Rezension

Nicht ganz das, was ich erwartet hatte

Miss You - Kate Eberlen

Miss You
von Kate Eberlen

Bewertet mit 3 Sternen

Teresa und Angus, kurz Tess und Gus, begegnen sich zum ersten Mal in einem Urlaub in Italien, doch Gus traut sich nicht, die junge Frau anzusprechen. So kehren beide zurück in ihr Leben in England. Gus beginnt sein neues Leben an der Uni als Student, während Tess dies nicht vergönnt wird. Denn auch wenn es ihr großer Traum war, zu studieren, zerplatzt dieser jäh, als ihre Mutter erneut an Krebs erkrankt, den sie besiegt geglaubt hatte. Ihre Mutter verstirbt und Tess muss sich um ihre kleine Schwester Hope kümmern, die sich völlig anders als andere Kinder verhält, ausserdem lasten die Trauer um die Mutter und die Sorgen um den Vater, der gerne dem Alkohol verfällt auf ihren Schultern. Durch Zufälle begegnen sich die Beiden immer wieder und scheinen sich auch zu erkennen, doch irgendetwas ist immer, so dass sie es nicht schaffen, zusammen zu kommen.
Meine Meinung:
Hm, also ich muss zugeben, dass ich mir etwas ganz anderes unter diesem Buch vorgestellt hatte und nun sitze ich hier und überlege, was ich schreiben soll. Der Schreibstil der Autorin ist durchaus sehr flüssig, gut verständlich und auch leicht zu lesen. Doch eigentlich geht es ja hier um eine sehr tief gehende Geschichte, bei der für mich jedoch beim Lesen kaum Emotionen aufkamen. Schicksalsschläge und diverse Ereignisse wurden recht nüchtern erzählt und auch wenn es hier sehr viele Geschehnisse zu verarbeiten galt, war es mir zwischendurch zu langatmig. Viele Nebensächlichkeiten werden zu detailreich beschrieben, was mir die Spannung beim Lesen nahm. Die Geschichte umfasst einen sehr langen Zeitraum und gibt die Leben der Protagonisten in den Jahren von 1997 - 2013 wieder. Aus kapitelweise wechselnden Perspektiven wird hier in der Ich-Form mal von Gus und mal von Tess erzählt. Eigentlich gelingt es mir gerade bei diesem Erzählstil, mich in die Charaktere einzufühlen, doch hier fiel es mir recht schwer. Bei Tess gelang es mir noch recht gut, ihre Gefühle nachzuvollziehen und mich in sie hineinzudenken, doch Gus bleibt mir ein wenig fremd. Vielleicht gelang es mir auch einfach mich besser in Tess zu versetzen, weil mir ihre Sorgen und Probleme einfach realistischer, nein nicht realistischer, eher denkwürdiger/nachvollziehbarer vorkamen. Wobei es auch vielleicht einfach an den gesellschaftlichen Unterschieden zwischen den beiden Protagonisten lag. So wuchs Tess eher in einfachen/bürgerlichen Verhältnissen auf und Gus ist da schon privilegierter. Diese Unterschiede sind schon sehr gut herausgearbeitet und wirkten authentisch. Trotzdem gelang es mir nicht richtig hier Beziehungen zu den Personen herzustellen. Diese alltäglichen Probleme häufen sich sehr und manchmal war es auch einfach zu viel des Guten. Interessant fand ich den Charakter Hope, Tessas kleine Schwester, die eine Form des Asperberger Syndroms hat und einfach anders, aber in dieser Geschichte erfrischend ist. Die ganze Krankheit wurde schon sehr gut wiedergegeben und hier konnte ich auch mit Tessa mitfühlen, da ich selber jemanden kenne, dessen Sohn dieses Syndrom hat.
Mein Fazit:
Vielleicht bin ich hier mit den falschen Voraussetzungen an die Geschichte gegangen, denn erwartet hatte ich viel Gefühl, viel Tiefe und eine zu Herzen gehende Geschichte. Doch die vielen Probleme und Sorgen waren einfach zu detailliert, machten alles gelesene zwar sehr alltäglich, aber auch dadurch recht langatmig und nicht allzu aussergewöhnlich. Es ist durchaus eine Geschichte, die aus dem Leben gegriffen ist und auch der Schreibstil war gut und flüssig, leider konnte es mich aber nicht berühren.