Rezension

Nicht so gut wie erwartet

Das Grab unter Zedern
von Remy Eyssen

Bewertet mit 3 Sternen

Na ja. Zunächst das Positive: Der Roman lässt sich gut lesen, flüssiger Schreibstil, kurze Kapitel, Spannung wird aufgebaut. Die Geschichte beginnt vielversprechend. Die kleine Amelie ist vor Jahren verschwunden, ihr Vater wurde des Mordes beschuldigt und eingesperrt. In einem Wiederaufnahmeverfahren wird nun festgestellt, dass die Beweislage bei der damaligen Verurteilung unzureichend war. Dadurch kommt er jetzt frei. Nahezu alle Leute im Ort sind allerdings weiterhin der Meinung, dass der Vater die Tat begangen hat, auch wenn nie eine Leiche gefunden wurde. In dem Fall wird neu ermittelt, neue Beweise müssen gesammelt werden. Weitere Leichen werden entdeckt, und der Rechtsmediziner Dr. Ritter stößt auf einige Ungereimtheiten.

Wie gesagt, Spannung ist vorhanden. Was mich aber gestört hat, ist die Darstellung völliger Inkompetenz der örtlichen Polizeibehörde. Die müssen ja alle ziemlich blöd sein, vom Dienststellenleiter abwärts. Und alle sind gegen Dr. Ritter, was auch irgendwie merkwürdig erscheint. Der Gerichtsmediziner legt wissenschaftliche Tatsachen vor, doch die Flics interessiert das nicht weiter. Sie wollen den Fall möglichst schnell und bequem abschließen. Tut mir leid, aber so ein dummes Verhalten scheint mir selbst für eine Provinzpolizei sehr unwahrscheinlich. Hier hat der Autor meiner Ansicht nach zu dick aufgetragen. Ein Gerichtsmediziner vom Format eines Leon Ritter hätte sich so etwas nie wirklich bieten lassen. Schade, dadurch hat eine an sich gute Geschichte doch einiges an Wert verloren.

Mal ganz abgesehen von ein paar Ungereimtheiten im Text. Als Beispiele seien hier nur Seite 319/320 genannt, wo Madame Moreau Isabelle erklärt, dass Delphine im Sommer 2011 zu ihr kam und bis 2013 blieb. Nur um kurz darauf zu erklären dass eben diese Delphine den Monsieur Legrand genau am 15. März 2011 getroffen hat. Wie konnte sie das wissen, wenn Delphine doch erst im Sommer zu ihr gekommen ist?

Auf Seite 424 muss es statt „Schwester Marguerite“ natürlich „Schwester Monique“ heißen, denn Marguerite arbeitet nicht im Saint Sulpice.

Kleinigkeiten nur, die man als Leser vielleicht gar nicht bemerkt, aber das sollte eben in einem guten Roman nicht passieren.