Rezension

Noch besser als der Vorgänger.

Soul Seeker - Das Echo des Bösen - Alyson Noël

Soul Seeker - Das Echo des Bösen
von Alyson Noël

Ohne das Böse erscheint das Gute nicht gut.
Daire Santos hat ihr Schicksal als Suchende akzeptiert und bereits ihre erste Prüfung im Kampf gegen das Böse bestanden. Sie hat einige Seelen von Enchantment, darunter auch die ihrer Großmutter Paloma, gerettet und den kleinen Ort somit zu neuem Leben verholfen. Die Lethargie, die sonst über der Stadt lag, scheint nun nach und nach zurückzuweichen, doch von einem Sieg gegen das Böse kann noch lange nicht die Rede sein. Paloma ist trotz voranschreitender Genesung noch immer stark geschwächt und so muss Daire einige Zeit auf ihr Training verzichten. So kann sie sich ganz ihrem Leben in Enchantment widmen, denn mit jedem Tag lernt Daire den verschlafenen Ort mehr und mehr lieben. Dies liegt möglicherweise an den neuen Freundschaften, die sie schließt und an den Schmetterlingen im Bauch, die sie wegen Dace Whitefeather spürt.

Doch die beiden verbindet nicht nur die junge Liebe, sondern auch der gemeinsame Kampf gegen das Böse. Beide sind sich bewusst, dass dieser Kampf noch nicht vorüber ist. Doch zu allem Überfluss wurden Rabe und Pferd, ihre spirituellen Leittiere, korrumpiert und sind nun nicht länger die treuen Begleiter, die sie einst für Daire und Dace waren. Ohne sie müssen die beiden nun auf sich selbst und ihre eigenen Fähigkeiten vertrauen, doch sie sind nicht alleine und profitieren von der jahrelangen Erfahrung und spirituellen Unterstützung ihrer Lieben. Aber nicht nur das Liebespaar entwickelt sich weiter. Auch Cade wird immer stärker und mächtiger. Bis Daire und Dace verstehen, dass ihre Liebe den Feind immer stärker werden lässt, vergeht einige Zeit – vielleicht sogar zu viel Zeit.

“Du kannst nie zu krank, zu arm oder zu geschlagen sein, um jenen zu helfen, denen es schlechter geht als dir. Der einzige Weg, anderen mehr Macht zu verschaffen, ist, dir selbst mehr Macht zu verschaffen. Entschuldige dich nie für die Gaben, die dir geschenkt wurden. Bestraf dich nie für deine Fähigkeit zu lieben. Liebe ist nie ein Fehler – sie ist der Inbegriff der Gnade – der höchsten Macht von allen. Sie ist das Einzige, was uns aus der Finsternis heraus in das Licht führen wird …” – Seite 361 –

Eine Fortsetzung, die keine Wünsche offen lässt.
Der zweite Teil der Soul Seeker-Reihe knüpft nahtlos an den Vorgängerband an. Dementsprechend ist Alison Noël sehr sparsam mit Informationen, was bisher geschah. Ich brauchte einige Zeit bis ich das komplexe Geschehen des ersten Bandes rekonstruieren und mich somit vollständig auf diesen Band einlassen konnte. Dafür konnte mich dieser allerdings derart faszinieren und mitreissen, wie ich es nicht erwartet hätte. Der erste Band dieser Reihe war bereits sehr spannend und lesenswert, doch Das Echo des Bösen übertrumpft seinen Vorgänger deutlich. Bis zur letzten Seite gleicht der Kampf von Daire und Dace einer Achterbahnfahrt in der Hölle und je weiter der Kampf voranschreitet, desto mächtiger wird das Böse.

Das Böse sind in diesem Fall natürlich weiterhin die bösen Mitglieder der Richter-Familie, die mit vielen bestialischen Tricks versuchen, die Unter-, Mittel und Oberwelt zu beherrschen. Cade Richters Größenwahn wird von der Autorin in einem besonderen Maß gewürdigt. Sie beschreibt den Zwilling derart facettenreich, dass er fast lebendig scheint. Auch die restlichen Charaktere und Nebencharaktere sind sehr vielschichtig und lebendig beschrieben. Sie entwickeln sich in der Handlung weiter und passen sich den Geschehnissen an. Somit erscheint Enchantment mit seinen Bewohnern nicht als starre Kulisse der Handlung, sondern wird von der Autorin zum Leben erweckt. Besonders Dace Entwicklung verfolgte ich mit großen Interesse, denn es stellte sich für mich bereits im ersten Band die Frage, was nötig ist, um eine reine Seele zu verschmutzen. Die Antwort fand ich in Soul Seeker – Das Echo des Bösen. Ich setzte hohe Erwartungen in den nachfolgenden Band, der im November 2013 erscheint!