Rezension

Nichts für schwache Nerven!!

Pretty Girls
von Karin Slaughter

Um was geht es eigentlich in dem Buch?

Julia ist 19, Studentin, blond, blauäugig und wunderschön! Als sie eines Abends vom Feiern mit ihren Freunden nach Hause geht, kommt sie dort nie an. Sie verschwindet spurlos! Die Ermittlungen führen ins nirgendwo und die Spuren werden kalt. Julia bleibt verschwunden!
Jahre später verschwindet wieder ein Mädchen und die Ereignisse im Leben von Claire überschlagen sich! Ihr Mann stirbt bei einem Raubüberfall und sie entdeckt auf seinem Laptop grausame Snuff-Porno-Filme. Ein versehentlicher Download? Ein gewollter Download? Fand er diese Art von Filmen gut? Und was hat das alles mit den verschwundenen Mädchen zu tun? Welches grausame Geheimnis hat Paul vor ihr verborgen?

Wie habe ich dieses Buch erlebt?

Erstmal muss ich vorweg nehmen, dass ich ein großer Slaughter-Fan bin, viele Bücher von ihr kenne und mir einiges erwartet habe und ich  muss ehrlich sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde!
Das Buch ist in zwei Arten von Kapiteln aufgespaltet. Die "normalen" Kapitel, entweder aus der Sicht von Claire oder Lydia erzählt und die "vergangenen" Kapitel sozusagen, die in Form von Briefen von Sam - Julias Vater - geschrieben wurden.
Da ich die Vorgeschichte "Tote Blumen" bereits vorweg gelesen hatte, kannte ich Julia und ihre Schwestern schon ein bisschen und ich kann nicht wirklich sagen, dass man die Geschichte gelesen haben muss um "Pretty Girls" zu lesen. Man hat ein wenig Einblick in Julias Leben und bekommt mit, dass sie etwas großen auf der Spur war, ein Gespür hatte, weil schon damals Mädchen verschwunden sind und nie wieder aufgetaucht sind!
Nun aber zu "Pretty Girls":
Die Schreibweise der Autorin ist wie in ihren anderen Büchern spannend, flüssig und fesselnd. Ich mag ihre Art Gefühle und Ereignisse darzustellen. Immer darauf bedacht nicht ekelig und zu grausig zu sein. Sie hat es auch diesmal wieder gleich zu Beginn geschafft, mich in die Welt der Protagonisten zu ziehen und mich mit ihnen zu verbinden!
Man erlebt wie Claires Welt zerbricht als ihr Mann Paul bei einem Raubüberfall stirbt. Er war ihr Ein und Alles, hat ihr Halt gegeben und sich immer um sie gesorgt, alles geordnet und sich um alles gekümmert. Und jetzt steht sie ganz alleine da!
Auf dem Weg nach Hause von der Beerdigung ist die Polizei bereits bei ihrem Haus, weil eingebrochen wurde! Jedoch wurden die Einbrecher vom Catering-Service verjagt! Jedoch was haben sie gewollt? Was haben sie gesucht? Warum haben sie nichts mitgenommen?
Und die Geschichte beginnt zu laufen....
Nichtsahnend setzt sich Claire an Pauls Laptop und entdeckt durch Zufall die Snuff-Filme und ab diesem Zeitpunkt wird man total in den Bann gezogen. Die Spannung und die Fragen die in meinem Kopf herumschwirrten wurden mit jeder Seite mehr und lauter.....
Stand Paul auf diese Art von Filmen? Hat er mehr damit zu tun oder ist er nur stummer Zuschauer gewesen? Was verbarg er noch? Hat Claire ihn überhaupt gekannt? Je tiefer Claire in "sein Reich" geht, desto mehr dunkle Geheimnisse werden dem Leser aufgezeigt!
Besonders angetan haben es mir die Kapitel des Vaters! Er schrieb immer in ein Tagebuch, eine Art Brief an seine verschwundene Tochter Julia, in dem er ihr alles erzählte. Von seiner endlosen Suche nach ihr, seinen Gefühlen und wie seine Familie den Bach runter ging, wie sie durch das Verschwinden von Julia fast vollkommen zerstört wurde. Jedes Kapitel zeugte von dem Schmerz und der Leere, die Sam fühlte. Mit jedem Kapitel brach ein klein wenig mein Herz.....
Claire und Lydia, die beiden übrigen Schwestern, haben sich vor Jahren zerstritten, wobei Paul ebenfalls einen Beitrag dazu leistet, aber dazu gehe ich nicht näher ein! Die Ereignisse führen die beiden Schwestern wieder zusammen und gemeinsam gehen sie den Geheimnissen auf den Grund!
Ich mochte eigentlich beide Schwestern, weil ich irgendwo jede Sichtweise der Beiden verstehen konnte und im Grunde aber immer klar rauskam, dass sie einander auch nach Jahren der Trennung geliebt haben.
Für mich hat es Slaughter wieder geschafft eine perplexe Story mit perplexen Verstrickungen zu erstellen, die für mich nicht gleich durchschaubar waren. Die mich bis zum Schluss nicht sicher feststellen ließen, wer auf wessen Seite steht und wer hier wirklich die gute Seite repräsentiert! Für mich ein Thriller der Superlative, der mit hohen psychologischen Aspekten glänzt!

Was für mich das Schlimme an dem Buch war ist, dass die Story ansich wahrscheinlich in der heutigen Zeit nicht aus der Luft gegriffen ist. Alles was Slaughter uns hier beschreibt, alle tiefen Abgründe, die sich auftun, geschehen vielleicht wirklich gerade irgendwo auf der Welt.....

Slaughter zeigt uns auch auf, dass das Leben unberechenbar ist, dass sich aufeinmal alles ändern kann. Dass von heute auf morgen uns Menschen genommen werden, die wir lieben und das Leben, wie wir es kannten, so nicht mehr existiert!

Abschließend eine der schönsten und gleichzeitig auch traurigsten Stellen für mich in dem Buch, natürlich Worte des Vaters:
"Egal, was dir zugestoßen ist, egal, welche Schrecken du erdulden musstest, als du uns geraubt wurdest - du wirst immer mein hübsches kleines Mädchen sein."