Rezension

Nicht so fesselnd, wie es könnte

Hoffnungsland - Kristín Steinsdóttir

Hoffnungsland
von Kristín Steinsdóttir

Bewertet mit 2.5 Sternen

Eigentlich ist dieses Buch nett und spannend. Eigentlich ist es genau die Art historischer Roman, die ich gerne mag. Es geht um das Leben der kleinen Leute in Reykjavik 1871, nach einer wahren Geschichte erzählt, super. Trotzdem hat es mich irgendwie nicht richtig gepackt.

 

Guðfinna und Stefanía sind das Leben als Mägde auf dem Bauernhof satt. Man rackert sich ab von morgens bis abends und hat nicht viel Zeit für Spaß am Leben. Sie ziehen in die Stadt. Wenn man eine Anstellung bekommen würde, bei vornehmer Herrschaft, dann ist man fast selbst eine feine Dame und hat sich in kürzester Zeit einen Mann mit gutem Auskommen geangelt. So ist der Plan.

Die Wirklichkeit sieht dann ein klein wenig anders aus. Feste Stellen gibt es kaum. Guðfinna und Stefanía schlagen sich mit Gelegenheitsjobs durch, sind mal Wäscherin, mal Trägerin, Fische müsse bearbeitet werden am Hafen. Es ist nicht, was sie sich erträumt haben, aber sie sind ihr eigener Herr, das ist schon ein Gewinn.

Dann bietet sich plötzlich eine Gelegenheit, zu Geld zu kommen. Ganz legal ist es nicht, aber sie wären auf einen Schlag alle Sorgen los.

 

Schön wird hier der Alltag der unteren Zehntausend beschrieben. Ich wusste nicht, dass es hauptberufliche Wasserträger gab, Menschen die denen, die es sich leisten können, eimerweise Wasser von der Pumpe zum Haus schleppen. Viele spannende Details schaffen Atmosphäre und machen die Vergangenheit lebendig.

Leider sind die Figuren dabei etwas auf der Strecke geblieben. Innensichten gibt es hier kaum. Da legt sich schon mal Guðfinna ins Bett und grübelt, während der Leser im Regen steht und denkt: Sag´s mir, Guðfinna, was denkst du denn so?

Der Erzählstil ist schlicht, betont einfach gehalten, was mir grundsätzlich gut gefallen hat, was aber die Figuren noch einmal emotionsloser wirken lässt.

Und dann hätte ich mir ein Nachwort gewünscht, was ein wenig über die wahre Begebenheit erzählt, die diesem Buch zu Grunde liegt. Davon erfährt man leider gar nichts.

 

„Hoffnungsland“ ist ein schöner historischer Roman zu einem Thema, was man nicht so oft liest. Man lernt einiges dazu, aber wirklich fesselnd fand ich die Geschichte nicht, obwohl die eigentliche Handlung wirklich fesseln könnte.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 22. April 2018 um 18:51

"Sag´s mir, Guðfinna, was denkst du denn so?" Köstlich. Da hätte die Autorin nur G. mal ein bisschen öffentlich !! grüblen lassen müssen und schon wäre alles gut gewesen! Eine unterhaltsame Rezension.