Rezension

Ob Großgrundbesitzerin oder Knecht - die Gefühle sind gleich...

Die Frauen von La Principal - Lluis Llach

Die Frauen von La Principal
von Lluís Llach

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Die Frauen von La Principal", das sind drei Generationen von Frauen, die ein großes Weingut in Katalonien führen. Die Erzählung springt zwischen den Zeiten hin und her, wobei die Tatsache, dass die Frauen in jeder Generation Maria heißen, das Verständnis nicht unbedingt fördert. Sie beginnt 1893, als die einzige Tochter des Großgrundbesitzers den Besitz erbt, der wegen einer Reblausplage dem Untergang geweiht zu sein scheint, und endet im Jahr 2001, als die 60-jährige Enkelin dieser Erbin die Wahrheit über gewisse Ereignisse in ihrer Familie erfährt…

1936 geschah ein Mord in Pous, dem Ort, zu dem die Principal gehört. Der junge Polizeibeamte Recader wurde hingeschickt, um den Fall aufzunehmen, konnte aber nicht lange ermitteln, da der Spanische Bürgerkrieg dazwischenkam. 1940 ist er zum Inspektor aufgestiegen und bittet seinen Chef, diesen Fall endliche lösen zu dürfen. Recader ist mit Leib und Seele Polizist und hat viele seiner Methoden aus den englischen Kriminalromanen gelernt, die seine Mutter immer las. Seine Ermittlungen und Gedanken stoßen nicht überall auf Verständnis, sind aber unterhaltsam zu lesen.

Den Mordfall kann Recader nur lösen, wenn er die Hintergründe kennt, und so erzählt ihm die alte Amme Úrsula nach und nach die Geschichte der Principal und ihrer Frauen…

Ich habe lange überlegt, ob ich dem Buch vier oder fünf Sterne gebe, da es einige Längen hat. Während Recader seine Ermittlungen durchführt, ist die Handlung voller Elan und Spannung, doch Úrsulas Geschichte, so interessant sie auch ist, lähmt den Lesefluss etwas. Dafür entschädigt dann aber wieder die poetische und ausdrucksstarke Sprache des Autors (und der Übersetzerin!), daher habe ich mich für fünf Sterne entschieden.

Die wenigen Seiten, die in der Gegenwart spielen, fand ich etwas zu nüchtern verglichen mit der Vergangenheit, aber früher war das Leben auf der Principal auch einfach bunter und vielfältiger und vor allem lebten dort damals viel mehr Personen.

"Die Frauen von La Principal" ist ein ungewöhnliches Buch, sowohl vom Inhalt, Aufbau als auch von den Charakteren her, und es hat mich damit in seinen Bann gezogen. Meine Sympathien für die Charaktere wechselten auch ständig, da der Leser von jeder Person auch eine weniger nette oder angenehme Seite kennenlernt. Es gibt (fast) niemanden, der nur gut oder nur böse ist, und das hat mir gut gefallen. Ich hoffe, der Autor hat noch einmal so einen tollen Einfall für ein Buch, mit dem er uns in die Vergangenheit Kataloniens entführt.