Rezension

Nicht ganz das, was ich erwartet hatte.

Über Tyrannei - Timothy Snyder

Über Tyrannei
von Timothy Snyder

Bewertet mit 3 Sternen

Nicht ganz das, was ich erwartet hatte.

Meine Meinung:
Als ich das Büchlein in den Händen hielt, hatte ich eigentlich ein kleine aber feine allgemeine Abhandlung zu dem Thema erwartet.
Erhalten habe ich Ratschläge wie man sich am besten verhalten sollte oder eben nicht verhalten sollte (mit jeweils weiteren Ausführungen dazu).

Einige Thesen empfand ich fast schon als sehr banal.
Ok, man könnte nun einwenden, dass nur weil etwas banal sei, es deswegen noch lange nicht weniger wahr wäre.
Ja, das mag sein, und dem würde ich ebenfalls zustimmen.
Aber es war halt nicht unbedingt das, was ich von dieser Lektionen-Sammlung erwartet hatte.

So manches Mal hätte ich mir eine bessere textuelle Überarbeitung gewünscht, sowohl bzgl. des Schreibstils als auch um für mich als Leser klarer zu machen, wer wann in welcher Situation gemeint war.

Ehrlich gesagt konnte ich mich nicht so ganz des Eindrucks erwehren, dass das Büchlein schnell noch rechtzeitig zu Beginn von Trumps Präsidentschaft herauskommen sollte – um dann später, falls die Präsidentschaft von Donald Trump auf irgendeine Weise schief laufen oder aus dem Ruder laufen sollte, dass man dann später sagen könne, dass man es damals in diesem Büchlein schon vorhergesagt bzw. davor gewarnt habe.

Textauszüge:
Kapitel 7:
„Sei bedächtig, wenn du eine Waffe tragen darfst.
Wenn du im Staatsdienst eine Waffe trägst, möge Gott mir dir sein und dich beschützen. Aber denk daran, dass zu den Übeln der Vergangenheit auch gehörte, dass Polizisten und Soldaten eines Tages plötzlich irreguläre Dinge taten. Sei bereit Nein zu sagen.“
Kapitel 13:
„Praktiziere physische Politik.
Macht will, dass es sich dein Körper in einem Sessel bequem macht und deine Gefühle sich vor der Mattscheibe auflösen. Geh hinaus. Bewege deinen Körper an unvertraute Orte mit nicht vertrauten Menschen. Gewinne neue Freunde und marschiere gemeinsam mit ihnen.“

Drei Sterne habe ich aber dann doch vergeben, da die weiterführenden Erläuterungen doch so manche gute Stelle aufweisen konnten.
„Hätten sich Juristen an die Norm gehalten, dass es ohne Prozess keine Hinrichtung gibt, hätten Ärzte die Regel akzeptiert, dass ohne Zustimmung des Patienten keine Behandlung möglich ist, hätten Unternehmer das Verbot der Sklaverei beachtet, hätten sich Bürokraten geweigert, den Papierkram in Sachen Mord zu erledigen, dann hätte sich das NS-Regime viel schwerer damit getan, die Gräueltaten zu begehen, für die es uns in Erinnerung geblieben ist.“ (S. 39)