Nordische Sagen für jedes Alter spannend erzählt
Bewertet mit 4.5 Sternen
Neil Gaiman hat sich für diese Sagensammlung seine Lieblingssagen aus der nordischen Mythologie heraus gepickt und neu erzählt. Dabei hält er sich sehr nah am Original und interpretiert nichts Neues hinein. Die Erzählweise ist auch größtenteils klassisch, es handelt sich also nicht um moderne Fassungen der alten Geschichten. Lediglich mit dem Sprachstil drückt er dem Ganzen - jedoch gekonnt und passiv - seinen Stempel auf.
Das Buch beginnt mit einer Einführung in die Welt der nordischen Mythologie. Die wichtigsten handelnden Personen sowie Orte werden kurz vorgestellt. Das hilft dem Neuling in diesem Bereich, ist aber auch für den Kenner nicht zu ausführlich, sondern hilft im Gegenteil der Erinnerung kurz auf die Sprünge. Anschließend taucht der Leser direkt in die erste Geschichte ein. Dabei gefiel mir besonders, dass der Leser nicht außen vor bleibt. Ganz im Gegenteil wird man teilweise mit einbezogen oder direkt angesprochen, denn, so schreibt der Autor auch zu Anfang: früher wurden die Sagen am Lagerfeuer mündlich weitergegeben. Genauso will er es auch in seinem Buch halten, nämlich dass der Leser das Gefühl hat, die Geschichten würden ihm in dem Moment des Lesens aktiv erzählt. Wie ich finde, ist dies wunderbar gelungen. Die Atmosphäre, die dadurch erschaffen wurde, passte wunderbar zu den Geschichten.
Die Auswahl der Sagen ist größtenteils rund, nur im letzten Teil gefielen mir die Geschichten weniger gut. Da der Autor natürlich für den Inhalt nicht verantwortlich ist, sondern nur die Auswahl, und diese nun mal subjektiv ist, ziehe ich dafür nur einen halben Stern ab. Ansonsten verbleibe ich mit 4,5 Sternen für ein tolles Buch für Sagenfans.