Rezension

nicht unbedingt alltagstauglich

Blitzmenüs für zwei - Margit Proebst

Blitzmenüs für zwei
von Margit Proebst

Bewertet mit 3 Sternen

Ich lasse mich immer wieder von Kochbüchern inspirieren und lese sie auch gern mal so zwischendurch. Da habe ich mir letzt aus der Bücherei mal dieses Kochbuch geholt, denn ich mag nicht immer lange in der Küche stehen und bei uns muss es öfters mal schnell gehen.

 

ausprobierte Rezepte
Ich habe dann mal einige Rezepte ausprobiert, weil sie interessant klangen und ich wissen wollte, ob ich mit meiner Einschätzung, dass die Zeiten kaum zu schaffen sind, wenn man kein Profikoch ist, richtig liege. Oft habe ich einige Zutaten ausgetauscht, weil sie entweder gerade nicht zu bekommen waren, sie mir einfach zu teuer waren oder wir sie nicht mochten.

Selleriecremesuppe
Als erstes habe ich die Selleriecremesuppe ausprobiert. Von zu Hause kenne ich Sellerie überhaupt nicht, weil meine Mutter keinen Sellerie mag und es deshalb nie welchen gab. Mein Freund mag ihn allerdings ganz gerne - also habe ich das Rezept mal ausprobiert. Vielleicht komme ich ja doch auf den Geschmack.

Die Zutatenliste liest sich leicht, das Rezept selbst auch. Es gibt auch keine Widersprüche, alle Zutaten werden verarbeitet und alle sind in der Liste. Ich habe die Suppe dann auch fast so gekocht, wie im Rezept beschrieben, habe die 1/2 Zitrone nur durch Zitronensaft ersetzt. Angegeben ist hier eine Zubereitungszeit von 25 min. Das kommt mir von Anfang an sehr wenig vor, da die Suppe selbst schon 15 min kochen, der Sellerie mit den Zwiebeln auch über eine Minute braten und die Suppe nach dem Pürieren noch mal zwei Minuten kochen soll. Meine Erfahrung am Herd sagt mir schon vor dem Anfangen, dass es auf jeden Fall länger dauern wird.

Das Kochen fing dann an mit Zwiebeln und Knollensellerie schälen und würfeln. Ich bin kein blutiger Anfänger, aber ich habe dafür schon gut acht Minuten gebraucht.. Der Sellerie lässt sich ja nicht so ganz einfach und schnell schälen und auch wenn beides nicht ganz so ordentlich und klein gehackt werden muss, weil es nachher noch püriert wird, dauert es eben doch. Ich hab dann rechtzeitig den Topf auf den Herd gestellt, um das Öl zu erwärmen, sodass ich schnell nach dem Hacken der Zwiebel diese hinein geben konnte, damit sie glasig wird. In der kurzen Zeit, wo diese glasig werden soll, hätte ich auf keinen Fall den ganzen Sellerie bearbeiten können, weshalb ich es wie im Rezept beschrieben vorher gemacht habe.

Die zweite Zeitfalle kommt dann mit dem Aufgießen der Brühe. Damit es schneller geht, habe ich bereits heiße Brühe genommen, auch wenn im Rezept nichts davon steht. Trotzdem kochte es bei mir erst ab Minute 15 wieder - und dann sollte es noch weitere 15 Minuten kochen. Damit war der Zeitplan schon nicht mehr einzuhalten. Und ich habe keinen langsamen Herd - aber schneller geht es eben nicht! Bei Minute 30 fing ich dann an zu pürieren, was natürlich auch noch einmal dauerte. Und dann sollte der zwischenzeitlich geschnittene Staudensellerie hinein und alles noch einmal zwei Minuten kochen. Rundum: Als alles fertig war, stand meine Stoppuhr bei genau 37 Minuten! Damit braucht ein normaler Hobbykoch also 12 Minuten bzw. fast 50 % mehr Zeit als angegeben. Das finde ich ziemlich viel und das gibt bei mir damit Abzüge für das Buch, denn damit sind es keine Blitzmenüs mehr.

Geschmacklich bin ich auch nicht so begeistert. Mir fehlte auf jeden Fall noch die Prise Zucker, die zur Abrundung auch in jedes pikante Gericht gehört und einen volleren Geschmack gibt. Und sowohl mein Freund wie auch ich hatten den mehr oder weniger rohen Staudensellerie zu bemängeln (Zwei Minuten reichen für diesen einfach nicht, auch wenn ich ihn ganz fein geschnitten habe!) wie auch zu wenig Creme Fraiche. Wir hätten gerne die doppelte Menge gehabt. Dass die Cremesuppe eher die Konsistenz von dünnem Babybrei hat, wird im Fernsehen oft von den Profiköchen beanstandet, störte uns aber weniger. Ansonsten war ich sehr überrascht, wie gut mir doch eine Selleriesuppe munden kann! Die wird es auf jeden Fall wieder geben - allerdings mit den behobenen Mängeln.

 

Sesam-Thunfisch mit Süßkartoffelpüree
Die Zutatenliste liest sich leicht, das Rezept selbst auch. Es gibt auch keine Widersprüche, alle Zutaten werden verarbeitet und alle sind in der Liste. Ich habe die Suppe dann auch fast so gekocht, wie im Rezept beschrieben. Es gab allerdings an dem Einkaufstag keinen Thunfisch, weshalb ich ihn durch tiefgekühlten Wildlachs ersetzt habe. Ganze Kardamomkapseln habe ich auch nicht gefunden und deshalb bereits gemahlenen Kardamom genommen. Und da ich ein wenig faul bin, habe ich den Orangensaft nicht frisch gepresst, sondern welchen aus der Flasche genommen.

Insgesamt waren für die Zubereitung eine halbe Stunde angegeben. Ich war am Zweifeln, aber ich hielt es nicht für unmöglich, es in dieser Zeit zu schaffen. Das erste Zeitraubende war dann allerdings schon die Süßkartoffel. Sie zu schälen und dann zu schneiden ist recht schwer, denn die Süßkartoffel ist ein unheimlich hartes Gemüse. Ich habe mich angestrengt und auch nicht zum ersten Mal eine Süßkartoffel bearbeitet. Beim Würfeln musste man dann auch nicht akkurat sein, weil das Püree nachher püriert wird. Aber ich habe dann doch schon fast zehn Minuten gebracht, bis ich die Zwiebel und die Süßkartoffel fertig hatte, damit ich sie anbraten konnte. Zum Zeitsparen habe ich das Öl schon erhitzt, während ich in den letzten Zügen des Würfelns lag. Beides sollte dann schon zwei Minuten braten und dann noch 15 min. weich dünsten. Da waren es dann schon 27 Minuten insgesamt, sodass ich mir recht sicher war, dass ich es in 30 Minuten nicht schaffen werde.

Den Fisch zu waschen, zu würzen und im Sesam zu panieren war kein Problem. Das konnte ich locker in der Zeit schaffen, in der die Süßkartoffeln dünsteten. Beim Fisch gefiel mir dann allerdings nicht, dass die Panierung nach dem Braten so unansehnlich aussieht. Dieses Problem habe ich immer, wenn ich etwas in Sesam brate. Woran es liegt, weiß ich nicht. Eventuell könnte es daran liegen, dass ich ungeschälten Sesam benutze - allerdings habe ich im Laden bisher noch nie geschälten Sesam gefunden. Meine Erfahrung bei einer Panierung mit Sesam ist daher, dass es eher grau bis schwarz wird und nicht schön braun.

Nach dem Kochen der Süßkartoffeln habe ich diese noch in einen hohen Rührtopf umgefüllt, um sie dort zu pürieren. Das empfehle ich unbedingt, wenn man nicht vorhat, anschließend ohnehin seine Küche zu renovieren. Das kostete dann aber leider noch einmal Zeit und steht auch nicht im Rezept. Mit dem ordentlichen Pürieren, Würzen und Abschmecken sowie Anrichten waren es dann am Ende 38 Minuten. Etwas Zeit habe ich noch verloren beim Abschmecken des Pürees, denn es war nicht ganz mein Geschmack und ich musste ein wenig probieren, bis es für uns zumindest essbar war.

Und da sind wir dann auch schon beim Geschmack. Der Fisch hat uns sehr gut geschmeckt und wird bestimmt noch einmal so zubereitet. Welcher Fisch es genau ist, dürfte nicht so wichtig sein, die Zubereitung passt auf viele Arten. Allerdings muss man wissen, dass er mit dem ungeschälten Sesam nicht unbedingt schön aussieht. Für mich persönlich war die reine Sesampanierung auch ein wenig viel im Mund. Ich esse gerne Sesam, aber das war mir dann zuviel. Ich werde eventuell nächstes Mal eine Mischung aus Sesam und Semmelbröseln nehmen. Das dürfte auch eine schönere Farbe geben. Tja ... und dann das Süßkartoffelpüree. Um es kurz zu machen: Es schmeckte weder meinem Freund noch mir. Es war zu süß, zu fruchtig und passte unserer Meinung nach absolut nicht zum Fisch. Ich bin darum weiterhin auf der Suche, wie man Süßkartoffeln in ein Essen einbinden kann ...

 

Zitronenrisotto
Und zu guter Letzt wollten wir noch das Zitronenrisotto ausprobieren. Weil ich erst nach Ladenschluss gesehen habe, dass wir keinen Risottoreis mehr hatten, musste diesmal leider Milchreis herhalten. Olivenöl mögen wir beide nicht unbedingt, da gab es dann neutrales Öl. Getauscht haben wir dann noch Parmesan gegen Emmentaler und Zuckerschoten gegen Zucchini. Das hatte vor allem Kostengründe, genauso wie der Austausch der beiden Schalotten gegen eine Zwiebel. Zitronenmelisse hätten wir gerne gehabt, aber sie war beim besten Willen nirgends zu bekommen.

30 min. waren für die Zubereitung angegeben. Als ich mir das Rezept insgesamt anblickte, hatte ich starke Zweifel, ob das machbar wäre. Aber ich probierte es. Als erstes erhitzte ich die Gemüsebrühe, denn Risotto muss mit heißer Brühe aufgegossen werden. Während ich das Öl dann schon erhitzte, schälte und würfelte ich schnell die Zwiebel. Ich dünstete die Zwiebel glasig und briet den Reis dann eine Minute mit an. Da waren die ersten fünf Minuten dann schon mal vorbei. Ich löschte dann mit dem Wein ab und goss danach immer wieder Brühe nach, wenn es eingekocht war. Dies sollte insgesamt 15 Minuten dauern.

In der Zeit wusch und stiftelte ich die Zucchini und bereitete die Zitronenschale und den Zitronensaft zu. Nach den 15 min tat ich die Zucchini mit hinein und ließ es weitere fünf Minuten kochen. Zwischendurch probierte ich den Reis schon einmal. Und weil mein Freund ihn gerne bissfester hat als ich, sollte er auch probieren. Aber auch er war dann der Meinung, dass der Reis definitiv noch nicht fertig war. Wir haben das ganze dann noch fast zehn Minuten kochen lassen und auch noch mehr Brühe als nur die angegebene Mengen hinein getan, weil es uns noch zu hart war. Danach haben wir dann die restlichen Zutaten hinein getan und abgeschmeckt. Insgesamt habe ich etwa 40 min gebraucht. (Uhr war zwischendurch stehen geblieben, deshalb nur ungefähr).

Der Geschmack war dann recht gut. Mein Freund konnte sich das Zitronensaure anfangs nicht richtig in einem pikanten Gericht vorstellen, doch ich kannte es schon (wenn mir ins Frikassee mal wieder zu viel Zitrone gekommen ist) und fand es lecker. Und er fand das Endergebnis dann auch richtig lecker und möchte es seit dem öfter haben. Und ich denke, das wird es auch öfter geben. Ich könnte mir dazu noch gut einen gebratenen Fisch vorstellen, aber an sich ist Risotto auch schon so eine vollkommene Mahlzeit.

 

Meine Meinung
Es sind einige nette Rezepte in dem kleinen Heftchen enthalten. Blitzmenüs sind es für mich nicht, aber soweit ich gesehen habe, braucht man zumindest nicht so viele Handgriffe und vor allem auch nicht so viel Erfahrung, um die Essen hin zu bekommen. Man sollte allerdings auch kein blutiger Anfänger sein. Wie man es schaffen soll, die Zeiten einzuhalten, weiß ich beim besten Willen nicht. Beim Probekochen hab ich wirklich schnell gemacht - und brauchte trotzdem immer etwa 25 % mehr Zeit. Ich denke, Anfänger brauchen noch mehr Zeit.

Mein Geschmack sind die Rezepte nicht unbedingt. Es ist mir insgesamt auch zuviel Durcheinander. Orientalisch, Vegetarisch, Mediterran und Klassisch in einem gerade mal 64 Seiten starken Buch? Ich habe für mich heraus geholt, was mir gefiel, aber wie meistens waren es nur so drei, vier Sachen. Und wie man meinem Zutatentausch vielleicht auch schon angemerkt hat, sind mir die Zutaten oft zu teuer bzw. sie gehören nicht unbedingt zu dem, was man mal eben so im Haus hat. Und ich möchte nicht immer erst teuer einkaufen müssen, wenn ich Essen mache.

 

Fazit
Schöne Anregungen, Zeiten kaum einzuhalten, oft teure Zutaten - für den Alltag nicht unbedingt zu gebrauchen