Rezension

Novelle mit großer Aussagekraft

Der Tod in Venedig - Thomas Mann

Der Tod in Venedig
von Thomas Mann

Bewertet mit 4 Sternen

Gustav Aschenbach ist ein erfolgreicher Schriftsteller in den mittleren Jahren. Die Ehefrau bereits verstorben, die Tochter verheiratet. Unabhängig wie er ist, beschließt er die heißen Sommertage Münchens gegen einen Urlaub in Venedig einzutauschen. Doch dort angekommen, will er enttäuscht wieder abreisen. Zu schwül das Wetter, auch die Stadt selbst hatte er schöner im Gedächtnis. Da trifft er im Hotel einen Jungen, wunderschön und geheimnisvoll.

Manns Novelle hat mich überrascht. Die unerfüllte Liebe zu einem jungen Knaben, die Obsession fand ich als Thema wirklich gewagt. Natürlich lassen sich da autobiografische Züge erkennen: der bekannte Schriftsteller, eigentlich ein Vorzeigemodell des Bürgertums, der sich in homoerotischen Fantasien verliert. Völlig. Diese Charakterwandlung machte für mich den großen Reiz dieses Buches aus. Mann bedient sich zudem einer sehr reichen Sprache, die drückende Hitze, die unvergleichbare Schönheit, alles steht dem Leser sofort bildhaft vor Augen. Die Handlung selbst ist relativ vorhersehbar, trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Manns Ausdruck und seine Erzählkraft entschädigen für kleine Schwächen.