Rezension

Odyssee zwischen Venus und Erde

Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt - Jaroslav Kalfar

Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt
von Jaroslav Kalfar

Von Jaroslav Kalfars Debütroman “Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt” hatte ich schon viel gehört, zum Glück aber nicht allzu viel - so konnte ich diese Mischung aus Science Fiction, Politik, Geschichte und Philosophie ganz unbeeinflusst erleben.

Jakub Prochazka ist der erste Tscheche im All (und demnach auch einem enormen Druck ausgesetzt, Tschechien zu mehr Ansehen und globaler Aufmerksamkeit zu verhelfen). Seine Mission: Er soll eine geheimnisvolle Staubwolke zwischen Venus und Erde untersuchen. Doch die Reise dorthin ist lang. Eine willkommene Abwechslung zum eintönigen Alltag im All sind die Telefonate mit seiner Frau Lenka - aber je mehr Zeit vergeht, desto distanzierter wird Lenka, bis sie schließlich den Kontakt zu ihm abbricht. Noch mehr als vorher hat Jakub nun also Zeit, um nachzudenken. Über seine Ehe, sein Leben, seine Herkunft, seine Eltern, die Welt. Während er das Gefühl hat, langsam den Verstand zu verlieren, taucht ein mysteriöses Wesen auf, das ihm Gesellschaft leistet.

Wie schon erwähnt, habe ich den Roman ohne Erwartungen zur Hand genommen. Trotzdem war ich überrascht darüber, was ich letztlich bekommen habe. Diese Geschichte ist keine typische Sci-Fi Story. Dieser Roman ist ein Potpourri aus Allegorien, philosophischen Gesprächen, einer ungewöhnlichen, zumeist aber sehr ansprechenden Sprache und Reflexionen über das Leben des Protagonisten und seine Vergangenheit, über unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit, über Liebe, Verlust, Rache und Akzeptanz. So gut wie das klingt, hat die Geschichte jedoch leider recht schnell an Reiz verloren, wurde teilweise etwas langatmig, etwas zu ausgefallen, zu surreal. Was schade ist, denn das Buch und auch das Ende hätten wirklich Potential gehabt, mir gut zu gefallen - hätte ich denn nicht ab der Hälfte der Seiten, nach denen es nur noch schleppend voran ging, den Bezug zu Jakub und das Interesse an seiner Geschichte verloren. Vermutlich werde ich das Buch trotzdem irgendwann nochmals lesen, nun, wo ich wirklich genau weiß, was mich erwartet, und ich mich besser auf die Passagen konzentrieren kann, die ich nichtsdestoweniger klug oder inspirierend, sprachlich ausgefallen oder zum Nachdenken anregend fand.