Rezension

Nicht mein Fall

Sweetbitter - Stephanie Danler

Sweetbitter
von Stephanie Danler

 Nach ihrem Studium hat Tess genug von ihrem langweiligen Kleinstadtleben und zieht kurzerhand in die Stadt, die niemals schläft, um herauszufinden, zu was sie fähig ist. Eigentlich hatte sie vorgehabt, dort zu sich selbst zu finden, und der Job als Kellnerin in einem edlen Restaurant sollte nur eine Notlösung sein, bis sie einen richtigen Job gefunden hat. Doch irgendwie bleibt sie in dem Lokal hängen und taucht immer tiefer in die Strukturen des Restaurants ein.

"Du wirst Geschmack entwickeln. Den Ort auf deiner Zunge entdecken, wo die Erinnerung wohnt. Hier versiehst du jeden Geschmack mit einem Namen. Essen wird zu einer Wissenschaft, definiert durch Sprache. Nie wieder wirst du einfachNahrung zu dir nehmen."
(Seite 9)

Der Anfang von Sweetbitter ist eigentlich ganz interessant, obwohl die einzelnen Geschmacksbeschreibungen etwas unelegant und unbeholfen einfach mitten in den Fließtext gesetzt wurden. Wobei, ein richtiger Fließtext ist es anfangs eigentlich auch nicht, es sind vielmehr nur Gedankenfragmente, die geauso plötzlich enden, wie sie begonnen haben. Jedenfalls erfahren wir, wie Tess ganz unten in der Hierarchie des edlen Restaurants startet und wie sie nach und nach lernt, wie man gute Weine erkennt und wie man Austern zu schätzen weiß.

Im weiteren Verlauf des Buches passiert aber leider nicht viel mehr als das. Tess lernt immer neue Geschmäcker kennen und arbeitet sich langsam aber sicher hoch. Wir tauchen als Leser sehr tief in das Leben einer Hilfskellnerin ein, wenn auch nicht sonderlich tief in Tess' Gedankenwelt. Und während Tess ganz allmählich Fuß fasst in diesem Restaurant, entdeckt sie auch die wilden Seiten des New Yorker Lebens für sich: Sex, Drogen und Alkohol in all seinen Varianten. Gegen Ende verschiebt sich das Gleichgewicht und es geht immer weniger um Essen und Genuss als vielmehr um die Eskapaden einer jungen Frau, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat.

Was mich letztendlich so gestört hat, ist, dass die Handlung einfach nicht richtig vorankommt. Die ständigen, immer gleichen Wiederholungen dessen, was Tess tut, werden auf Dauer einfach langweilig und die Handlung plätschert nur noch vor sich hin. Auch die Figuren sind mir nicht ans Herz gewachsen. Tess war mir von Anfang an fremd und diese Distanz zu ihr ist bis zum Ende erhalten geblieben. Andere Figuren wie Chef, Jake oder Simone sind ebenso blass geblieben wie die Ich-Erzählerin.

SweetBitter wird als Roman über Genuss angepriesen, aber irgendwie ist es mehr ein recht eintöniger Roman über das ausartende Nachtleben einer jungen Kellnerin. Anfangs fand ich den Erzählstil noch erfrischend anders, spätestens ab der Hälfte wurde mir der Roman aber zu einseitig und langweilig.

(c) Books and Biscuit