Rezension

Nicht Babendererdes bestes Buch

Rain Song - Antje Babendererde

Rain Song
von Antje Babendererde

Bewertet mit 3 Sternen

Hannah ist in den Nordwesten der USA gekommen, um nach dem Holzschnitzer und Makah-Indianer Jim Kachook zu suchen, den sie 5 Jahre vorher für ein Museumsprojekt mit nach Deutschland geholt hatte. Während dieser Zeit verliebten sie sich und Hannah wurde schwanger. Jim ging wieder in seine Heimat zurück und wollte Hannah nachholen, doch sie hörte nie wieder etwas von ihm. Bei ihrer Suche erhält Hannah Unterstützung von Makah Greg, der Jims Ziehbruder war. Im Reservat ringen gerade zwei Strömungen um die Vorherrschaft, diejenigen, die sich dem Tourismus und der Moderne öffnen wollen und die strengen Traditionalisten, die nicht vor Sabotageakten zurückschrecken. In dieser aufgeheizten Atmosphäre müssen Hannah und Greg die Wahrheit herausfinden.

Durch einige tolle Werke wie „Julischatten“ oder „Indigosommer“ bin ich ein Fan von Antje Babendererde geworden. In „Rain Song“ thematisiert sie wieder den Stamm der Makah an der pazifischen Nordwestküste der USA, wie schon im Jugendroman „Der Gesang der Orcas“. Doch der Kategorisierung von „Rain Song“ als Jugendbuch muss ich widersprechen, da die handelnden Charaktere fast ausschließlich Erwachsene sind und es auch bei der Thematik im Erwachsenenbereich verankert ist.

 

Wie immer erfährt man auch in „Rain Song“ viel über die Traditionen und heutige Lebensweise der indianischen Bevölkerung, doch dies wurde hier teilweise so viel, dass die eigentliche Grundidee, nämlich die Suche nach Jim völlig in den Hintergrund geriet. Dadurch zog sich der Mittelteil sehr in die Länge und ich musste mich zum Weiterlesen animieren. Erst als am Ende Jims Schicksal aufgeklärt wird, kam wieder mehr Spannung auf.

Neben Hannah und Greg werden viele andere Makah vorgestellt, die auch ihre eigenen Handlungsepisoden haben. Übergeordnet thematisieren diese alle den Konflikt zwischen Tradition und Moderne, tangieren die direkte Handlung um Hannah und Greg aber oft nicht. Dadurch wirkt der Roman sehr episodisch, wie eine Ansammlung von Geschichten, mit denen die Autoren alle gesammelten Fakten zu den Makah unterbringen wollte, quasi viele Seitenfüller.

Der Schreibstil an sich war in Ordnung, extrem nervig fand ich nur die Beschreibung von Hannahs Augen die stimmungsabhängig die Farbe ändern können (von grün nach dunkelviolett etc). Diese sich ändernde Augenfarbe gehört für mich ins Reich der Märchen und wird leider zu gerne von mittelklassigen Autoren verwendet.

Wobei ich Antje Babendererdes spätere Werke gar nicht mittelklassig finde, sondern sehr gut. Wenn ihr diese Autorin also näher kennenlernen wollt, eignet sich „Rain Song“ (eine Überarbeitung ihres Frühwerks „Der Pfahlschnitzer“) als erstes Buch eher nicht so gut.