuellem Tagesgeschehen, der Geschichte des Landes, der Literatur oder Erinnerungen an Ereignisse aus seinem Leben.

Da dieser Roman nicht fiktiv ist, kann ich die "Handlung" nicht bewerten. Der Schreibstil ist gut, man kann die Erlebnisse flüssig lesen. Auch die Art und Weise, wie immer mal wieder das aktuelle Tagesgeschehen oder Begebenheiten der Vergangenheit in die Beschreibung einfließen, ist gut nachvollziehbar und wirkt nicht etwa störend, sondern eher passend zum Verlauf der Erzählung.

Mir war klar, dass dieses Buch keinesfalls ein Reiseführer ist, aber trotzdem war es dann doch anders als ich es erwartet hatte. Mir persönlich wird zu wenig auf die Landschaften eingegangen, stattdessen spricht der Autor jeden Menschen auf seinem Weg an und versucht mit ihm ins Gespräch zu kommen. Seine Lieblingsfrage "Bist du glücklich" ist dabei sehr intim. Er versucht die Stimmung der Menschen aufzufangen und beschreibt die Lage der Länder anhand von politischen und geschichtlichen Ausschnitten, die aber nie so detailliert sind, dass es langweilig würde. Auch Schriftsteller der jeweiligen Regionen und ihre Werke bindet er dabei ein.

Trotzdem war ich mit dem Autor überhaupt nicht auf einer Wellenlänge. Obwohl er selbst immer wieder von notwendiger Offenheit spricht, ist er meiner Meinung nach in Bezug auf bestimmte Dinge sehr intolerant. Insbesondere das Thema Religion schneidet er häufig an und macht sich fast schon lustig darüber. Ich bin selbst kein religiöser Mensch, aber ich finde, wenn für jemanden die Religion wichtig ist, ist das in Ordnung so. Das ist ja schließlich für jeden anders. Gleichzeitig stellt er einige bereits verstorbene Autoren auf solch hohe Podeste, dass mir die Frage kam, ob das nicht auch eine Art religiöser Verehrung ist (er muss in dem Haus eines Autoren alles kurz berühren, um dem quasi göttlichen Genie wenigstens für diesen Moment nahe sein zu können). Das ist für mich ein heftiger Widerspruch zu seinen Gedanken zu bspw. der christlichen Religion, und zwar nur einer von einigen Widersprüchen in diesem Buch. Natürlich ist das seine persönliche Ansicht, das steht mir nicht zu, ihn dafür zu verurteilen, aber mich störte das sehr beim Lesen. Da fehlte mir einfach der Zugang. Vielleicht geht das anderen Leuten anders, wie jeder nun mal eigene Ansichten und Meinungen hat.

Von daher: 3 Punkte insgesamt. Nicht super, da mich einige Punkte gestört haben, aber trotzdem 3 Punkte wert, da der Ansatz, Reiseerlebnisse mit anderen Geschehnissen zu verknüpfen mir gefällt und auch viele spannende Ereignissen beschrieben werden.

Kommentare

Catherine Buchling kommentierte am 22. September 2014 um 09:47

Ach schade. Der Titel hörte sich so toll an und auch das Cover hat mir gefallen. Nach deiner Rezension denke ich aber nicht, dass das Buch etwas für mich wäre..

 

LG

Nafreyu kommentierte am 11. November 2014 um 15:38

Gerade erst deinen Kommentar gelesen, sorry! Irgendwie habe ich dazu keine Benachrichtigung bekommen. Also es ist natürlich immer Ansichtssache, gerade bei so Reiseberichten. Mich hat einfach nur seine Einstellung gestört, nicht wegen seiner Meinung an sich, sondern dass er sich dabei selbst so oft widerspricht. Aber vielleicht fällt das anderen nicht so deutlich auf. Wenn du es bei dir in der örtlichen Bibliothek entdeckst, kannst du es dir ja mal leihen :) Nur zum Kaufen würde ich es halt nicht empfehlen, wenns nicht gerade ein Megaschnäppchen ist. Ich habe es mir auch nur geliehen, und das war gut so, sonst hätte ich mich geärgert.