Rezension

Noch besser als Band 1!

Lockwood & Co. - Der Wispernde Schädel
von Jonathan Stroud

Nach einem unglaublichen Erfolg rund um den Fall der „Seufzenden Wendeltreppe“ ist Lockwood & Co nun eine bekannte Geisteragentur.

Trotz eines kleinen Reinfalls werden sie deshalb engagiert, um einen Friedhof bei der Bergung eines eisernen Sarges zu sichern... Doch der Inhalt verschwindet, und das Team um den charismatischen Lockwood, der sarkastischen Lucy und dem akribischen (aber nicht sehr auf Körperpflege bedachten) George gerät in einen mysteriösen Fall, der weit in die Vergangenheit reicht und sie in sehr große Gefahr bringt, denn viele haben ein nicht durchschaubares Interesse an dem verschwundenen Inhalt des Sarges. Und als wäre das nicht genug, kommt ihnen das Team der Agentur Fittes in die Quere und ein aufregender Wettlauf beginnt.

 

Vorab etwas zur Aufmachung: Das Cover sieht einfach super aus und die Schwerpunkte liegen ganz klar auf dem (wispernden) Schädel und den Degen, der meistbenutzten Waffe der Geisterjäger. Das vor dem leuchtend roten Hintergrund sieht sehr plastisch aus und ist ein echter Hingucker!

 

Der zweite Band rund um die Londoner Geisteragentur Lockwood & Co beginnt mit einem kurzen Artikel, der auch dem Nichtkenner von Band 1 „Die Seufzende Wendeltreppe“ kurz erläutert, was ihn überhaupt erwartet, weshalb das Lesen des ersten Buches zwar empfehlenswert ist (es sind kleinere, sarkastische Anspielungen vorhanden), aber nicht notwendig, denn weitere (Erinnerungs-)Schnipsel, die das vorangegangene Geschehen erläutern, sind über den gesamten Roman hinweg eingestreut.

Diese fügen sich fließend in den Text ein, was vor allem dem angenehmen Schreibstil von Jonathan Stroud zu verdanken ist. Er schildert die Geschehnisse aus der Sicht von Lucy, und dies ebenso mitreißend wie sarkastisch:

„Es braucht schon mehr als fünfzehn unversehens auftauchende Besucher, um unsereinen aus der Ruhe zu bringen.

Was nicht heißen soll, dass wir nicht nervös geworden wären.“(S. 24)

Auch die Dialoge sind in diesem Stil gehalten,und besonders spitzzüngig geht es stets zwischen den beiden konkurrierenden Agenturen Lockwood & Co und Fittes, zum anderen zwischen Lucy und George, die sich jedoch wesentlich besser verstehen als noch in Band 1.

Dies ist vor allem der Entwicklung der drei Helden zu verdanken, denn zum einen vertrauen sie sich blind, zum anderen nehmen sie aufeinander mehr Rücksicht. Und doch wird die Freundschaft belastet, denn Lockwood gibt nur wenig von sich Preis, was Lucy umso empfänglicher für die Einflüsterungen des sehr provokanten, intriganten und bösartigen Schädels (meine geheime Lieblingsfigur!) macht. Und auch George entfremdet sich zunehmend von seinen Freunden und benimmt sich geheimnisvoll...

Sämtliche Persönlichkeiten sind überzeugend gestaltet -gerade wegen ihrer Ecken und Kanten, die jedoch so genial geschildert werden, dass ich mir irgendwann jede kleine Geste vorstellen konnte, ohne dass sie noch beschrieben werden musste. Einfach genial!

Nicht nur Charaktere und Schreibstil glänzen, auch der Plot überzeugt; mit Ausnahme von zwei Stellen, die mir mit viel zu viel Glück verbunden waren.

So manche Ahnung hat man, doch trotzdem fiebert man mit, hofft und bangt, und wird doch so manches Mal überrascht. Aber die Spannung wird vor allem durch die vielen kleinen Geheimnisse hochgehalten, die aber zum großen Teil nicht aufgelöst werden und denen Stroud mit dem (für mich) gemeinsten Cliffhangers dieses Jahres die Krone aufsetzt. Wo bleibt der Hinweis, das Lebenszeichen von Band 3? Ich kann die Fortsetzung kaum erwarten!

 

Fazit: Insgesamt eine sehr überzeugende Fortsetzung, die mich noch mehr als der Vorgänger mitgerissen hat, und mit Witz, Spannung, einem interessanten Plot und tollen, nicht immer durchschaubaren, Charakteren glänzt und für jeden Liebhaber von spritziger Fantasy ein Muss, gleich welchen Alters!