Rezension

Nicht nur eine Auflistung von Daten und Fakten

Marie Antoinette - Stefan Zweig

Marie Antoinette
von Stefan Zweig

Bewertet mit 4 Sternen

Im Jahre 1932 schrieb Stefan Zweig diese Biographie über Marie Antoinette. Es ist keine Biographie, die nur aus Fakten besteht. Zweig hat durch psychologische Logik auch geschrieben, warum Marie Antoinette in bestimmten Situationen auf eine bestimmte Art und Weise gehandelt hat. Er zeigt sich allwissend, er ersieht aus Briefen und anderen Dokumenten, die uns heute noch aus der damaligen Zeit erhalten geblieben sind, welche Gedanken, Ahnungen und auch Träume Marie Antoinette bewegt haben.
Aber auch das Handeln und den Charakter Ludwigs XVI. analysiert er, da auch dieser durch seine Unentschlossenheit zu der Situation beigetragen hat - sowohl politisch als auch in seiner Ehe.
Marie Antoinette charakterisiert er als leichtfertige, verspielte, genusssüchtige, aber dennoch gutmtige und aufrichtige Frau, die schicksalhaften Verstrickungen und seelische Erschütterungen aus dem Weg zu gehen versucht. Eben eine durchschnittliche Vertreterin ihres Standes. Aber durch das Elend, das ihr durch die Französische Revolution widerfährt, wächst sie über sich hinaus und gewinnt an Würde und Größe.

Das Buch ist gerade deshalb interessant, weil es nicht nur als Geschichtsbuch fungiert, sondern weil es einem die Personen und ihr damaliges Leben näher bringt. Sie bestehen nicht nur aus historischen Daten und Fakten, sondern sind fühlende, facettenreiche Persönlichkeiten mit ihren Fehlern und Schwächen. Es wird über niemanden geurteilt, sondern erzählt, woher sie kommen und ihre Handlungen nachvollziehbar gemacht.
Ob die Personen damals wirklich so waren, wie Zweig sie darstellt, werden wir nie erfahren, aber seine Folgerungen aus den historischen Dokumenten sind schlüssig und das Buch liest sich flüssig.
Auch für Anime/Manga Fans könnte das Buch interessant sein, denn Ryoko Ikeda hat diese Biographie von Zweig gelesen und ihr Werk "Lady Oscar" wurde davon beeinflusst.