Rezension

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Nicht das, was ich erwartet habe, aber trotzdem gut

Zwanzig Zeilen Liebe
von Rowan Coleman

Bewertet mit 4 Sternen

Stella arbeitet in einem Hospiz, in der Nachtschicht, dort kümmert sie sich um ihre Gäste und begleitet sie auf ihrem letzten Weg. Sie ist mit Vincent verheiratet, der bei einem Einsatz in Afghanistan ein Bein verliert. Vincent kämpft mit sich und seinen Schuldgefühlen und Stella und er scheinen nicht mehr so miteinander umgehen zu können, wie früher. Im Hospiz ist sie jedoch die gute Seele. Doch nicht alle Gäste im Hospiz sind für den letzten Weg da, es gibt auch solche, die zur Genesung dort untergebracht sind, so wie Hope. Sie leidet an Mukoviszidose und nimmt ihr Leben auch sonst recht schwer, wäre da nicht ihr bester Freund Ben, lebenslustig und ein bisschen verrückt. Ben, der sie auf einer Party im betrunkenen Zustand geküsst hat und der es wahrscheinlich Schuld war, das Hope eine Infektion bekam, die sie in Lebensgefahr bracht und von der sie sich gerade im Hospiz erholt. Und, warum küsst Ben sie überhaupt? Und dann ist da noch Hugh.Doch wer ist dieser Hugh und wie passt er in die Geschichte? Lest selbst! ;-)

Ich muss zugeben, dass mich der Roman zu Anfang niht begeistern konnte. Irgendwie fehlten mir, trotz des traurigen Themas die Emotionen, die ja auch vorher so angepriesen wurden und auch die Charaktere waren mir nicht sehr sympathisch. Einzig und allein Stella fand ich gelungen. Wäre da nicht der großartige Schreibstil der Autorin gewesen, ich glaube, ich hätte mich nicht zwingen können weiter zu lesen. Selbst die zwar sehr emotionsvollen Briefe, die Stella für ihre Patienten schreibt, waren für mich zusammenhangslos. Doch nach ca. 90 Seiten wurde ich eines besseren belehrt. Denn nun kamen doch die ersten Einsichten, wie die Handlungssträngen evtl. doch  zusammen gehören und auch die Charaktere schienen sich förmlich vor meinen Augen zu ändern.

Der Schreibstil der Autorin ist wirklich wunderschön, fast schon melodisch. Die Sprache ist flüssig, leicht verständlich und man hat keine Probleme beim Lesen. Erzählt wird in der Ich-Form, allerdings von drei verschiedenen Charakteren, doch da bei jedem neuen Kapitel der Name des gerade erzählenden Charakters drüber stand, gab es auch hier keine Verständnisprobleme.

Allerdings hatte ich so meine Probleme mit den einzelnen Charakteren. Stella war mir schon von Anfang an sehr sympathisch, auch wegen diesen schweren Beruf, den sie gewählt hat und auch wegen dem Respekt, den sie ihren Gästen gegenüber zeigt. Doch auch Stella hat ihre Probleme, die sie belasten. Das Ganze war schon sehr glaubwürdig, wenn auch ein wenig, hm wie soll ich sagen: abgehalftert? Denn so oder so ähnlich gab es mit Sicherheit schon das ein oder andere Buch.

Dann wäre da Hope, 21 Jahre alt, lebt noch bei ihren Eltern und arbeitet eigentlich nicht wirklich, außer dass sie Buchcover entwirft, aber das ist eher ein Hobby. Sie leidet an Mukoviszidose, was bestimmt hart ist, aber irgendwie hat man den Eindruck, sie versinkt in Selbstmitleid und lebt ihr Leben gar nicht so richtig. Erst als sie Issy kennenlernt beginnt sie nachzudenken und man merkt ihr im Laufe des Buches eine Entwicklung an. Und dann ist da auch noch ihr Freund Ben, den ich sehr gerne mag. Er ist lebenslustig und verbreitet gute Laune.

Und zu guter Letzt ist da auch noch Hugh. Der, zumindest zu Beginn sehr miesepetrig zu sein scheint und sich selbst nicht einmal mag. Aber auch Hugh wird im Laufe des Buches immer sympathischer und ich verstehe seine Handlungen viel mehr.

Aber auch die Nebencharaktere im Buch sind gut rausgearbeitet, besonders gerne habe ich Issy, 14 Jahre alt und Krebs im Endstadium. Ich mag es auch, dass sie Hope ein wenig die Augen öffnet.

Zum Schluss noch zum Cover, es fällt natürlich gleich auf und man verbindet den ersten Roman aus Rowan Colemans Feder sofort mit dem zweiten Buch. Ich mag es sehr, schlicht, aber trotzdem hübsch und vor allem zum Inhalt passend.

 

Mein Fazit: ein nettes Buch mit einem wirklich guten Schreibstil, inhaltlich keine riesigen Überraschungen, aber trotzdem schön. Die Briefe der Gäste zwischen den Kapiteln fand ich auch ganz nett, aber auch zum großen Teil zusammenhangslos. Trotzdem gibt es 4 Sterne für ein Buch, dass ich letztendlich an zwei Abenden gelesen habe.