Rezension

Niklas Asmus ermittelt

Mord in der Vogelkoje - Kari Köster-Lösche

Mord in der Vogelkoje
von Kari Köster-Lösche

Bewertet mit 4 Sternen

Niklas (Nis – wie er auf Sylt genannt wird) Asmus wurde zum einfachen Schutzpolizisten degradiert und von Rostock nach Sylt strafversetzt. Auf der beschaulichen Insel tut er nun seinen Dienst und kümmert sich mit seiner naturverbundenen Verlobten Ose auch noch um die Vogelkoje in Kampen, deren Wärter vor kurzer Zeit zu Tode gekommen ist. Bei einem Kontrollgang finden sie einen Toten im Abendanzug, der nicht zur Inselbevölkerung gehört. Nis Asmus beginnt zu ermitteln, doch die Ermittlungen gestalten sich als ziemlich schwierig, denn die Bewohner der Insel sind ihm gegenüber recht verschlossen …

Die Geschichte spielt während der Währungsreform 1923/1924. Der Bau des Wattenmeerdamms, der den Namen Hindenburgdamm erst nach seiner Einweihung bekam, schreitet gut voran. So versprechen sich die in Armut lebenden Sylter mit dem Damm eine neue Einnahmequelle. Bisher lebten sie überwiegend vom Fisch- und Entenfang. Nur Touristen brachten einigen Geschäftsleuten noch ein gutes Einkommen. Da der Entenfang im Lauf der letzten Jahre jedoch angeblich stark zurückgegangen ist, wurde kurzerhand die Vogelkoje geschlossen.

So beginnen nun die Ermittlungen. Was wollte dieser Fremde in der geschlossenen Vogelkoje? Wer ist er? Mit wem hatte er auf der Insel Kontakt? Hatte er mit der neuen Fabrik zu tun, die gerade in Kampen gebaut wird? Was soll in der Fabrik produziert werden? Langsam, aber sicher, fügt sich ein Stein zum anderen. Wirtschaftliche Machenschaften kommen ans Licht, die bis in die USA reichen.

 

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut und ist an die damalige Zeit angepasst. Auch wenn es im Buch heißt, dass Gespräche im Sylter Platt fortgesetzt werden, bleibt es für den Leser beim Hochdeutsch. Die wenigen auftauchenden Sylter Begriffe werden am Ende des Buches jedoch kurz erklärt, so dass man keine Mühe hat, der Geschichte zu folgen. Anfangs hatte ich aufgrund schneller Orts- und Personenwechsel ein paar kleine Schwierigkeiten, die vielen Namen auf Anhieb richtig zuzuordnen. Nach wenigen Seiten war aber auch das geschafft.

Sehr schön beschrieben wird die Polizeiarbeit. Teilweise möchte man über das damalige Vorgehen schmunzeln, denn alles wirkt recht betulich. Aber schon bald stellt sich heraus, dass Pfiffigkeit und scharfe Logik auch zum Ziel führen. Heute werden Anfragen per Internet versendet – damals gab es kaum Telefone, so dass ein Telegramm von der Wache in Westerland einen weiten Weg vor sich hatte: erstmal zum Festland, von da über Irland dann endlich nach Kalifornien … Dies ist sicher nicht unbedingt hier erwähnenswert, gehört aber für mich zu den interessanten Nebensächlichkeiten, die diesem Krimi noch ein wenig Würze geben. Ich fühlte mich jedenfalls beim Lesen ganz in die Zeit von damals versetzt und gebe diesem Buch mit Freuden vier Sterne.

Den ersten Band mit Niklas Asmus auf Sylt werde ich auf jeden Fall auch lesen.