Rezension

Nicht meine Art von Fantasy

Der Fluch des Feuers - Mark de Jager

Der Fluch des Feuers
von Mark de Jager

Mark de Jagers Debütroman “Der Fluch des Feuers” ist ein Fantasy-Roman, der mich leider nicht so richtig überzeugen konnte. Das Gesamtpaket - Titel, Cover, Inhaltsbeschreibung - haben mich zunächst etwas komplett anderes erwarten lassen, als ich dann bekam. Und das ist schon einer der Hauptgründe meiner gemischten Gefühle bezüglich dieser Geschichte. Ich habe mit einem Antihelden gerechnet, aber der Protagonist mit dem ungewöhnlichen Namen Stratus entpuppte sich als ziemlich leere Hülle. Zu Beginn der Geschichte wissen wir quasi genau so wenig über ihn wie er selbst. Nackt und ohne Erinnerungen wacht er auf; seine Suche nach sich selbst beginnt - aber natürlich nicht ohne Komplikationen. Immer und immer wieder wird er bedroht und gefangen genommen. Und außerdem spürt er, dass tief in ihm etwas darauf lauert, endlich befreit zu werden.

Der größte Schwachpunkt des Romans ist für mich sein Protagonist, der als Antiheld beschrieben wird, aber bei mir keinerlei Sympathien wecken kann. Ich wusste nicht so richtig, warum es mich eigentlich interessieren soll, wer oder was Stratus eigentlich ist. Er besitzt zwar einige interessante Fähigkeiten, aber diese wurden ihm gefühlt immer zum passenden Zeitpunkt “angedichtet”, sodass er sich aus brenzligen Lagen gerade noch so befreien kann. Immer und immer wieder. Er trainiert sein neues Können ein wenig und schon hat er es perfektioniert. Deus Ex Machina. Diese Tatsache macht den Plot, der ein beständiges Auf und Ab von Gefangenwerden und Ausbrechen ist, nicht interessanter, sondern stellenweise leider sogar sehr langatmig. Stratus’ Monologe mögen zu Beginn noch interessant zu lesen sein, wirken aber bald gestelzt, konstruiert und zäh. Man liest und vergisst direkt wieder, was er gesagt hat. Auch die Nebenfiguren sind nicht besonders einprägsam. Einzig und allein die zweite Hauptfigur, Tatyana, war meines Erachtens wirklich interessant, mehrdimensional und die treibende Kraft des Romans. Ihre Interaktion mit Stratus hat mir wirklich sehr gut gefallen.

Das Ende bzw. die Auflösung des Mysteriums um Stratus’ Dasein war weder besonders überraschend noch fand ich sie besonders elegant oder spannend, und hier wurde ich vielleicht am meisten enttäuscht. Da möchte ich allerdings nicht sagen, dass es sich hier generell um eine schlechte Idee handelt, sondern sie einfach nicht “meiner Art von Fantasy-Roman” entspricht und ich mir etwas anderes erhofft hatte. Dazu kommt, dass es viele, viele brutale Passagen gibt, die sehr, sehr ausführlich und bildhaft beschrieben werden. Mark de Jager bringt außerdem für mich einfach zu viele Fantasy-Elemente zusammen. All das führt demnach zu meiner Bewertung mit 2 Sternen. Ja, es ist ein Debütroman und Spielraum nach oben muss man ihm zugestehen. Manche Ideen waren interessant, der Beginn war vielversprechend, aber leider verlor sich die Geschichte dann recht zügig, wirkte inhaltsleer mit einem Protagonisten, der leider nicht so vielschichtig war wie erhofft und einer Menge langatmiger Beschreibungen von Gewalt. Nichtsdestotrotz kann ich mir vorstellen, dass Leute, die sowieso jede Fantasy verschlingen, mit diesem Buch ihren Spaß haben könnten. Und für all diejenigen hoffe ich, dass de Jager das Potenzial, das diese Geschichte durchaus hat, in der Fortsetzung nicht verschenkt.