Rezension

Nicht komplett neue Idee, aber gut ausgearbeitete Figuren und viele Überraschungen

Die Farben des Blutes, Band 1: Die rote Königin
von Victoria Aveyard

Bewertet mit 5 Sternen

Rot oder Silber ...

Das Cover:
Das Cover zeigt eine junge Frau, die leicht nach unten schaut. Auf der einen Hälfte ist das Cover rot, auf der anderen Hälfte silber, was das Blut der Menschen in diesem Buch symbolisiert. Im Vordergrund ist der Titel mit einer Krone obendrüber. Es schimmert wundervoll und ist ein absoluter Blickfang in jedem Bücherregal!

Die Geschichte:
Die 17-jährige Mare Barrow lebt in einer zweigeteilten Welt, in der es Menschen mit rotem und mit silbernem Blut gibt. Alle mit silbernem Blut haben besondere Fähigkeiten, so dass sie nicht im ärmlichen Dorf, so wie Mare und ihre Familie, leben müssen. Die Roten müssen den Silbernen dienen. Mare hält ihre Familie häufig mit ihren Fähigkeiten als Taschendiebin über Wasser. Ihre Brüder sind für den Krieg eingezogen worden, was ihr, die ohne Job oder Ausbildung, auch bevorsteht, sobald sie 18 ist. Einzig und allein Mares Schwester Gisa hat mit ihren Fähigkeiten als geschickte Näherin eine Chance auf eine erfolgreiche Zukunft.

Doch durch einen Zwischenfall kann Gisa nicht weiter nähen und die Familie ist am verzweifeln. Aber dann bekommt Mare einen Job als Dienstbotin im Königreich und sie kann nicht mehr eingezogen werden. Bei einem großen Event der silbernen Adligen kommt jedoch Mare in eine brenzlige Situation und kann sich mit Hilfe von magischen Fähigkeiten retten … Magischen Fähigkeiten, die sie als Rotblütige jedoch gar nicht haben dürfte. Nun weiß die Königsfamilie um ihre Fähigkeiten und hat sich für sie etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

Meine Meinung:
Nachdem mich das Cover von ‚Die Farben des Blutes 1 – Die rote Königin‘ so fasziniert hat, war ich sehr gespannt auf die Story dahinter. Die Geschichte spielt in einer Welt, in der es rot- und silberblütige Menschen gibt. Das ist doch auf jeden Fall eine tolle Idee! Die Silbernen haben besondere Kräfte, können sich z. B. unsichtbar machen oder in die Gedanken anderer Personen eindringen. Was Mare so besonders macht, werde ich hier nicht verraten. Doch diese Fähigkeit und eine Reihe von Zufällen führen dazu, dass Mare plötzlich Prinzessin ist, was sie offensichtlich sehr überfordert. All die Regeln und Umgangsformen im königlichen Hause sind für eine einfache Taschendiebin schwer zu verinnerlichen.

Wie man es sich bei einer königlichen Geschichte vorstellt, gibt es auch hier Lügen, Intrigen und Verschwörungen. Aber genau das macht das Buch so spannend. Mare fügt sich nach und nach in die königlichen Sitten ein und findet sowohl Freunde als auch Feinde. Dass sich die Silbernen aufgrund ihres Blutes (wobei ich mir silbernes Blut mehr wie flüssiges Metall vorstelle) und aufgrund ihrer Kräfte als was besseres fühlen und die Roten deshalb unterdrücken, ist wirklich eine interessante, aber traurige Sache. Die Roten dienen im Krieg als Kanonenfutter und werden als freiwillige Opfer dargestellt. Gut, dass das Mare erspart bleibt.

Nun noch ein Wort zu den Charakteren: Mare ist eine recht sympathische Protagonistin, die häufig sehr misstrauisch anderen Menschen gegenüber ist. Sie ist mutig und lässt sich nicht unterkriegen, egal was ihr bevorsteht. Cal ist sehr von der Art seines Vaters überzeugt und will unbedingt in den Krieg ziehen. Er hat eine weiche Seite, zeigt aber im Laufe der Story auch seine Neigung zu brutalen Handlungen. Maven ist das ganze Gegenteil von Cal, er ist ruhig, friedvoll und steht leider im Schatten von Cal. Aber auch er hat eine dunkle Seite, die sich im Buch zeigt und den Leser (also mich auf jeden Fall) überrascht. Gut finde ich übrigens, dass man nicht nur die Königsfamilie von Norta kennenlernt, sondern auch die anderen Königshäuser. Das fand ich gut und zeigte die Vielfalt der Silbernen.

Abschließend möchte ich noch den sehr angenehmen Schreibstil erwähnen, der sich wirklich sehr flüssig liest und trotz der leicht mittelalterlichen Geschichte sehr modern klingt. Die Geschichte ist aus Mares Sicht im Präsens geschrieben. Das Ende ist wirklich überraschend und fies, denn es ist ein ordentlicher Cliffhanger. Aber im Englischen hat der zweite Band bereits einen Titel: Glass Sword, zu Deutsch also ‚Glasschwert‘. Da dieses aber auf Englisch erst im Februar 2016 erscheinen wird, kann es mit der deutschen Ausgabe noch etwas dauern.

Meine Bewertung:
Ich kann nichts schlechtes über ‚Die rote Königin‘ schreiben. Natürlich ist die Idee nicht komplett neu, es gibt ähnliche Geschichten, aber die Figuren sind gut ausgearbeitet, haben alle ihre Schattenseiten und Motive. Ich finde, dass dieses Buch ein sehr guter Auftakt einer neuen Reihe ist, der viel Spannung bringt und nie langweilig wird. Ich vergebe hierfür volle fünf Sterne!