Rezension

Obsession – Anspruchsvoller, gut durchdachter Thriller mit außergewöhnlichen Charakteren

Ein dunkler Trieb - L. U. Ulder

Ein dunkler Trieb
von L. U. Ulder

Bewertet mit 5 Sternen

Björn Liebermanns Lebensgefährtin macht einen Karrieresprung und erhält einen neuen Job in Berlin. Wehmütig, weil er seine geliebte Hündin nicht mitnehmen kann, zieht Liebermann nach und lässt sich nach Berlin versetzten. Widererwartend und entgegen aller Absprachen wird er in Berlin angekommen bei der Mordkommission eingesetzt, obwohl er genau dorthin niemals wollte. Als Krankheitsvertretung gibt man ihm direkt den erst besten Fall. Eine Frau wurde auf sadistische Weise ermordet.  Recht schnell definiert Liebermann die Tat als Serienverbrechen. Müde wird er zunächst auf Grund seiner fehlenden Kompetenzen belächelt, aber schon bald darauf muss das Ermittlerteam erkennen, dass Liebermanns Schlussfolgerungen auf einen wahren Alptraum hindeuten.

Der Autor:

L.U. Ulder, Jahrgang 1958, wurde im Ambergau geboren und wohnt mit Familie und Hund im südöstlichen Niedersachsen. Das Faible für Kriminalliteratur ist beruflich bedingt, im Hauptberuf wird der Autor mit eben solchem Verhalten konfrontiert. L.U. Ulder ist ein Pseudonym. Der Autor ist Mitglied im Syndikat.

Reflektionen:

L. U. Ulder ist mit Ein dunkler Trieb ein vielschichtiger, fesselnder Thriller gelungen. In einer wunderbar klaren und ausdrucksstarken Sprache, klingen Sätze und Kapitel literarisch anspruchsvoll und ohne jeden Slang wohl formuliert. Unverblümt und schnörkellos, trifft der direkte Ausdruck stets den Kern der Fakten, während das Ermittlerteam kompetent und authentisch inszeniert ermittelt.

Für zart besaitete Leser ist Ein dunkler Trieb nicht der richtige Stoff.  Wenn auch nur maßvoll und punktuell sadistische Verbrechen oder Beschreibungen snuffartiger Videos die Handlung einnehmen, wird dem Leser auch noch gnadenlos ein Touch Nekrophilie zugemutet. Trotzdem handelt es sich nicht um einen Thriller, der abartig viel Blut verströmen lässt oder ständig an der Ekelgrenze entlang kratzt.

Anspruchsvoll verpackt, sehr gut durchdacht und geschickt geplottet spielt L. U. Ulder intelligent mit den Perspektiven. Allein die wechselnden Erzählstränge und Kapitel sorgen dafür, dass die atemraubende Spannung mit reichlich Spannungshöhepunkten veredelt wird und so entwickeln sie diesen Thriller zu einem wahren, anspruchsvollen Pageturner.

L. U. Ulder lässt zahlreiche Figuren agieren, deren außergewöhnlichen Persönlichkeiten jeweils mit besonders interessanten Charakterzeichnungen aufwarten. Teilweise schicksalsträchtig, teils mit emotionalen Legenden, vereinen sie die Handlung und die kompetente Ermittlerarbeit zu einem harmonischen, abgerundeten Ganzen, das niemals vorhersehbar, stets aber glaubhaft dargestellt ist. Hin und wieder kann man Längen empfinden, aber man kann sie auch als gekonnte platzierte Verschnaufpausen hinnehmen.

Die Täterperspektive ist ein Geschenk, denn die spannend erzählte Präsenz von Handlungen und Denkweisen, erlaubt noch einmal einen gesonderten Blickwinkel auf das Geschehen der verstörenden und kaltblütigen Verbrechen. Der Täter sucht seine Opfer auf bizarre Weise aus, er lauert ihnen auf und er ist äußerst intelligent. Diese Intelligenz ist auch Macht und diese unterstreicht die düstere und oftmals schockierende Grundstimmung. Mehrfach krabbelt während des Lesens ein kalter Schauer den Rücken hoch und doch kann man diesen Thriller kaum aus der Hand legen.

Fazit und Bewertung:

Ein dunkler Trieb ist ein Ermittler-Thriller, der mit einem sehr sorgfältig durchdachten und intelligenten Plot besticht. Außergewöhnliche Charaktere runden die anspruchsvolle Handlung ab, die von sadistisch, skurrilen Verbrechen durchwoben ist.