Rezension

Nur ein Traum

Das geträumte Land - Imbolo Mbue

Das geträumte Land
von Imbolo Mbue

Bewertet mit 4 Sternen

In Imbolo Mbues hochgelobtem Debütroman geht es um Immigration. Jende Jonga ist mit einem Touristenvisum aus Kamerun in die USA gekommen. Zwei Jahre später holt er seine Frau Neni mit dem gemeinsamen Sohn Liomi  nach. Für beide ist Amerika das gelobte Land. Entsprechend dem amerikanischen Traum kann es hier jeder schaffen, wenn er nur hart genug dafür arbeitet. Als Jende Chauffeur von Clark Edwards wird, einem reichen Banker bei Lehman Brothers, und Neni in den Urlaubswochen in den Hamptons als Haushälterin der Edwards arbeitet, sieht es so aus, als würden all ihre Träume in Erfüllung gehen. Doch dann verliert Clark Edwards durch die Lehman Brothers-Pleite seinen Job. Clark beschäftigt Jende noch einige Zeit, bis dieser im Ehekrieg der Edwards zwischen die Fronten gerät. Das glamouröse Leben der Edwards ist weitgehend schöner Schein. Clark und Cindy haben große Probleme.
Auch die Jongas sind nicht mehr so glücklich wie am Anfang. Mit Hilfe eines auf Asylrecht spezialisierten Anwalts kämpfen sie für die Greencard, gegen die Ausweisung. Sie gehen drei Jahre lang durch die Einwanderungshölle, leben in ständiger Ungewissheit und Angst. Die Edwards sind zwar sehr nett und großzügig zu ihren Angestellten, lassen aber nie einen Zweifel daran, dass es unüberbrückbare Differenzen gibt: Armut und Reichtum, Rasse und Klasse. Es ist nicht zu übersehen, dass die Amerikaner generell die Fremden gar nicht in ihrem Land wollen. Desillusioniert macht Jende seiner Frau am Ende klar, dass Amerika keineswegs das beste Land der Welt ist: “…, dieses Land ist voll mit Lügen und Leuten, die sich gern Lügen anhören. (…) In diesem Land ist kein Platz mehr für Leute wie uns.“ (S. 370).
Sehr schön zeichnet die Autorin die Veränderungen bei  den Jongas nach. Sie merken, dass sie nicht so leben, wie sie leben möchten und sich in Menschen verwandeln, die sie nicht sein wollen. Auch ihre Ehe hat gewaltig gelitten. Sowohl Jende als auch Neni enthüllen zunehmend sehr unschöne Seiten ihrer Persönlichkeit und müssen entscheiden, wo sich für sie das gelobte Land befindet. 
Imbolo Mbue ist ein gut lesbarer Roman gelungen, der durch die augenblickliche politische Lage in den USA eine erschreckende Aktualität gewinnt. Auf jeden Fall empfehlenswert.