Rezension

Nicht so toll wie erwartet

Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes

Ein ganzes halbes Jahr
von Jojo Moyes

Bewertet mit 3 Sternen

Ich habe das Gefühl, die ganze Welt hat dieses Buch schon gelesen und geliebt, also habe ich mich auch darauf eingelassen, ohne überhaupt zu wissen, worum es geht. Lou lebt eigentlich ein recht normales Leben in einer englischen Kleinstadt, ist schon lange mit ihrem Freund zusammen und hat keine besonderen Ambitionen. Als sie ihren geliebten Job in einem Café verliert, muss sie sich beruflich umorientieren und gerät in eine Situation, die ihr komplettes Leben verändert. Sie wird als Betreuerin von Will angestellt, der einst beruflich erfolgreich und abenteuerlustig war, doch jetzt nach einem schweren Unfall im Rollstuhl sitzt.

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich zwar nicht wusste, um was es in diesem Buch geht, allerdings durch die ganzen begeisterten Rezensionen sehr hohe Erwartungen hatte. Das Buch wäre angeblich “ganz anders” und “so unvorhersehbar”, war da auf diversen Blogs zu lesen, dass ich nicht mit dieser Menge an “Chick-Lit” gerechnet habe. Eigentlich handelt es sich nämlich doch um einen dieser Liebesromane, der alle Klischees bedient, wäre da nicht eine – zugegeben etwas unerwartete – Wendung, die ich natürlich nicht verraten möchte.

Lou bleibt als Charakter relativ flach, die einzige Eigenschaft, die sie auszuzeichnen scheint, ist ihr extravaganter Kleidungsstil, der in der Kleinstadt natürlich auffällt. Ihre Vorgeschichte, die man erst recht spät erfährt, fand ich sehr konstruiert und macht die Figur für mich nicht unbedingt glaubhafter. Gegen Ende des Buches gibt es einige Kapitel, die aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt sind. Warum die Autorin genau an der Stelle von der Ich-Erzählerin Lou abweicht und andere Figuren zu Wort kommen lässt, kann ich mir nicht erklären. Einen Mehrwert an Information bieten diese Kapitel nämlich nicht.

Insgesamt fand ich “Me Before You” beim Lesen ganz unterhaltsam, wollte es kaum noch aus der Hand legen und unbedingt wissen, wie es mit Lou und Will weiterget. Im Nachhinein betrachtet war das Buch allerdings aus den schon genannten Gründen für mich nicht so herausragend. Man kann es schnell verschlingen und ich würde es als wenig anspruchsvolle Urlaubslektüre mit gewissem Tränendrüsendruck empfehlen, allzu hohe Erwartungen sind aber nicht angebracht.