Rezension

Nun küsst euch doch endlich!

Türkisgrüner Winter - Carina Bartsch

Türkisgrüner Winter
von Carina Bartsch

*Worum geht's?*
Emely ist durcheinander. Elyas hat sich seit dem gemeinsamen Campingausflug mit ihren Freunden nicht mehr bei ihr gemeldet, dabei waren sie sich doch noch nie so nah! Auch ihr E-Mail-Freund Luca antwortet ihr nur noch sporadisch, seit sie ihm von dem Ausflug berichtet und ein Treffen vorgeschlagen hat. In welches Fettnäpfchen ist sie bloß wieder getreten, dass sie gleich beide Jungs auf einmal vergraulen konnte? Kurzerhand fasst Emely den Entschluss, Elyas auf der bevorstehenden Halloween-Party zur Rede zu stellen...

*Kaufgrund:*
"Türkisgrüner Winter" habe ich direkt im Anschluss an "Kirschroter Sommer" gelesen. In der kurzen Zeit, in der ich zum zweiten Band greifen musste, plagte mich bereits eine unglaubliche Sehnsucht... Zum Glück lag "Türkisgrüner Winter" bereits in meinem Regal. Den langen Weg in einen Buchladen hätte ich wohl nicht mehr überstanden!

*Meine Meinung:*
Die Handlung von "Türkisgrüner Winter" schließt nahtlos an die des Vorgängers "Kirschroter Sommer" an. Nach dem "katastrophalen" Campingausflug, der Emelys Gefühle in ein absolutes Chaos gestürzt hat, verhalten sich sowohl Elyas als auch der mysteriöse E-Mail-Schreiber Luca seltsam distanziert. Emely kann sich das Verhalten der zwei Jungs nicht erklären und setzt es sich zum Ziel, den Grund dafür herauszufinden. Schon nach der ersten Seite ist man wieder voll und ganz in der Geschichte drin und lässt sich auf Emelys schwankende Gefühle ein. Auch die vorprogrammierten "Ohhh, ist das schööön!"-, "Nun küss' ihn doch endlich!"- und "Nein! Das kannst du doch nicht machen"-Seufzer mischen sich bereits nach kurzer Zeit wieder in das eigene Leseverhalten.

Ja, die Handlung ist in der Tat vorhersehbar und bis auf ein paar ernste Momente allgemein eher einfach gestrickt. Das große Geheimnis um Lucas Identität, dem Emely in "Türkisgrüner Winter" langsam, aber sicher auf die Schliche kommt, hat man bereits in "Kirschroter Sommer" gelüftet und auch sonst ist es leicht zu erahnen, was in den knapp 450 Seiten geschehen wird. Obwohl dies sonst eher Eigenschaften sind, die mich stören und die mich dazu verleiten, eine Geschichte als oberflächlich und langweilig zu bezeichnen, fällt mir bei diesem Buch nur eines dazu ein: Na und?! Es hat für mich absolut keine Rolle gespielt, ob ich mir den weiteren Verlauf bereits zusammenreimen konnte. Im Gegenteil! Ich habe jedem Moment umso stärker entgegen gefiebert. Ich habe mich auf jeden einzelnen Moment gefreut, in dem Emely und Elyas aufeinandertreffen werden (sei es nun wirklich körperlich oder rein gedanklich), weil ich genau wusste, dass ich sie verschlingen und genießen würde. Es sind die unglaublichen Gefühle in der Geschichte, die einen vollkommen in den Bann ziehen, einen unwiderruflich an die Seiten fesseln und es einem unmöglich machen, den Roman beiseitezulegen. Die Seiten verfliegen so schnell - für langatmige Szenen ist hier ohnehin kein Platz!

"Türkisgrüner Winter" bietet seinen Lesern in einem rundum vollkommenen Gesamtpaket alles, was man sich für tolle Lesestunden nur wünschen kann. Dabei übertrifft sich die junge Autorin sogar noch selbst, denn der zweite Band schlägt seinen Vorgänger um Längen. Während "Kirschroter Sommer" einen zum Schmunzeln brachte, in romantischen Szenen dahinschmelzen ließ und einem bei Liebeskummer Bauchschmerzen bereitete, muss man bei "Türkisgrüner Winter" herzlich auflachen, das eigene Herzklopfen unter Kontrolle bekommen und eventuell sogar zu einem Taschentuch greifen.

Die Charaktere haben sich - zum Glück! - nicht verändert. Sie sind die gleichen liebenswerten Figuren, die einem im ersten Band ans Herz gewachsen sind. Protagonistin und Erzählerin Emely tritt mit ihrer tollpatschigen Art noch immer in jedes Fettnäpfchen und zaubert einem mit ihren witzigen und ehrlichen Gedanken stets ein Lächeln auf die Lippen, während der attraktive und charmante Elyas mit seinen türkisgrünen Augen nicht nur Emelys Blut in Wallung bringt. Auch die Nebencharaktere, allen voran Emelys beste Freundin Alex, spielen ihre Rollen weiterhin hervorragend und können überzeugen. Im Verlauf der Handlung gewinnen die verschiedenen Figuren allesamt an Tiefe, bauen ihre Persönlichkeiten noch authentischer aus und festigen damit ihre Plätze in den Herzen der Leser. Nicht ohne schmerzliche Konsequenzen, denn nach der letzten Seite des Romans fühlt man sich tatsächlich so, als müsste man sich von neu gewonnenen Freunden verabschieden.

"Geschichten muss man nicht nur lesen, man muss sie spüren." - Dieser Werbeslogan prangt über dem Klappentext auf der Rückseite des Buches und bringt damit haargenau auf den Punkt, was ich für Carina Bartsch Geschichten empfinde. Die junge Autorin schafft es mit einer erfrischenden, leichten und ehrlichen Art, ihre Leser emotional so stark in die Geschichte hineinzuziehen, dass man jedes Gefühl am eigenen Körper zu spüren bekommt. Bereits in "Kirschroter Sommer" konnte sie mich auf eine turbulente Achterbahn der Gefühle mitnehmen, aber im Gegensatz zu dem, was einem in "Türkisgrüner Winter" geboten wird, kommt mir diese Achterbahn nun eher wie ein Kinderkarussell vor!

Leider müssen wir "Emely & Elyas"-Fans nun ganz stark sein, denn unter dem letzten Satz der letzten Seiten steht in großen Lettern ein Wort geschrieben, was niemand von uns lesen möchte: ENDE. Ja, mit "Türkisgrüner Winter" ist die Liebesgeschichte um das bezauberndste Pärchen des Jahrhunderts im Großen und Ganzen abgeschlossen. Die offenen Fragen wurden beantwortet, die verschiedenen Handlungsstränge sind zu einem wundervollen Abschluss verschmolzen und (fast) alles ist perfekt. Fast, denn ich mag und will mich beim besten Willen nicht mit dem Gedanken abfinden, dass es nun schon vorbei sein soll! Obwohl ich in Sachen Buchreihen oftmals das Bedürfnis verspüre, das Sprichwort "Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist!" auszusprechen, so muss ich mich in diesem Fall ganz klar davon distanzieren. Es ist viel zu schön, als dass du überhaupt an ein Ende denken dürftest, liebe Carina! Zwar schließt die Autorin selbst eine Fortsetzung nicht hundertprozentig aus, aber ein "Kürbisorangener Herbst" oder "Sonnenblumengelber Frühling" ist auch noch nicht in Sicht. Ich für meinen Teil hoffe inständig, dass Carina Barsch die Geschichte um Emely und Elyas irgendwann weiterschreiben wird. Und bis das geschieht, lese ich die ersten zwei Bücher einfach noch einmal... und noch einmal... und noch einmal...

*Cover:*
Dass "Kirschroter Sommer" und "Türkisgrüner Winter" zusammengehören, ist anhand der Cover wohl kaum zu übersehen. Dieser offensichtliche Zusammenhang gefällt mir ebenso sehr wie das undefinierbare gewisse Etwas, dass die Cover zu wahren Eyecatchern macht, obwohl sie im Grunde nichts von dem besitzen, was ich sonst so sehr an ihnen schätze. Was auch immer es ist: Es sieht toll aus!

*Fazit:*
"Türkisgrüner Winter" ist eines jener Bücher, das einen großen, festen, unerschütterlichen Platz in meinem Herzen bis zum Ende meiner Tage sicher hat. "Kirschroter Sommer" war für mich schon ein kleines Meisterwerk, aber Carina Bartsch schafft es in der gefühlvollen Fortsetzung tatsächlich, sich in jeglicher Hinsicht noch weiter zu steigern. Die berührende Liebesgeschichte um Emely und Elyas hat mein Herz zum Rasen gebracht und mir sowohl vor Glück als auch vor Liebeskummer Tränen in die Augen getrieben. Aus den Schmetterlingen, die mir Carina Bartsch in "Kirschroter Sommer" in den Bauch geschrieben hat, sind in "Türkisgrüner Winter" riesige Flugzeuge geworden! Für ein wundervolles Buch voller Emotionen vergebe ich dahinschmelzende 5 Sterne.