Rezension

Nur bedingt fesselnd

Das Kind, das tötet - Simon Lelic

Das Kind, das tötet
von Simon Lelic

Simon Lelic war mir schon früher bekannt durch seinen Roman „Ein toter Lehrer“.
Auch sein aktueller Roman „Das Kind, das tötet“ handelt wieder von einem ernsten Thema, dass innerhalb der Gesellschaft oft heiß diskutiert wird. Steht einem Menschen, der ein grausames Verbrechen verübt hat, wirklich ein Pflichtverteidiger zu? Gesetzlich auf jeden Fall, doch moralisch?
Und wenn es sich dann auch noch um ein 12 jähriges Kind handelt?!

Diese Handlung hat mich in einen absoluten Zwiespalt versetzt, mit dem ich mich lange danach noch auseinandergesetzt habe.
Jedoch schaffte es die Geschichte mich nicht so in den Bann zu ziehen wie erhofft, sie erreichte bei mir leider das Gegenteil.
Die Handlung an sich ist sehr interessant und natürlich will der Leser unbedingt herausfinden, wie die Charaktere sich in der delikaten Situation weiterentwickeln.
So erlebt man zum Beispiel die Eltern des zu verteidigenden Täters, der mit seinen 12 Jahren so unschuldig und hilflos wirkt, die Familie des Verteidigers Lee Curtis, und natürlich auch die Perspektive des Täters selbst.
Sie alle leiden, sie alle haben Ängste und sie alle wollen unterschiedlich handeln.
Genau deswegen hätte ich mir gewünscht, dass die Personen etwas mehr hervorgehoben würden. Erscheinen sie anfangs noch sehr präsent, werden sie im Verlauf immer blasser und die Geschichte sowie auch das Handeln des Verteidigers samt seiner Familie wurde für mich immer unglaubwürdiger.
So verlor Simon Lelic meine Begeisterung für diese Geschichte und ließ mich mit vielen Zweifeln und Fragen zurück.
War die Geschichte spannend?
Nein!
War sie fesselnd?
Nur bedingt!
So kann ich zum Schluss mit gutem Gewissen, diesem Roman 3 von 5 Sternen geben, denn schlecht war er nicht, die Geschichte hätte vielleicht nur etwas mehr Tiefe benötigt, um mich vollkommen zu überzeugen.
© Michaela Gutowsky