Rezension

Nicht so mitreißend gut wie die Vorgänger

Zeitenzauber 03. Das verborgene Tor - Eva Völler

Zeitenzauber 03. Das verborgene Tor
von Eva Völler

Bewertet mit 4 Sternen

Es könnte so schön sein: Sie sind beide wieder in der Vergangenheit unterwegs, die sie eigentlich genießen wollen. Denn ihr Auftrag ist schnell erledigt.
Doch ihre Feinde lauern schon im Verborgenen…

 

Anna und Sebastiano müssen nur eine kleine Mission im London des neunzehnten Jahrhunderts erfüllen, bevor sie sich in der Metropole in der Gegenwart einen kurzen Urlaub gönnen können. Denken sie zumindest.
Aber bald erkennen sie, dass sie in Geschehnisse verstrickt werden, die weitaus bedrohlicher und beängstigender sind als ihr ursprüngliches Vorhaben. Diesmal droht die Zeit komplett durcheinander zu geraten und zu allem Überfluss verschwindet José spurlos.
Um herauszufinden, was vor sich geht, müssen die beiden sich erneut in Gefahr begeben und sich unter die Schönen und Reichen im Jahre 1813 mischen. Allerdings sind sie dabei völlig auf sich alleingestellt und können sich lediglich auf das verlassen, was sie bereits die Alten und ihre Geheimnisse erfahren haben.

 

 

Nachdem ich von den ersten zwei Bänden der Zeitenzauber-Reihe so begeistert war, musste ich mir natürlich unbedingt den dritten Teil holen. Leider konnte mich dieser nicht so mitreißen wie Annas Abenteuer davor.
An den Figuren lag dies nur zu einem kleinen Teil. Unsere Lieblingszeitreiseagentin hat ihre liebenswerte, etwas naive und tollpatschige Art nicht verloren, obwohl ihre Arbeit für sie inzwischen ein alter Hut ist, so routiniert wie sie damit umgeht. Trotzdem gibt es immer noch Situationen, die sie vor neue Herausforderungen stellen und beweisen, dass sie doch noch nicht alles weiß und kann. Sie ist selbstbewusster geworden, ohne ihre Zweifel und Ängste ganz abzulegen und ihren ganz eigenen Charme zu verlieren.
Ihre Liebe zu Sebastiano ist unverändert stark, was einerseits sehr süß ist, vermutlich vor allem für jüngere Leserinnen. Andererseits hat sich ihre langjährige Beziehung kaum verändert und sie stehen vor den immer gleichen Problemen, was dem Ganzen ein bisschen die Glaubwürdigkeit nimmt, gerade weil beide älter und reifer sind als noch zu Anfang.
Die übrigen Charaktere passen wunderbar in die Geschichte. Besonders die Tatsache, dass sie nicht alle leicht zu durchschauen waren, war ein großer Pluspunkt des Buches.

 

Ihrem flüssig und angenehm zu lesenden Schreibstil ist Eva Völler ebenfalls treu geblieben: Spitzig und mitreißend führt sie den Leser durch den Roman, der diesmal zu meiner Freude in einem früheren London spielt. Die Stadt, ihre Atmosphäre und ihre Bewohner, allen voran die High Society und der Klassenkampf der damaligen Zeit werden schön porträtiert, sodass man sich alles lebendig vorstellen kann. Die bekannten Eigenarten wie zum Beispiel die Sperre, die sich mysteriöserweise in Luft auflösenden Alten und die vielen bekannten Persönlichkeiten vergangener Jahrhunderte bleiben zum Glück erhalten und verbinden die einzelnen Bände der Serie perfekt miteinander.
Leider braucht die Geschichte anfangs etwas, um in Schwung zu kommen, da lange nicht klar wird, welche Richtung die Handlung eigentlich einschlägt. Zwischendurch sorgt die eine oder andere Länge dafür, dass die Spannung streckenweise verloren geht. Doch das letzte Drittel weiß wieder zu überzeugen und fesselt einen bis zum Schluss an die Seiten. Gerade ein neuer Aspekt der Hintergründe hinter den Zeitreisen lässt auf weitere einfallsreiche Ideen der Autorin schließen.

 

 

Das verborgene Tor ist der gut gelungene dritte Teil von Eva Völlers Zeitenzauber-Reihe, der qualitativ nicht ganz an die Vorgängerbände anknüpfen kann. Trotzdem weiß er aufgrund der charmanten Charaktere, der bildhaft geschilderten Kulisse, unerwarteter Wendungen, neuer überraschender Aspekte und des flüssig-lockeren Schreibstils zu begeistern und den Leser für sich einzunehmen.
Lediglich die Längen im ersten Drittel sowie die sich kaum entwickelnde Liebesbeziehung zwischen Anna und Sebastiano haben meinen positiven Gesamteindruck etwas getrübt.
Wer die ersten beiden Romane mochte, gerne mehr über die mysteriösen Alten und ihre Hintergründe erfahren will und Zeitreisegeschichten generell viel abgewinnen kann, der sollte sich auch diese hier gönnen.