Rezension

nichts für Anfänger, aber tolle Anregungen

Meine DIY-Küche
von Agnes Prus

Bewertet mit 3 Sternen

Ich habe mich sehr über dieses Kochbuch gefreut, denn aufgrund vieler Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten kommen bei uns nur selten Fertigprodukte auf den Tisch. Das Kochen wird dabei manchmal zur Herausforderung, oft teurer als normal und ist mit nicht unerheblich mehr Arbeit verbunden. Einiges wurde einfach vom Essensplan gestrichen. Von diesem Kochbuch habe ich mir erwartet, dass ich z.B. Neues entdecke wie etwa den Kichererbsen-Tofu, ich meinen Geldbeutel schonen kann mit selbstgemachtem Nussmus und gekörnter Brühe und meinem Freund etwas Gutes tun kann mit selbstgemachten Müsliriegeln.

 

Ich habe nun so einige Rezepte ausprobiert, noch mehr einfach durchgelesen und komme zu folgendem Ergebnis: Die Rezepte hören sich einfach an und sind schön bebildert. Wenn man sich allerdings dann ans Nachkochen macht, kommen manchmal doch so einige Probleme ans Licht, mit denen man vorher nicht gerechnet hat. Es fing etwa beim Kichererbsen-Tofu an. Man sollte das Kichererbsenmehl in einen Topf geben und mit der angegebenen Wassermenge verquirlen, wobei auf dem Bild zu sehen ist, dass beides von Hand verquirlt wird. Ich habe dies genauso gemacht – und es klumpte! Es waren lauter kleine, erbsengroße Klumpen, die im Wasser schwammen. Und auch nach dem Quellen waren diese Klumpen noch vorhanden. Recherchen im Internet ergaben, dass man das Wasser entweder nur nach und nach zugießen darf oder eben einen Pürierstab benutzen sollte. Im Rezept steht allerdings nichts davon! Da hätte ich mir ein bisschen mehr erwartet, denn solche Kleinigkeiten entscheiden über Gelingen oder Desaster. Und wenn es einfach nichts wird, obwohl man sich ans Rezept hält, ist man auch schnell frustriert, vor allem, wenn die Zutaten auch nicht ganz preiswert sind.

 

Und dies war nicht das einzige Rezept, wo es hakte mit der Umsetzung. Bei den Müsliriegeln soll man etwa das Nussmus mit anderen Zutaten erwärmen und anschließend mit den Nüssen etc. vermischen. Wer Nussmus schon einmal erwärmt hat, weiß, dass es schon beim leichten Erwärmen stark andickt. Es war schnell eine zähe, gummiartige Masse, die mich stark an einen Brandteig erinnerte. Das Vermischen mit den anderen Zutaten wurde zum echten Kraftakt und es bildeten sich schnell Klumpen, die man auch mit dem besten Rühren nicht mehr weg bekam. Dadurch fehlte dann natürlich der „Kleber“ für die restliche Flockenmischung. Kurzum: Die Müsliriegel wurden zu einem bröckeligen Haufen, wo nur wenig zusammen klebte und was kaum den Namen Riegel verdiente. Mein Freund aß es dann lieber als Granola zum Frühstück. Ich bin bisher nicht zum erneuten Ausprobieren gekommen, aber ich vermute, dass man das Nussmus einfach nicht erwärmen sollte, sondern direkt zur Nuss-Getreidemischung geben sollte.

 

Bei der gekörnten Brühe sollte man das klein gehackte Gemüse zwei Stunden im Ofen trocknen. Allerdings war es bei mir erst nach guten vier Stunden wirklich trocken, obwohl ich es sehr klein gehäckselt hatte und es auf dem Blech auch gut verteilt hatte, sodass es nicht in mehreren Schichten oder auf einem Haufen lag. Hier scheinen die Zeiten und die Gradzahl nicht ganz zu stimmen und etwas geschönt worden zu sein.

 

Es sind dann noch so einige Kleinigkeiten, die mich an den Rezepten gestört haben, und die ich mir in diesem Buch gewünscht hätte. Wenn ich an das Rezept mit dem Kichererbsen-Tofu denke, hätte ich mir eine Erklärung gewünscht, warum ich den Teig angeblich zwei Stunden quellen lassen soll. Bei mir quillt da gar nichts, der Teig ist nach den zwei Stunden noch genauso flüssig wie vorher. In diversen Internet-Rezepten muss Kichererbsenmehl auch gar nicht quellen, in anderen scheint man diese Zeit einfach nur von den ganzen Kichererbsen übernommen zu haben. Fast leichtsinnig fand ich es dagegen schon, dass mit keinem Wort erwähnt wird, dass rohes Kichererbsenmehl giftig ist, und man es nicht roh probieren sollte! Man muss also auch beim Abschmecken schon aufpassen und einige Personengruppen (Schwangere, Kinder, Kranke) sollten auf das Abschmecken der rohen Masse wohl besser ganz verzichten.

 

Ähnlich ist es beim Rezept für Nussmus. Im Rezept steht, dass man die Nüsse aktivieren soll: Man soll sie entweder stundenlang einweichen, abgießen und spülen und wieder trocknen oder im Backofen rösten – oder einfach ohne Aktivierung, also roh verwenden. Welchen Sinn diese Aktivierung haben soll, wird nicht gesagt. Es bleibt mir daher ein Rätsel, warum ich z.B. Mandeln bis zu 12 Stunden einweichen soll, um sie nachher auch mehrere Stunden wieder zu trocknen und dann langwierig zu zerkleinern. Der Prozess würde mindestens zwei Tage in Anspruch nehmen – da würde ich schon gerne wissen, warum ich es eigentlich machen soll, wenn es doch auch ohne geht in einer sehr viel kürzeren Zeit mit weniger Wasser und weniger Energieverbrauch.

 

Es sind dann noch so einige Kleinigkeiten, die stören. Zum Beispiel habe ich immer mal wieder ein Rezept gesucht und bin hinten ins Rezeptregister gegangen. Dieses ist jedoch sehr unübersichtlich, weil nicht alle Rezepte alphabetisch geordnet sind, sondern dort noch einmal nach den insgesamt neun Kategorien unterteilt wurde. Und die Kategorien sind meiner Meinung nach nicht sinnvoll zusammengestellt. So findet man Nussmus etwa nicht unter „Gewürze, Pasten und Saucen“, sondern unter „Aufstriche“, obwohl ich niemanden kenne, der ein reines Nussmus als Aufstrich verwendet. Und ärgerlicherweise stimmen dann auch Seitenzahlen mal einfach nicht wie etwa die Müsliriegel in der Kategorie „Gebäck“, die nicht auf Seite 26 stehen, sondern auf Seite 62.

 

Und bei einigen „Rezepten“ frage ich mich, wieso man sie aufschreiben muss. Bei Gewürzmischungen für Salatkräuter stehen etwa einfach nur die insgesamt sechs Zutaten und dann „Alle Zutaten mischen und in einem kleinen Glas luftdicht verschlossen aufbewahren.“ Dies ist das ganze Rezept! Ein Spiegelei zu braten erscheint dagegen wirklich als Herausforderung – trotzdem habe ich das Rezept dafür bisher noch in keinem Kochbuch gesehen. Da komme ich wirklich ins Grübeln, ob ich nicht auch eine Gewürzmischung für Salz und Pfeffer machen sollte und dieses Rezept in ein Kochbuch schreibe.

 

Nach meinen Erfahrungen ist das Kochbuch insgesamt eher für Fortgeschrittene geeignet und nichts für Koch-Anfänger. Man braucht mitunter schon ein gewisses Kochwissen, um mit diesen Rezepten zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Trotz der oben beschriebenen Kritik möchte ich dieses Büchlein aber nicht missen, denn es hat mir wieder einmal vor Augen geführt, dass man vieles auch selbst machen kann, ganz auf seine persönlichen Bedürfnisse und Vorlieben abgestimmt, und mir wieder neue Anregungen gegeben für unseren Speiseplan. Die größte Überraschung war für mich, dass das Nussmus doch so einfach herzustellen ist (im Kühlschrank stehen schon Erdnussmus, Mandelmus und demnächst auch Sonnenblumenkernmus, hergestellt mit einem kleinen Küchenhäcksler für 10 Euro!), und der Kichererbsen-Tofu, den es nun öfter geben wird.